Food-Expertin erklärt: Deshalb sollten wir auch mal Insekten essen
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Donnerstag, 31. Januar 2019
Sie plädiert für Bio und Regionales, wirbt für Algen und Insekten: Im Gespräch mit dem Tageblatt gewährt Hanni Rützler auch Einblicke in ihren Kühlschrank
Auf dem "Speiseplan" zum 100. Geburtstag der Coburger VHS stehen einige Leckerbissen. Am Montag, 18. Februar, kommt der aus dem Fernsehen bekannte Wissenschaftler Harald Lesch ("Leschs Kosmos") zu einem Vortrag. Am Dienstag, 26. Februar, ist die Kunstsammlerin Julia Stoschek zu Gast - ihr Vortrag im Utopolis ist bereits ausverkauft. Ein weiterer Höhepunkt ist am Mittwoch, 13. Februar, der Vortrag von Hanni Rützler (Infos zum Kartenvorverkauf am Textende). Bei dem Vortrag wird es nicht nur lecker, sondern auch spannend. Hanni Rützler ist Ernährungswissenschaftlerin und Trendexpertin und wird Fragen erörtern wie: Wie ernähren sich die Menschen künftig? Wie wird unser Essen produziert werden? Werden sich alternative Lebensmittel wie Insekten und Algen durchsetzen? In einem Gespräch mit dem Tageblatt gab sie vorab interessante Einblicke.
Tageblatt: Frau Rützler, wie muss man sich den Kühlschrank bei einer Ernährungswissenschaftlerin und Trendexpertin vorstellen: Befinden sich darin ausschließlich gesunde Sachen - oder auch mal eine Tafel Schokolade?
Hanni Rützler: Im Kühlschrank befinden sich neben Naturjoghurt, bröseligem Quark - in Wien nennen wir ihn Bröseltopfen - fast immer auch Käse und viel frisches Gemüse vom Bauernmarkt. Immer wieder aber auch ganz neue Produkte von innovativen Start-ups zum Verkosten. Derzeit gerade ein Tofu aus Kichererbsen. Und ja, natürlich genieße ich ab und zu auch Schokolade, die muss aber nicht in den Kühlschrank. Zum Naschen zwischendurch mag ich aber eher Nüsse wie ungeschälte Mandeln oder Pistazien.Ohne jetzt zu viel von Ihrem Vortrag, den Sie in Coburg halten, zu verraten: In welche Richtung wird sich denn Ihrer Meinung nach entwickeln? Wird alles noch mehr Bio - oder führt nicht zuletzt wegen der immer mehr wachsenden Bevölkerungszahl an Massenproduktion gar kein Weg vorbei?
Insekten und Algen verbinden wir bislang nur mit dem Essen im Dschungel-Camp. Halten Sie es aber für möglich, dass solche und andere ungewöhnliche Speisen langfristig ganz normal werden?
Medial wird gerne der Gruselfaktor hervorgehoben. Der wird dem Thema aber nicht gerecht. Algen sind - denke Sie an Japan - andernorts ausgesprochene Delikatessen. Und weil sie viele Nähr- und Wirkstoffe enthalten und auch in Binnenländern gezüchtet werden können, eine nachhaltige Ressource für neue Lebensmittel. Ich habe zum Beispiel wunderbar schmeckende Cracker und erfrischende Drinks aus Algen verkostet. Insekten liefern ebenso wertvolle Proteine wie Rindfleisch bei deutlich weniger Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen. Zu Mehl vermahlen und gebacken in Brot, als Müsliriegel, als pikanter Snack oder zu Sugo verarbeitet neigt sich der Ekelfaktor rasch gegen Null.