Dieser Abend ist eine Heimkehr für Anja Lenßen. Den ersten begeisterten Applaus erhält die singende Schauspielerin, bevor sie überhaupt das erste Lied interpretiert hat. Für Anja Lenßen ist dieser Auftritt mit dem Meininger Damen-Salonorchester Bonbonnière eine nostalgisch gefärbte Reise in die Vergangenheit und zugleich ein Abend voller lebendiger Gegenwart.

Immerhin neun Jahre war Lenßen am Coburger Musentempel engagiert - "beinahe eine unanständig lange Zeit für eine Schauspielerin", meint sie rückblickend mit leiser Ironie. Der Andrang beim Gastspiel im ausverkauften "Contakt" beweist: Nicht nur Anja Lenßen hat Coburg nicht vergessen - auch das Coburger Publikum hat Anja Lenßen nicht vergessen.

"So oder so ist das Leben"
Musik und Leben - sie begegnen sich an diesem Abend in den gesungenen Texten und in der Moderation der

auskunftsfreudigen Sängerin. "So oder so ist das Leben" lautet das Motto des Programms, bei dem das Damen-Salonorchester in Quintett-Besetzung musiziert - Schlagzeuger Ralf Probst als Quotenmann inklusive. "So oder so ist das Leben" - Erfolge und Enttäuschungen hält es bereit.


Viele große Rollen in Coburg


Und so erzählt Anja Lenßen, wie sie nach ihren erfolgreichen neun Coburger Jahren mit vielen großen Rollen bei ihrem Karriereintermezzo im fernen Lüneburg den Norden so intensiv von seiner bisweilen spröden Seite erlebte, dass sie nur ein Jahr später gen Meiningen aufbrach. Im Grunde nutzt die Schauspielerin in ihrer Rolle als Diseuse die Gelegenheit, mit Hilfe der ausgewählten Titel von Hildegard Knef, Zarah Leander und anderen ein wenig aus ihrem Leben zu erzählen.


Klangliche Finessen

"Kann denn Liebe Sünde sein", fragt Lenßen singend und hat ganz entschieden die Antwort parat: nein, natürlich nicht. Alles dreht sich um die Liebe an diesem Abend mit Liedern von Theo Mackeben, Michael Jary und anderen. Das Damen-Salonorchester ist hörbar bestens vertraut mit dem Stil dieser Musik und spielt mit feinem Gespür für klangliche Finessen, entfaltet den manchmal leise melancholisch getönten Charme der Lieder ebenso sicher wie die bisweilen frechen Rhythmen.
Dabei bietet das gut harmonierende Quintett mit Dörte Willkommen an Geige und Tenorsaxofon, Renate Kubisch am Cello, Meike Zeisberg am Kontrabass, Viola Bornscheuer am Flügel und Ralf Probst am Schlagzeug seiner Sängerin alle gestalterischen Freiheiten. Und Anja Lenßen nutzt diese Freiheiten, macht mit stets sehr anschaulicher Artikulation aus jedem Lied eine effektvolle kleine Szene.

Wenn rote Rosen regnen
Dazwischen erzählt sie vom jungen Mutterglück an der Werra, von ihrer Arbeit am Meininger Theater - um sich dann doch immer wieder an ihre Coburger Rollen zu erinnern.
An Wittenbrinks Schlager-Revue "Sekretärinnen" zum Beispiel, die am Landestheater zum Kassenschlager schlechthin wurden und in drei Spielzeiten die Zuschauer in Scharen ins historische Haus am Schlossplatz lockten. Und natürlich erinnert sie sich an ihren Hildegard-Knef-Abend, den sie über Lüneburg mit nach Meiningen genommen und inzwischen mehr als 60 Mal präsentiert hat. Als Reminiszenz daran singt sie denn auch "Für mich soll's rote Rosen regnen".
Coburgs Anja-Lenßen-Fans können jedenfalls kaum genug bekommen und erklatschen sich schließlich drei Zugaben.



Zu Gast in der Reihe "Cultur im Contakt"

Salonorchester Das Damen-Salonorchester Bonbonnière, mit dem Anja Lenßen seit Dezember 2012 auftritt, besteht seit 1985. Gastspiele führten die Musikerinnen auch nach Österreich, Ungarn, Frankreich und Belgien. Die Musikerinnen sind hauptberuflich am südthüringischen Staatstheater Meiningen und an der Musikschule Suhl tätig. Die Schauspielerin Anja Lenßen war bis Sommer 2010 am Landestheater Coburg engagiert und ist seit Herbst 2011 Ensemblemitglied am Staatstheater Meiningen.

So geht es weiter Sonntag, 16. Februar , 19.30 Uhr- Nice Ferreira "Blue Bossa".