Flugplatz ein "Luxusproblem" in Coburg
Autor: Rainer Lutz
Meeder, Dienstag, 09. Juni 2015
Die Gegner des Projekts sind nicht von der Notwendigkeit des Vorhabens überzeugt. Sie hoffen auf genug Stimmen, um am Sonntag per Bürgerbegehren den Landkreis Coburg zum Ausstieg aus der Projektgesellschaft zu zwingen.
Der neue Verkehrslandeplatz Meeder-Neida ist überdimensioniert geplant, wird viel teurer als angegeben und gar nicht gebraucht, weil auch der Platz auf der Brandensteinsebene für die Zukunft gerüstet werden kann. Für den ÖDP-Kreispolitiker Thomas Büchner und die beiden Initiatorinnen des Bürgerbegehrens Simone Wohnig und Heidi Rädlein ist deshalb im Gespräch mit unserer Zeitung klar: Es darf kein Geld des Landkreises für dieses Projekt ausgegeben werden.
Thomas Büchner ist nach allen Informationen, die er zum Thema Verkehrslandeplatz gesammelt hat, der Ansicht, dass der Platz auf der Brandensteinsebene so verbessert werden kann, dass er unbefristet weiter für den Geschäftsflugverkehr genutzt werden kann. Auf Antrag könne auch eine Genehmigung für den Instrumentenflugbetrieb über das Jahr 2019 hinaus unbefristet erhalten werden. Damit müssten nur noch so wenige Einschränkungen für bestimmte Flugzeuge in Kauf genommen werden, dass die hohen Ausgaben für einen neuen Verkehrslandeplatz keinesfalls zu rechtfertigen wären.
Andere Plätze nutzen
Wenn bei der Raumordnung von Planungsregionen die Rede ist, ist das für Büchner schon engstirnig gedacht. Dadurch falle der Platz in Hassfurt nämlich aus dem Raster, der seiner Ansicht nach alles bietet, was die Coburger Unternehmen brauchen - bis hin zum Instrumentenflug. Wenn die zu lange Anfahrt von Coburg dorthin angeführt wird, hat Büchner wenig Verständnis und spricht von einem "Luxusproblem" der Coburger Unternehmen.
Nicht viele Geschäftsflüge
Bei nur rund 750 Geschäftsflügen unter insgesamt rund 15 000 Flugbewegungen auf der Brandensteinsebene fragt sich Büchner: "Ist der Kosten-Nutzen-Faktor wirklich so groß, dass so eine Investition gerechtfertigt wäre?" Er glaubt dabei auch nicht, dass die Investitionssumme von geplanten 30 Millionen Euro gehalten werden kann. Die Gegner des Projekts halten da die Kalkulation des Flugplatzplaners Dieter Faulenbach da Costa für glaubhaft. Er geht davon aus, dass am Ende etwa die doppelte Summe erforderlich sein wird.
Wer übernimmt die Mehrkosten?
Auch wenn die Planer immer wieder beteuern, der Neubau könne gar nicht mehr kosten als 30 Millionen, weil die Kosten in dieser Höhe "gedeckelt" seien, sagt Büchner: "Wer die Mehrkosten übernimmt, wenn sie aber doch anfallen, das ist noch gar nicht geregelt." Ein Problem, das auch schon bei einer Zielüberschreitung um zehn Millionen Euro, gelöst sein will. Das sei ein Rahmen, mit dem selbst Optimisten schon rechnen sollten. Denn es komme kaum vor, dass geplante Kosten gehalten werden können, wenn zwischen der ersten Planung und der Umsetzung etliche Jahre vergangenen sind, wie es hier der Fall ist.
Die Sache mit den Arbeitsplätzen
Es ist das wichtigste Argument der Befürworter unter den Landkreispolitikern. Mit dem Flugplatz werden Arbeitsplätze in der Region gesichert und die Voraussetzungen für neue in der Zukunft geschaffen, sagen sie. Simone Wohnig hat da ihre Zweifel. "Wer kann das belegen, wer hat da konkrete Zusagen gemacht?", fragt sie. Für so viel Flugbetrieb, wie er nötig ist, reicht auch in ihren Augen die Brandensteinsebene in Zukunft aus. Sie beruft sich dabei auf die Aussagen des erfahrenen Piloten Hubertus Steinerstauch. Er verweist darauf, dass Hunderte von Plätzen in Europa Probleme mit den neuen Richtlinien zu Verkehrslandeplätzen haben.
Daher werde mit Hochdruck an Verbesserungen für Flugzeuge gearbeitet, um Starts und Landungen auf diesen Plätzen auch künftig zu ermöglichen. Was den neuen Platz angeht, lenkt Simone Wohnig die Aufmerksamkeit auf die geplante so genannte "Platzrunde". Kann ein Flugzeug nicht direkt im ersten Anflug landen, muss es eine Runde drehen und erneut ansetzen, das geschieht in geringer Höhe etwa auf 250 Metern. Die in der Planung eingezeichnete Platzrunde ist nach Ansicht von Steinerstauch zu eng. Simone Wohnig geht daher davon aus, dass diese größer werden wird. Dann flögen die Maschinen aber über das FFH-Gebiet Callenberger Forst oder über Vogelschutzgebiete, befürchtet sie.
Den Firmen nichts absprechen
Dass es bei der Initiative gegen den geplanten Flugplatz den Gegnern des Projekts nicht darum geht, den Firmen in der Stadt und dem Landkreis etwas abzusprechen, das sie benötigen, betont Heidi Rädlein. "Es muss aber doch eine gewisse Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben", sagt sie.
Beim Blick auf die Steuereinnhamen werde den Großunternehmen zu viel Gewicht beigemessen. Ein sehr großer Steueranteil komme schließlich von kleinen und mittleren Betrieben. Dabei appelliert sie eindringlich an die Wähler im Landkreis, zur Abstimmung zu gehen. "Es ist eine Chance, bei etwas mit zu bestimmen, das sich vor unserer Haustür abspielt", betont sie. Eine Einstellung nach dem Motto "Die machen doch am Ende sowieso, was sie wollen", sei grundlegend falsch.
Alle drei sind sich einig, dass ihr weiteres Handeln sehr vom Ergebnis der Abstimmung am Sonntag abhängt. "Wenn es ein starkes Votum im Landkreis gibt, werden wir ein Bürgerbegehren in der Stadt anstreben," sagt Thomas Büchner. Inhalt wäre der gleiche. Auch hier würde es darum gehen, die Stadt zum Austritt aus der Projektgesellschaft zu zwingen. Sie dürfte sich dann nicht an Bau- und Betriebskosten beteiligen.
Wahlbeteiligung ist wichtig
Doch am Sonntag geht es erst einmal darum, dass überhaupt genug Wähler an der Abstimmung teilnehmen. Mindestens 10 800 müssen ihre Stimme abgeben, damit der Entscheid wirksam werden kann. Da sind die Initiatoren zuversichtlich. Schließlich haben schon im Vorfeld mehr als 10 000 Landkreisbürger unterschrieben, damit das Bürgerbegehren überhaupt auf den Weg gebracht werden konnte.