Franken und Thüringer zusammen auf den Beinen
Autor: Gabi Bertram
Straufhain, Donnerstag, 04. Oktober 2018
250 Wanderer trafen sich am Tag der Deutschen Einheit zum Thüringisch-Fränkischen Wandertag, dessen Start und Ziel diesmal in Streufdorf lagen.
Grenzenlos wandern und die Natur genießen, das führt Marliese Stegner und Angela Stegner aus Ebersdorf bei Coburg oft ins benachbarte Thüringer Land. Sie lieben Masserberg und die Konzerte auf der Veste Heldburg. Und auch privat hat sich mit der Deutschen Einheit vieles für die beiden Damen geändert. Angela hat einen Freund in Thüringen, und auch Marlieses Schwester ist in den Neubundesländern verbandelt. "Wir sind schon ziemlich vermischt", sagt Marliese Stegner lachend, "und das schönste ist der Feiertag." Da können Gudrun Oswald aus Kaltenbrunn und Norbert Müller aus Rossach nur zustimmen. Auch sie hatten den doch etwas weiteren Anfahrtsweg nach Streufdorf angetreten, um in einer Ost-West-Wandergemeinschaft diesen Tag zu verbringen.
Landrat Busch mahnt
Zum diesjährigen länderübergreifenden Wandertag hatten die Initiative Rodachtal und die Kommunen Straufhain, Bad Rodach und Bad Colberg-Heldburg in konzertierter Aktion eingeladen. In deren Namen begrüßten Martin Finzel, Vorsitzender der Initiative, sowie die Vertreter der gastgebenden Kommunen, Katja Kieslich, Rainer Juhrsch und Ernst-Wilhelm Geiling, die zahlreichen Wanderer aus Ost und West. Mit Landrat Michael Busch aus Coburg war zumindest einer der beiden Landratsschirmherren anwesend. Eine schöne Tradition, freute sich Busch über die große Resonanz, erinnerte aber auch daran, was dieser Tag für die Deutschen bedeute. "Auch wenn anfangs die Trabis gestunken haben und die Begrüßungsgeld-Schlangen lang waren, so hat die deutsche Einheit doch für viele Menschen auf beiden Seiten der einstigen Grenze Verbesserungen gebracht", sagte Busch, mahnte aber zugleich, aufzupassen, dass man nicht von denen, die alles negativ reden, rechts überholt werde. "Wir sind alle Franken", rief Ernst-Wilhelm Geiling, Vize-Bürgermeister von Bad Rodach, in die muntere Wandererschar und wurde von Michael Busch ergänzt: "Wir sind grenzenlos fränkisch." Martin Finzel, Chef der Rodachtal-Initiative, dankte allen Helfern, die den Wandertag vorbereitet hatten, vor allem auch der Feuerwehr Streufdorf, die sich um die Versorgung kümmerte. Die Initiative Rodachtal, so Finzel, sei in ihrer Konstellation und Kooperation beispielhaft für die deutsche Einheit. Mit Hildburghausen, Veilsdorf und Eisfeld in Südthüringen arbeite man in diesem Sinne zusammenarbeiten und wachse weiter.
Interessantes zu hören auf dem Weg
Katrin Schleffke von der Gemeinde Straufhain führte die große Schar dann über den Naturlehrpfad Hopfenberg zur alten Linde, weiter zum ehemaligen Schloss Seidingstadt, wo Therese, die spätere Königin von Bayern aufwuchs. Ohne die Hochzeit der Prinzessin aus Hildburghausen mit König Ludwig, so die Wandertourführerin, hätte es wohl kein Oktoberfest gegeben und kein Theresienfest in Hildburghausen, das übrigens an diesem Wochenende gefeiert wird. Eine weitere Station war das kleine Bahnmuseum in Seidingstadt. Nach rund sechs Kilometern trafen die Wanderer wieder in Streufdorf ein, wo das Mittagessen, der eine oder andere kühle Trunk und zünftige Blasmusik warteten.
Erstmals mit dabei war auch Ulrich Leipold aus Eicha. Er wandert gern und wollte sich in diesem Jahr den Thüringisch-Fränkischen Wandertag nicht entgehen lassen. "Dabei überschreiten wir heute eigentlich fast täglich die Grenze, die vor 28 Jahren nur einen Steinwurf von unserem Dorf entfernt lag", erzählt er, wiegt in Anbetracht der politischen Entwicklungen im Lande aber auch sorgenvoll den Kopf. "Ich bin 1944 geboren, habe die Nachkriegszeit mit erlebt", sagt er und meint, er könne nur warnen vor dem, was sich an rechtsextremem Gedankengut schon wieder auf den Straßen sammle.