Druckartikel: Fränkische Europameisterin spricht über Pole-Dance

Fränkische Europameisterin spricht über Pole-Dance


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Donnerstag, 14. März 2013

Natalie Schönberger ist Europameisterin im Pole-Dance. Warum das so gar nichts mit Table-Dance zu tun hat, macht sie im Tageblatt-Gespräch deutlich.
Natalie Schönberger bei einem ihrer Showauftritte. Fotos: Christiane Lehmann/privat


Kein Verkehrsschild war vor ihr sicher. Hochklettern, runterrutschen, drumrum drehen. Schon mit sechs Jahren wusste Natalie Schönberger was sie wollte: Eine Stange zum Turnen. Zehn Jahre musste sie noch warten, aber an ihrem 16. Geburtstag klemmte die Stange im Keller. Ein Herzenswunsch ging in Erfüllung. Seither dreht sich bei der jungen Frau alles um das drei Meter hohe Chromrohr. Mit jahrelanger Balletterfahrung, aber völlig neu in diesem Sport, begann sie sich schließlich im Bereich Pole Dance weiterzubilden - anfangs mit Hilfe von Videos, später als Schülerin an der Pole Dance Academy Nürnberg. Mit großem Ehrgeiz sicherte sie sich die Teilnahme an der Bayerischen Meisterschaft 2010, wo sie prompt den Titel holte.

Die junge Frau ist mittlerweile 19 Jahre alt und studiert in Coburg integrative Gesundheitsförderung an der Hochschule.Als amtierende Europameisterin im Pole-Dance war klar, dass sie von Hirschaid nur dann nach Coburg zieht, wenn sich auch eine geeignete Wohnung findet, in der sie "ihre Stange" mitnehmen kann. Und siehe da: "Es war gar kein Problem mit einem Zimmer", sagt die Studentin, die in einer Zweier-WG in der Mohrenstraße untergekommen ist. Mitten im Wohnzimmer: ihre Trainingsstange.



Bevor sie in ihr selbst geschneidertes und mit Strasssteinen bestickte Trainingsoutfit schlüpft, ihre schwarzen Lederhandschuhe überstülpt und mir den Basicgrip, die Scorpion- und Titanic-Figuren, das Iron-X und den Outside-Angel vorführt, räumt sie erstmal mit Vorurteilen auf: "Mit Table-Dance hat das, was ich mache, überhaupt nichts zu tun", sagt sie. Denn im Gegensatz zu den Damen, die in Bars tanzen, sind beim Pole-Dance weder High-Heels noch offene Haare erlaubt. "Laszive Berührungen gehen gar nicht", sagt sie streng - "und wenn zu viel vom Popo oder vom Busen zu sehen ist", wird man beim Wettkampf disqualifiziert. Nach ein paar Dehnübungen und Sprüngen zum Warmwerden zeigt Natalie Schönberger, was Pole-Dance wirklich ist: Akrobatik und Ästhetik pur. Die junge Frau schwingt sich mit unglaublicher Leichtigkeit ans Gerät und zaubert ihr schönstes Lächeln in die Kamera. "Es ist tatsächlich viel leichter als man denkt", sagt sie. Und dennoch gehört neben der Technik und körperlichen Flexibilität natürlich auch Kraft dazu, seinen Körper so geschickt und grazil um die Stange zu winden, sich in der Horizontalen oder kopfüber das Gleichgewicht zu halten.

"Wer sieht, was wir tun und wie wir es tun, ist schnell überzeugt", sagt sie selbstbewusst. Sie habe sich bisher weder "blöde Kommentare" noch "dumme Sprüche" anhören müssen. "Es ist wunderbar in die Gesichter der Menschen zu blicken, die den Unterschied zum Table-Dance erkennen."

Von ihren Eltern wurde Natalie immer unterstützt. Ihre Mutter hilft ihr beim Nähen des Outfits. Das kann ganz schön aufwendig sein, denn die amtierende Europameisterin tritt nicht nur zu sportlichen Wettkämpfen an. Zusammen mit ihrer Trainerin und Managerin Janine Wilkerling hat sie ein eigenes Programm. Das aktuelle heißt "Venezia" und zeigt die Frauen mit Masken. Ob der Winterball in Nürnberg, die Echo-Verleihung in Berlin oder die Fashion Night am Samstag in Bamberg, es müssen seriöse Veranstalter sein, die das Duo buchen. In Diskotheken oder Bars treten die beiden jedenfalls nicht auf. Schon aus Prinzip.