Druckartikel: "Fränkischer Horowitz": Hans-Dieter Bauer wird 80

"Fränkischer Horowitz": Hans-Dieter Bauer wird 80


Autor: Jochen Berger

Coburg, Donnerstag, 25. Mai 2017

Der in Coburg lebende Pianist Hans-Dieter Bauer wird am Samstag 80 Jahre alt. Für seine Fans zählt er zu den großen Virtuosen des Konzertlebens.
Pianist aus Leidenschaft: Hans-Dieter Bauer Foto: Archiv/Jochen Berger


Der Begriff Ruhestand hat keinen Platz in Hans-Dieter Bauers Vokabular. Denn der Konzertpianist, der seit vielen Jahrzehnten in Coburg lebt, ist noch immer ein unermüdlich Suchender. Bauer, der am Samstag seinen 80. Geburtstag begeht, ist noch immer auf der Suche nach dem perfekten Klang. Diese Suche - sie treibt ihn um seit seinen Studienjahren, die er in Nürnberg und Frankfurt bei renommierten Lehrern absolvierte.


Wenn Hans-Dieter Bauer das Konzertpodium betritt, erlebt das Publikum die magische Kraft der Musik auf ganz unmittelbare Weise. Denn die Kraft der Musik zieht nicht nur die Zuhörer in Bann. Sie verwandelt auch den Interpreten, der mit Fliege, Frack und Lackschuhen schnurstracks aus dem 19. Jahrhundert zu kommen scheint. Das 19. Jahrhundert als das Jahrhundert der großen komponierenden Virtuosen von Schumann bis Liszt, von Chopin bis Rachmaninow - dieses 19. Jahrhundert ist die wahre zeitliche Heimat Hans-Dieter Bauers.


Musik der Romantik im Zentrum

Die Musik jenes Jahrhunderts jedenfalls bildet den Schwerpunkt in Bauers Repertoire, obwohl der Pianist natürlich auch Werke aus Barock und Klassik sowie aus der klassischen Moderne pflegt. Richtig daheim aber ist Bauer als Interpret beim bevorzugt hochvirtuosen Pianisten-Futter.


Dabei pflegt Bauer nicht nur die bekannten großen Namen von Schumann bis Liszt, sondern widmet sich immer wieder weniger bekannten oder seltener zu hören Komponisten wie Sergei Bortkiewicz oder Felix Draeseke, der 1835 in Coburg geboren wurde und einen stilistisch ganz und gar eigenständigen musikalischen Kosmos geschaffen hat. Ein ausgesprochenes Faible besitzt Bauer zudem für das kompositorische Werk von George Gershwin.


Lange Jahre hat Bauer als Professor in Nürnberg unterrichtet. Spätestens seit seiner offiziellen Pensionierung aber entwickelt der Pianist eine unermüdliche solistische Konzerttätigkeit in der Region und weit darüber hinaus. Konzerte Hans-Dieter Bauers in der Region Coburg sind regelrechte Treffpunkte seiner treuen Fans, die aus seinen Auftritten unverwechselbare künstlerische Heimspiele machen.


Hans-Dieters Bauers ungebrochene Vorliebe für das hochvirtuose Repertoire hat ihm im Kreis seiner treuen Fans übrigens längst einen bewundernden Ehrennamen eingetragen: "fränkischer Horowitz".



Aus dem Leben eines Pianisten


Hans-Dieter Bauer wurde am 27. Mai 1937 in Berlin geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von drei Jahren, seinen ersten öffentlichen Auftritt absolvierte er fünfjährig, sein erstes Orchesterkonzert gestaltete er als 13-Jähriger. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges kam er mit seiner Familie in die Heimatstadt seines Vaters nach Coburg. Er studierte am Konservatorium Nürnberg und an der Musikhochschule Frankfurt bei Otto A. Graef, Branca Musulin und Geza Anda.
Karriere Als Solist wie als Kammermusikpartner renommierter Instrumentalisten führte ihn seine Konzertkarriere in zahlreiche Länder in aller Welt - von Argentinien bis China, von Frankreich bis Ungarn, von Österreich bis in die Ukraine. Hans-Dieter Bauers Kunst ist in zahlreichen Schallplatten- und CD-Aufnahmen sowie Rundfunk-Produktionen dokumentiert. Bauers Pianisten-Kollege Jörg Demus apostrophierte ihn als "Meister der fast unspielbaren Literatur des späten 19. Jahrhunderts".