Für Günter ist Singen Medizin
Autor: Gabi Bertram
Coburg, Freitag, 08. Februar 2013
Günter Freitags Herz schlägt für den Gesang. Seit 15 Jahren ist er Vorsitzender des Sängerkreises Coburg-Kronach- Lichtenfels. Heute feiert er seinen 65. Geburtstag.
Coburg — Singen ist Medizin, sagt Günter Freitag, und er spricht da aus jahrzehntelanger Erfahrung. "Wo gesungen wird, finden sich Menschen zusammen und knüpfen Freundschaften. Diese Harmonie macht das Singen aus", davon ist der Vorsitzende des Sängerkreises Coburg-Kronach-Lichtenfels überzeugt. Günter Freitag feiert heute seinen 65. Geburtstag. Ein aktiver Sänger ist er nicht mehr, denn die Geschäfte als Sängerkreis-Vorsitzender nehmen ihn zu sehr in Anspruch. Und Halbherzigkeit, auch beim Singen, ist nicht sein Ding.
In Bamberg wurde Günter Freitag 1948 geboren. Im Maintal verbrachte er seine Kindheit, besuchte später in Bamberg das Gymnasium. Zu seiner Zeit, erzählt er, habe die Musik als Unterrichtsfach noch Bedeutung gehabt. Seine Eltern hatten ihm die Freude am Singen mit in die Wiege gelegt. Der Vater war Vorsitzender des heimatlichen Chors, wo auch die Mutter mitsang.
Interesse für Chorgesang verflog
Wie das Leben so spielt, verlor Günter in der Pubertät die Lust am Chorgesang und am Klavierspiel. "Das ist so eine Zeit, wo junge Leute versuchen, erwachsen zu werden, und für alles Mögliche Interesse haben, nur nicht für regelmäßige Verpflichtungen." Nach der beruflichen Ausbildung lebte Freitag in Rodach, wo er sich mit 26 Jahren der Sängervereinigung anschloss. Lang dauerte es nicht, da war er Vorsitzender.
Im Sängerkreis hatte sich Günter Freitag bis dahin nicht engagiert, weshalb er überrascht war, als er gefragt wurde, ob er das Amt des stellvertretenden Kreisvorsitzenden übernehmen wolle. Drei Jahre später, im Jahr 1995, folgte die Wahl zum Kreisvorsitzenden.
Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Namensänderung. Schließlich hatten Sängergruppen aus den benachbarten Landkreisen Kronach und Lichtenfels schon zu dieser Zeit zum Sängerkreis Coburg gehört. Und nun sollten diese auch benannt werden als Sängerkreis Coburg-Kronach-Lichtenfels. Zum Chorsingen kam er jetzt nicht mehr: "Wenn man nicht konsequent übt, hat es keinen Zweck. Es macht nur Spaß, wenn man auch stimmlich sicher ist." Die Bad Rodacher mussten also auf den Bariton verzichten.
Um die Zukunft der Sangesbewegung ist Günter Freitag nicht bange. Freilich, die Chorlandschaft verändert sich, und viele Chöre sind überaltert. Nur lamentieren lässt Günter Freitag nicht gelten. "Man hat über Jahrzehnte versäumt, sich um den Nachwuchs zu kümmern." Zur Freude des passionierten Chorfreundes gibt es aber auch wieder jede Menge Neugründungen. "Es ermutigt, wenn bereits aufgegebene Chöre aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden oder sich junge Leute zum gemeinsamen Singen zusammen finden." Den "alten" Chören rät Freitag, sich auch nach Fusionsmöglichkeiten in der Nachbarschaft umzusehen.
In neugegründeten Chören sieht der Kreisvorsitzende ein erfrischendes Leistungspotenzial. Bei Leistung denkt er unter anderem auch an Konzertreisen, wie mit dem Hassenberger Chor und dem Auftritt in Ungarn, an den Windheimer Chor und das Singen im Petersdom, an den Singverein Niederfüllbach und die Reise nach Salzburg. Das, sagt er, sind Chöre, die richtig Spaß machen, weil hier die Freude am Gesang so herzerfrischend rüberkommt. Der beste Beweis, dass die Sängerbewegung noch immer in der Blüte ihrer Jahre steht, meint Freitag, sei ja wohl der gemeinsame Auftritt von über 600 Sängern auf dem Coburger Albertsplatz im vergangenen Jahr zum 150-jährigen Jubiläum des Deutschen Chorverbandes gewesen.
Beim Kreissängertag am 10. März in Weitramsdorf stehen wieder Wahlen an. "Wenn ich wieder gewählt werde", kündigt Freitag an, "übernehme ich das Amt gern nochmal, aber nur noch für drei Jahre." Dann will er seinen Ruhestand vollends genießen, mehr Zeit für seine Frau Evi haben, die ihm über all die Jahre und Jahrzehnte zur Seite stand, für Spaziergänge mit Lupus, seinem treuen Freund auf vier Pfoten, fürs Wandern und die Kinder und Enkelkinder, die ihm viel Freude bereiten. gb