Vergangenes Jahr exportierte Deutschland dem Statistischen Bundesamt zufolge Waren im Wert von gut 700 Milliarden Euro in die EU - mehr als 12 Prozent landeten in Großbritannien, dem damit zweitwichtigsten Absatzmarkt innerhalb Europas. Den größten Anteil daran haben Kraftfahrzeuge und Kfz-Teile. Das Vereinigte Königreich ist ein wichtiger Handelspartner für die deutsche Automobilindustrie.
Brose investiert in England
Automobilzulieferer Brose mit Sitz in Coburg und einem Werk in Hallstadt ist auch in England vertreten. "Der Standort Coventry war vor rund 30 Jahren das erste Brose-Werk außerhalb Deutschlands", erklärt Unternehmenssprecher Jan Säger. Die britische Autoindustrie steht gut da, und der fränkische Zulieferer hat sein Geschäft dort seit 2013 mehr als verdoppelt: Jaguar Land Rover, Nissan und Toyota werden von Coventry aus mit Fensterhebern und Sitzstrukturen beliefert. "Im August wird eine neue Lackieranlage in Coventry den Betrieb aufnehmen", sagt Säger. An der langfristigen Planung halte Brose derzeit fest. "Allerdings stehen die Verhandlungen über den Brexit noch am Anfang. Wir verfolgen die Entwicklung genau und werden unsere Strategie immer auch an den Plänen unserer Kunden und deren Standortentscheidungen ausrichten."
Kaeser hofft auf den Brexit-Exit
Ebenfalls in Coburg sitzt einer der weltweit führenden Anbieter für Kompressoren: Kaeser hat einen Exportanteil von 70 Prozent und ist in vielen Ländern mit eigenen Niederlassungen vertreten. In Großbritannien hat die Firma einen Handelspartner. Vorstandsvorsitzender Thomas Kaeser erklärt, dass etwa zehn Prozent des westeuropäischen Exportumsatzes ins Königreich verkauft werden. Er geht davon aus, dass der Brexit einen verheerenden Einfluss auf die britische Wirtschaft haben wird. "Ich kann nur hoffen, dass verantwortliche britische Politiker im letzten Moment doch einen Exit aus dem Brexit erreichen können", sagt der Coburger. "Zum Wohle Großbritanniens und zum Wohle Europas."
Adidas hat viele britische Fans
Das Vereinigte Königreich ist ein wichtiger Partner für sehr unterschiedliche Branchen. Der fränkische Sportartikelhersteller Adidas aus Herzogenaurach verfolgt die Brexit-Verhandlungen genau. "Großbritannien ist einer unserer wichtigsten Märkte in Europa", erklärt Unternehmenssprecherin Katja Schreiber. Schuhe, Shirts und Bälle - Briten lieben die fränkische Marke, Adidas hat eine starke Stellung auf der Insel. Das Unternehmen geht davon aus, dass der Trend zu einem sportlichen Lifestyle weitergeht und dementsprechend auch die Nachfrage unverändert anhalten wird. "Wir setzen deshalb alles daran, unser Geschäft in Großbritannien erfolgreich weiterzuführen - genau so, wie wir das auch in allen anderen Nicht-EU-Mitgliedsstaaten tun."
Durstige Engländer und fränkisches Bier
Deutschland ist für Engländer oft gleichbedeutend mit Bier. Auch die Bamberger Mälzerei Weyermann exportiert ins Königreich. "Im Moment können wir noch nicht sagen, welche Auswirkung der Brexit auf unsere Verbindungen nach UK haben wird", sagt Geschäftsführerin Sabine Weyermann. "Es ist eines unserer 135 Exportländer. Es nimmt keine besonders wichtige Stellung ein." Ähnlich sieht es Matthias Trum von der "historic smoked beer brewery", der Rauchbierbrauerei Schlenkerla in Bamberg. Die Exportmengen waren schon bisher relativ klein. "Durch den Brexit wird sich kaum etwas ändern." Auch zunehmenden Verwaltungsaufwand fürchtet Trum nicht: "Beim Alkoholverkauf hat man auch innerhalb der EU sehr viel Papierkram, die automatisiert erstellte und online eingereichte Ausfuhrerklärung macht da keinen großen Unterschied."
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