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Frauenhäuser: Wenn die Hilfe am Geld scheitert


Autor: Dominic Buckreus

Coburg, Dienstag, 03. Mai 2016

Von den allerorts fehlenden finanziellen Mittel bleibt auch die Coburger Einrichtung nicht verschont. Eine Mitarbeiterin schildert die Situation.
Eine Studie zeigt, dass viele Opfer, die in den Frauenhäusern Schutz suchen, wegen Platzmangels abgewiesen werden. Symbolfoto: Maurizio Gambarini/dpa


Schon lange kritisiert die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag die Situation in den Frauenhäusern des Freistaates. Vor allem fehle es den Einrichtungen, die Frauen und deren Kindern Schutz vor körperlicher und seelischer Gewalt bieten, an den finanziellen Mitteln. Damit einher gehen strukturelle Probleme, wie Platz- und Personalmangel. Das schränke die Hilfe für die Bedürftigen ein.

Die Coburger Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld (SPD) sieht die Kritik durch eine kürzlich veröffentlichte Studie vom Sozialministerium berechtigt und fordert ein Umdenken: "Was wir schon lange wussten, hat sich durch die Studie jetzt bestätigt. Frauen, die Opfer von Gewalt sind, müssen die Hilfe bekommen, die sie brauchen - auch in Coburg."


Nur Basisarbeit - mehr nicht

Margit Traut, Sozialpädagogin im Coburger Frauenhaus, gibt ihr Recht: "Es wird zwar vieles von den Kommunen
genehmigt, aber für zusätzliche Sachen ist kein Geld da." Dabei denke sie vor allem an Personalkosten, etwa für Therapeuten, Psychologen, Dolmetscher oder Mitarbeiter für die Kinderbetreuung. Sprich: Die Basisarbeit ist möglich, aber mehr geht nicht.

Zu den Grundaufgaben gehört auch, dass die vier Mitarbeiter das Haus selbst verwalten müssen. Außerdem gibt es keinen Hausmeister, sodass auch Reparaturen an den Teilzeitkräften hängen bleiben: "Wir müssen alles selbst machen - das beschneidet natürlich unsere eigentliche Arbeit", klagt Traut.

Den Personalmangel mahnt auch Biedefeld in ihrer Pressemitteilung an. Zudem fordert sie, die verfügbaren Plätze in den Unterkünften um 35 Prozent zu erhöhen, denn die meisten Frauen würden wegen fehlender Zimmer abgewiesen.Traut sagt, dass dies zwar vor allem die Ballungsgebiete betreffe, "es kommt aber auch vor, dass wir überbelegt sind und die Frauen an andere Häuser verweisen müssen."

Dies hänge aber auch damit zusammen, dass es für die Frauen oft schwierig sei, eine geeignete Wohnung zu finden. Somit seien sie gezwungen, länger als nötig im Haus zu bleiben. Dass die Regelaufenthaltsdauer erhöht wird, wie von Biedefeld gefordert, ist in Coburg aber nicht nötig: "Wir haben hier keine Frist. Man darf so lange bei uns bleiben, bis man stabil genug ist und sich schließlich zutraut, in einer eigenen Wohnung zu leben."


Flüchtlingsbetreuung schwierig

Wenn die Frauen, die hauptsächlich wegen häuslicher Gewalt Hilfe suchen, denn eine finden. Oft scheitere die Suche wegen der Kinder oder weil die Frauen vom Jobcenter abhängig sind, erklärt die Sozialpädagogin. "Das ist natürlich immer frustrierend für die Frauen", meint sie. Die Hausregeln besagen dazu, dass Besuch tabu ist, was vor allem die Kinder belaste: "Sie können ja nicht einmal ihre Freunde nach Hause zum Spielen einladen."

Als wäre das alles nicht schon genug, kamen mit den Asylbewerberinnen in den letzten Monaten noch mehr Hilfesuchende auf die Betreuer des Frauenhauses zu. Diesem "Mordsaufwand" stehen sie aber bisweilen machtlos gegenüber: "Das ist eine Arbeit, die wir mit den bisherigen Möglichkeiten nicht durchführen können. Unsere Hilfe hält sich da wirklich in Grenzen", sagt Traut. Fast immer sei ein Dolmetscher nötig und auch die oft langwierigen Verfahren zur Umverteilung bringen Schwierigkeiten.