Frisch Auf Göppingen für HSC Coburg eine Nummer zu groß
Autor: Christoph Böger
Coburg, Mittwoch, 16. Dezember 2020
Nichts wurde es aus dem erhofften ersten Heimsieg für den HSC Coburg. Gegen Göppingen fehlten im Angriff die Ideen.
Mehr als 3000 Zuschauer sind aus dem Häuschen und feiern ihr Team noch lange nach der Schlusssirene. Die Fans verwandeln den Coburger Sporttempel in einen Hexenkessel - ein gelb-schwarzes Freudenhaus. Ohrenbetäubender Lärm, glückliche Coburger liegen sich gut eine Woche vor Weihnachten in den Armen. Während der Ehrenrunde schwappt sogar die La Ola-Welle durchs weite Oval und die Protagonisten klatschen den begeisterten Anhängern euphorisch Applaus. Billek, Sproß und Zetterman winken stolz in die Menge. Es ist vollbracht, der erste Heimsieg in der stärksten Handball-Liga der Welt in trockenen Tüchern - jetzt bleibt kein Auge trocken!
Denkste, Pustekuchen! Corona verdirbt in diesen Tagen allen die Stimmung. Erst recht der großen Coburger Handball-Familie. Tote Hose in der Arena. Statt Rambazamba gähnende Leere. Nur ein paar Trommler, etliche Offizielle, ausgewählte Journalisten, gestresste Betreuer und enttäuschte Handballprofis. Und es herrscht Ernüchterung pur beim HSC - denn die Coburger blieben am Mittwochabend gegen Frisch Auf Göppingen vieles schuldig. Vonwegen erster Heimsieg der Saison. Göppingen war mindestens eine Nummer zu groß. Und dabei war die Hoffnung nach dem Husarenritt von Melsungen bei allen so groß.
1. Bundesliga
HSC Coburg gegen
FA Göppingen 21:29 (11:14)
Fast fünf Minuten hätten die Zuschauer am Mittwochabend in der HUK-Arena stehen müssen. Denn erst nach 4:41 Minuten brach Drasco Nenadic den Bann. Gegen das aufmerksame Göppinger Bollwerk fanden die Coburger schon zu Beginn wenig Lösungen. Das erkannte Trainer Alois Mraz schnell, schnappte sich wütend nach nur knapp drei Minuten die grüne Karte und legte sie nach siebeneinhalb Minuten auf den Kampfrichtertisch. Stand: 2:4.
Prompt wurde das Angriffsspiel ideenreicher. Zwar scheiterte Kreisläufer Stephan Zeman zweimal am Gebälk, doch der wendige Pouya Norouzi Nezhad glich nach gut einer Viertelstunde aus (7:7). Auszeit Frisch Auf Göppingen.
Das Coburger "Europa-Ensemble" - jetzt mit zwei Serben, zwei Schweden, einem Tschechen, einem Iraner und zwei Deutschen auf der Platte - blieb hellwach, packte am eigenen Kreis entschlossen zu, kassierte aber einige strittige Siebenmeter. Das brachte vor allem einen alten Bekannter mehrfach auf die Palme: Jan Gorr. Er sprang immer wieder auf, gestikulierte wild hinter der HSC-Bank.
"Energie pur in Samt und Seide"
Der Geschäftsführer zurück in seinem Trainer-Element. Energie pur in Samt und Seide. Ein brodelnder Vulkan auf dem Klappsitz in Reihe 2.
"Sein" Team verlor den Faden: 11:14 (28). Zu viele Chancen blieben fahrlässig liegen, Poltrum war dieses Mal auch kein Faktor. Der Torsteher wechselte sich drei Minuten vor der Pause selbst aus, machte Platz für "Oldie" Jan Kulhanek. Doch das Spiel des HSC wurde nach der Pause nicht besser.
Ganz im Gegenteil: Gegen die Göppinger Riesen war an diesem Abend kein schwarz-gelbes Kraut gewachsen. Torsteher Daniel Rebmann zog den HSC-Werfern den Zahn. Der Rückstand wuchs und wuchs: 12:19 nach 39 Minuten.
Mraz holte sein Team gleich zweimal bis zur 44. Minute zum Rapport an die Außenlinie, Gorr hatte da längst seinen Platz resigniert verlassen und beobachte das Geschehen von weiter oben. Natürlich ahnte de Handball-Experte schon zu diesem Zeitpunkt, dass es wieder nichts mit dem ersten Heimsieg wird. Denn Göppingen war spätestens jetzt eine Nummer zu groß. Fehler der "Gelb-Schwarzen" bestraften die Gäste mit effektiven Tempogegenstößen. Im Positionskampf fehlten die zündenden Ideen. Bei den Eins-gegen-Eins-Situationen waren die Frisch-Auf-Jungs hellwach.
Keine Spannung mehr
Der Coburger Rückraum hatte längst sein Pulver verworfen und die Kreisläufer Justin Kurch und Stephan Zeman bissen sich die Zähne am intensiv Mittelblock aus. Der Rückstand nahm kontinuierlich zu. Fünf, sechs, sieben und nach 50. Minuten waren es sogar acht Treffer. Diesen großen Vorsprung transportierte der Favorit mühelos über die Ziellinie.
Mit 21:29 verliert der HSC das Spiel. Ernüchterung macht sich im fast gähnend leeren Sporttempel breit. Viele haben sich mehr erwartet.