Fridolin hilft Neustadter Kinder zu schützen
Autor: Thomas Heuchling
Neustadt bei Coburg, Mittwoch, 10. April 2013
Gefühle zu erkennen und Geheimnisse richtig einzuordnen ist für Kinder nicht einfach. Noch schwieriger ist es in gefährlichen Situationen nein zu sagen. Ein kleiner grüner Drache soll ihnen dabei helfen, damit es nicht zu sexuellen Übergriffen kommt.
"Dino, Dino komm' heraus, wie sieht dein Gefühl heut' aus", rufen 13 Kinder im Vorschulalter in der evangelischen Kindertagesstätte Löwenzahn. Der kleine Marcel wirft eine karierte Decke, die die Höhle eines Drachen ist, von sich und streckt seine beiden Hände von der Brust weg. Eines der Mädchen ruft: "Der will nicht gestört werden." Marcel geht noch eine Runde durch den Stuhlkreis und behält seine Körperhaltung bei. "Ja das stimmt. Marcel möchte mit seiner Körperhaltung ,Stop, ich will das nicht' sagen", erklärt Anni Schuhmann-Demetz den Kindern. Sie ist gemeinsam mit ihrer Kollegin Sybill Kosenda von Coburg in den Neustädter Kindergarten gekommen.
Aber eigentlich sind die beiden Frauen zu dritt angereist. Denn mit dabei ist Fridolin, ein kleiner grüner Drache, den Schuhmann-Demetz mit ihrer Hand zum Leben erwecket.
Marcel, der aus der Drachenhöhle kam und Stop signalisiert hat, hat von den anderen Kindern Applaus bekommen und setzt sich wieder in den Stuhlkreis. Jetzt ist Bruno an der Reihe. Er legt sich, wie zuvor Marcel, unter die Decke. Schon ist er in der Drachenhöhle. Fridolin kriecht mit Schuhmann-Demetz unter die Decke und flüstert Bruno ein Gefühl zu, dass er danach den anderen zeigen soll. Er wirft die Decke weg und grinst. "Er ist fröhlich", ruft ein Mädchen. "Was meinst du Fridolin", fragt Schuhmann-Demetz den grünen Drachen. "Ja, das ist richtig, Fridolin hat auch genickt." Die Kinder freuen sich und rufen laut: "Ja". Zuvor haben sie in einem Bilderbuch verschiedene Gefühle kennengelernt. Was hier spielerisch den Kindern vermittelt wird ist sehr wichtig und ein ernstes Thema, so Schuhmann-Demetz.
Gute und schlechte Geheimnisse
Neben Gefühlen geht es auch um Geheimnisse und diese richtig einzuordnen. Sybill Kosenda, die ehrenamtlich bei dem Projekt mitarbeitet, erzählt dazu eine Geschichte. In dieser wollen die zwei Mädchen Susi und Marion heimlich ein Geschenk für ihre Mutter kaufen. Sie haben Angst, dass ihr Geld für ein Geschenk nicht reicht und überlegen dem Vater einen Euro aus dem Portmonaie zu klauen - entscheiden sich aber dagegen. Der Mutter kaufen sie einen Schraubenzieher, den sie sich schon lange gewünscht hat. Wieder zu Hause angekommen, muss der Vater plötzlich weg und Onkel Egon soll auf die beiden Mädchen aufpassen. Der will die beiden Mädchen küssen und sagt, dass das ein Geheimnis bleiben muss. Die beiden erzählen es ihrem Vater und der stellt den Onkel zur Rede.
"Es gibt gute und schlechte Geheimnisse", sagt Schuhmann-Demetz und schaut zu Fridolin, der auf ihrem Schoß sitzt und nickt. Die Kinder sollen nun einordnen welches Geheimnis aus der Geschichte ein gutes und ein schlechtes ist. "Der Onkel hat ein böses Geheimnis gesagt", stellt einer der Jungen fest. Fridolin nickt zu stimmend und Schuhmann-Demetz erklärt warum das so ist
"Wenn ihr für eure Eltern im Kindergarten etwas zu bastelt und sie damit überraschen wollt, was ist das für ein Geheimnis", fragt Kosenda. "Das ist ein gutes Geheimnis", ruft ein Mädchen. Die Kinder warten gespannt auf die Antwort von Fridolin. "Was meinst du Fridolin", sie lässt den Drachen nicken, "Ja das ist richtig", sagt Schuhmann-Demetz. Die Kinder erzählen, ob sie auch eigene Geheimnisse haben und Fridolin hört aufmerksam zu.
Gefühle als Warnsignal erkennen
"Die Kinder sollen etwas für den Alltag mitnehmen und wenn es wirklich zu Übergriffen kommt, dann können sie besser reagieren", sagt Schuhmann-Demetz. Nach einer Stunde geht der erste Tag mit Fridolin zu Ende. "Gefühle sind wichtig und richtig. Aber können auch Warnung sein, wenn etwas nicht stimmt", erklärt Schuhmann-Demetz den Kindern.
Die sind inzwischen etwas unruhiger geworden und wackeln auf ihren Stühlen herum. Zum Abschied bekommen sie noch ein Bild, das sie ausmalen können. "Am zweiten Tag geht es ums Neinsagen und darum wo und wie man Hilfe holen kann", sagt Schuhmann-Demetz. Dabei arbeiten die Frauen mit einem Rollenspiel, einem Bilderbuch mit dem Titel "Das große und das kleine Nein" und natürlich wieder mit dem Drachen Fridolin.