Feinherbe Klänge im Coburger Zeughaus-Gewölbe
Autor: Jochen Berger
Coburg, Donnerstag, 22. November 2018
Wie die Gesellschaft der Musikfreunde Coburg anspruchsvolle Kammermusik mit dem Ensemble Spirata in ungewöhnlichem Rahmen kredenzt.
Das Coburger Zeughaus in der Herrngasse hat in den fast vier Jahrzehnten seit seiner Fertigstellung 1621 schon viel erlebt. Der prachtvolle Renaissancebau, der unter Leitung von Peter Sengelaub zwischen 1618 und 1621 errichtet wurde, diente einst als repräsentative Rüstkammer, erlebte Theaterspiel und bietet nach umfassendem Umbau seit drei Jahrzehnten dem Staatsarchiv repräsentative Räumlichkeiten.
Neue Wege gehen
Dass sich die historischen Gewölbe im nördlichen Teil, die seit Generationen Heimstatt der Weinhandlung Oertel sind, auch als Rahmen für Kammermusik tadellos eignen, bewies die Gesellschaft der Musikfreunde Coburg mit dem dritten Abend ihrer neuen Reihe "Green Line".
Neue Wege gehen, neue Formate erproben - nach diesem Motto bieten die traditionsreichen Musikfreunde ganz gezielt neben klassischer Kammermusik auch Konzerte an, die bei den Zuhörern die Lust auf Entdeckungen wecken wollen. Dazu gibt es nicht nur ein nettes Plakatmotiv mit einer kunterbunten und sichtlich explosiven Instrumentenmischung, sondern eben auch Musik an ungewöhnlichen Orten.
Erfolgreiches Experiment
"Musik und Wein" - unter diesem Motto gastierte das Ensemble Spirata im ehemaligen Zeughaus und verwandelte die Gewölbe der Weinhandlung in einen Klangraum mit historischem Flair. Bei diesem Konzertformat ließen sich die Musikfreunde inspirieren vom Festival Klanggrenzen, das im vergangenen Jahr an gleicher Stelle bereits erfolgreich ein ähnliches Experiment gewagt hatte.
Fantasievoll verknüpft
Klangrausch und der durch alkoholische Getränke erzeugte Rausch, Musikgenuss und vinologische Genüsse - mit der Kraft der Sprache lassen sich Musik und Wein mühelos verbinden. Dass sich kompositorische Satzbezeichnungen und charakteristische Geschmacksmerkmale erlesener Weine verbal fantasievoll verknüpfen lassen, demonstrierte Rainer Oertel als musikkundig moderierender Küfer.
Klangliche Nuancen
Feinsinnig im Zusammenspiel mit erlesenen klanglichen Nuancen musizierte das Ensemble Spirata: die Flötistin Regina Bussmann, die Oboistin Danielle Maheux und die Klarinettistin Birgit Eichstädter.
Vom Barock bis zur klassischen Moderne spannte sich der klingende Bogen mit Werken aus Österreich, England und Frankreich, begleitet von Weinen aus der Wachau, dem Rheingau und aus Franken.