Fitzgerald Kusz in Coburg: Blick in fränkische Abgründe
Autor: Jochen Berger
Coburg, Dienstag, 03. März 2020
Wie der fränkische Autor Fitzgerald Kusz und der Blues-Gitarrist Klaus Brandl in der Coburger Reithalle eine Hymne auf das beschwerliche Leben singen.
Es lebe der Fatalismus. Denn das Leben - es ist eine Zumutung. Beschwerlich ist das Dasein, voller Entbehrungen und Enttäuschungen - im günstigsten Fall.
Zugleich aber ist dieses mühsame, dieses vermaledeite Leben ein wunderbares Geschenk - mit allen seinen nicht erfüllten Hoffnungen. Das Leben als ein verfluchtes Glück - das klingt irgendwie nach einer fränkischen Hymne, voller Enthusiasmus, der sich am liebsten als Pessimismus verkleidet.
Hymnus auf die Kindheit
Zwei fahrende Sänger des ganz speziellen fränkischen Glücks sind Fitzgerald Kusz und Klaus Brandl - Kusz mit Worten, Brandl mit dem Blues seiner Gitarre. "Stadt. Land. Kusz" haben sie ihre aktuelle CD getauft, mit der sie den unverwechselbaren fränkischen Kosmos beschreiben zwischen Pegnitz-Blues und einem Hymnus auf die ferne eigene Kindheit.
Illusionslose Einsichten
Die unvergleichliche Fähigkeit des fränkischen Idioms, die Welt illusionslos unter Vermeidung sämtlicher Superlative zu beschreiben - Kusz hat daraus eine ganz und gar unvergleichliche Kunst gemacht.
Kongenialer Partner
Mit dem Blues-Gitarristen Klaus Brandl hat er den kongenialen Partner für seine grummelnden Liebeserklärungen an das Leben gefunden. Gemeinsam mit Brandl verwandelt Kusz seine Texte in Blues-Songs, in denen sich im scheinbar lapidaren Tonfall immer wieder poetisch zarte Momente entdecken lassen. Zusammen gelingt ihnen gar ein fränkischer Blues-Rap, der im Bühnenbild der Reithallen-Produktion "Extrawurst" bestens zur Geltung kommt.
Abgründig tiefe Stimme
Wer Kusz und Brandl in der Reithalle erlebt - vom Coburger Literaturkreis in Kooperation mit dem Landestheater präsentiert - bekommt an diesem Abend eine Ahnung davon, dass sich hinter dem scheinbar ruppigen Duktus des Fränkischen vielleicht noch etwas ganz Anderes verbirgt: die gut getarnte Angst vor der eigenen Sentimentalität.
Schmipfwort-Ode
Während Klaus Brandl mit abgründig tiefer Stimme seinen Weltschmerz besingt, verdichtet Kusz eine Fülle von fränkischen Verbal-Injurien zu einer Schimpfwort-Ode, bevor er schließlich mit der überaus bildhaften fränkischen Sprache ein vegetarisches Massaker beschreibt: Tomaten werden zerstückelt, der Salat wird unterm Wasserhahn ertränkt, Zwiebeln werden klitzeklein zerhackt.