Für Sterbende ein Ort des Lebens in Coburg
Autor: Simone Bastian
Coburg, Freitag, 03. Juni 2016
Jahrelang sammelte der Verein Lebensraum Spenden, jahrelang feilte die Caritas am Konzept. Nun hat der Bau eines Hospizes für Coburg begonnen.
Mochte der Himmel auch weinen - im Caritas-Altenheim St. Josef gab es am Freitag strahlende Gesichter, vor allem bei Vera Romahn, Helga und Michael Schadeberg sowie Professor Martin Alfrink. Für die Vorstandsmitglieder des Vereins "Lebensraum - ein Hospiz für Coburg" erfüllte sich am Freitag der Vereinszweck: Der Spatenstich fürs neue Hospiz wurde gesetzt. Drei Millionen Euro wird es voraussichtlich kosten und im nächsten Jahr fertig werden. Für diesen Tag hatte der Verein zehn Jahre lang geworben, Spenden gesammelt, Überzeugungsarbeit geleistet.
Eine der wichtigsten Aufgaben meisterte "Lebensraum" ziemlich früh: "Wir sollten einen Träger suchen, der dann den Betrieb übernimmt", erzählte Helga Schadeberg. Der Verein fragte bei mehreren Wohlfahrtsverbänden an.
Erste Pläne 1995
Richard Reich, Geschäftsführer des Caritas-Kreisverbandes Coburg, hatte schon 1995 Pläne und Konzepte für ein Hospiz entwickelt. Doch die wurden hintangestellt, weil erst der ambulante Hospiz- und Palliativbereich ausgebaut werden sollte. Erst mit der Gründung des Vereins Lebensraum wurde das Thema wieder aktuell. Gebaut wird das Hospiz nun da, wo Reich es schon am Anfang vorgesehen hatte: Etwas oberhalb vom Caritas-Seniorenheim St. Josef in der Kückenthalstraße.Dass es inzwischen keine Diskussion mehr darüber gibt, ob Hospize nötig sind, zeige, "dass die letzten zehn Jahre nicht vergebens waren", sagte Lebensraum-Vorsitzender Martin Alfrink. Der Verein leistete Überzeugungsarbeit und sammelte Spenden, um einen Grundstock für den Bau zu haben und um das Betriebskostendefizit der ersten fünf Hospizjahre decken zu können. Denn das war nur eine der Voraussetzungen für die Genehmigung eines solchen Hauses in Coburg.
2000 Spenden wurden in diesen zehn Jahren verbucht, berichtete Helga Schadeberg: Von Kleinspenden über 1000 Euro, die ein Teilnehmer des Spatenstichs in den Umschlag mit der Anmeldung gesteckt hatte, bis hin zu Großspenden von HUK Coburg und Sparkasse Coburg-Lichtenfels. 500 Euro kamen noch am Freitag dazu, überreicht als symbolische Bausteine vom Coburger Seniorenbeirat. "Ich danke Ihnen für Ihre Hartnäckigkeit und das Stehvermögen", sagte Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) an die Vorstandsmitglieder des Vereins gewandt.
Richard Reich zeigte auf, wofür das Hospiz gebraucht wird: Es soll unheilbar Kranken die Möglichkeit geben, in Würde sterben zu können, geborgen, möglichst schmerzfrei und "mit einem Ja zum Leben bis zum Schluss" (Tessmer) , wo Angehörige den Sterbenden begleiten können und selbst Beratung und Trost finden.
"Ja zum Leben"
Dafür werden professionelle Pflegekräfte und ehrenamtliche Hospizhelfer zusammenarbeiten, hob Reich hervor. Das künftige Coburger Hospiz ergänze die vorhandene Versorgungsstruktur mit ambulanter und palliative Versorgung im Klinikum. In der Regel bleiben die "Gäste", wie die Kranken genannt werden, 18 bis 30 Tage im Hospiz, in ihrer allerletzten Lebensphase, sagte OB Tessmer. Stadt und Landkreis stellen jeweils 800 000 Euro für den Bau des Hospizes zur Verfügung.
"Ohne das könnten wir nicht bauen", betonte Reich und hob hervor, dass die entsprechenden Beschlüsse in Stadtrat und Kreistag jeweils einstimmig gefallen seien.Rund drei Millionen Euro dürfte der Bau insgesamt kosten. Die letzten Kostenschätzungen lauteten auf 2,8 Millionen Euro, sind aber auch schon wieder drei Jahre alt, wie Reich sagte. Die Bemühungen ums Hospiz währen schon etliche Jahre. "Im Vergleich zu mancher Kreisstraße ist das kurz", tröstete Landrat Michael Busch (SPD). Der Kreistag habe früh erkannt, dass eine solche Einrichtung in der Region gebraucht wird. Die nächsten Hospize befinden sich in Naila und Erlangen.
Die Genehmigung für den Bau des Hospizes sei schnell, nämlich innerhalb weniger Monate erteilt worden, betonte Reich. Was lange gedauert hatte, war, alle erforderlichen Unterlagen zusammenzubekommen. Ende April 2015 konnte der Antrag auf Genehmigung dann beim Gesundheitsministerium eingereicht werden. Die Caritas selbst geht laut einer Pressemitteilung davon aus, dass der Einzugsbereich der Einrichtung bis in die benachbarten Landkreise reicht, vom Frankenwald und den Obermain über die Haßberge bis an den Thüringer Wald.