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Festival in Weidhausen: "Rauh", hart und voll aufs Ohr


Autor: Thomas Heuchling

Weidhausen bei Coburg, Freitag, 27. Sept. 2013

Keine Lust auf "Gangnam Style" oder "Harlem Shake"? Dass dachten sich auch drei junge Männer aus dem Coburger Land. Darum stellten die Liebhaber harter Rockmusik ihr eigenes Konzert auf die Beine.
Alle sollen es sehen: Steffen Gruber (links) und Michael Bauer hängen das Schild zu ihrem Konzertabend "Rauh open" an die Fassade der Gaststätte "Goldenes Eichhorn". Am 2. Oktober sollen hier rund 300 Gäste kommen. Fotos: Thomas Heuchling


Harte Riffs, donnerndes Schlagzeug, und dazu ein Bier mit Freunden - Fehlanzeige. "Es gab und gibt im Coburger Raum wenig Livemusik nach unserem Geschmack. Da haben wir uns entschlossen eine Veranstaltung nach unseren Vorstellungen zu machen", sagt Steffen Gruber. Gemeinsam mit seinen Freunden Alexander Saalmann und Michael Bauer ist Gruber schon zum fünften Mal Organisator vom "Rauh open".

Bei der Premiere im Oktober 2009 kamen immerhin schon rund 250 Fans von Rock- und Hardcore-Musik. Jedes Jahr wurden es seit dem immer mehr Zuschauer. "Wir haben einfach bei Bands angefragt und nach und nach alles organisiert", sagt Bauer. Dabei machen sie fast alles selbst oder organisieren Firmen aus der Region, die die Bühne aufbauen, den Ton mischen oder das Design der Flyer und T-Shirts übernehmen.

Zugegeben: Einen kleinen Startvorteil hatten die Konzertveranstalter schon, wie der 30-jährige Bauer verrät: "Mein Vater, der Chef vom Goldenen

Eichhorn, ist der offizielle Veranstalter. Da sparen wir uns einfach viel Bürokratie, auch wegen dem Getränkeausschank." Im vergangenem Jahr haben die Drei erstmals eine Sicherheitsfirma engagiert. Der 26-jährige BWL-Student Gruber wirft sofort ein: "Schlägereien oder ähnliches gab es noch nicht, aber ab einer gewissen Besucherzahl ist so etwas eben notwendig."

Ausfälle gibt es - wenn überhaupt - anderer Art, wie Bauer verrät: "Es kommt schon mal vor, dass einer unserer Freunde etwas zu viel trinkt und dann den Abend über ausfällt." Denn ohne Hilfe von rund 25 Bekannten und Freunden wäre das "Rauh open" nicht möglich.

"Die machen die Bar, verteilen Flyer oder helfen beim Aufbau. Bezahlt werden Sie dafür nicht, aber beim Konzert sind Essen und Getränke frei", sagt Bauer. Das mit dem Geld ist nämlich so eine Sache, wie der Großgarnstadter Gruber erklärt: "Unser Ziel ist es, mit plus minus null aus der Sache rauszugehen, wenn am Ende ein paar Euros über sind, dann freuen wir uns."

Finanzielles Risiko

Aber vor dem Kassensturz nach dem Konzertabend, heißt es erstmal auslegen und vorstrecken. Die Bands wollen eine Gage, die Gema will ihr Geld und T-Shirts und Poster wollen auch bezahlt werden. "Bisher hat es mit dem finanziellen immer gut geklappt. Ein bisschen Geld vom Barbetrieb bekommt mein Vater, dem wir übrigens sehr dankbar sind, dass wir den Saal nutzen können", sagt Bauer.

Auch in diesem Jahr gibt es wieder den "Rauh-Island", ein selbst entwickelter Cocktail mit Trockeneis, weißem Rum und, "der Rest ist geheim", sagt Bauer. Ihr Konzept ist da schon offensichtlicher.

Pogo statt Discokugeln

Die drei jungen Männer setzen ganz bewusst nicht auf den Geschmack der breiten Masse. Popmusik und Discokugeln gibt es beim "Rauh open" nicht. "Dafür gibt es bei uns aber einen Moshpit (Anmerkung der Redaktion: Ein vor der Bühne entstehender Kreis, in dem die Zuschauer tanzen und schubsen) und alles was sonst noch dazu gehört", sagt Bauer.

Dennoch will er eines klarstellen: "Es ist keine Veranstaltung für eine bestimmte Gruppe, sondern eine gute Mischung für jeden Rock-Fan." Dass sie selbst nicht viel vom Abend haben und ihre Freizeit opfern, stört sie nicht. "Nach dem Konzert und der Vorbereitung ist man kaputt, aber man denkt sich: Mensch, da haben wir wieder was Gutes gemacht.

Die Rückmeldungen der Bands sind auch immer positiv", so Bauer.
Aber warum der Name "Rauh open"? Bauer erklärt: "Naja zum einen wegen der Musik, die ist eben rau und wegen meinem Urgroßvater, der hieß Rau, aber ohne H, und die Leute im Dorf sagen wir gehen zum Rau. Ist so eine Art Wortspiel." Und im dort soll am Mittwoch kräftig gerockt werden.