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Fechheimer Landjugend tanzt stilecht so wie früher


Autor: Gabi Arnold

Fechheim, Mittwoch, 04. Juni 2014

Der Volkstanz lebt. Im Neustadter Stadtteil Fechheim bewegen sich junge Leute mit den Schrittfolgen, die sie von ihren Vorfahren gelernt haben. Zu diesem Zweck ziehen sie sogar die echte Coburger Tracht an.
In Fechheim ist ein alter Brauch lebendiger denn je: Die Volkstanzgruppe der Landjugend - hier: Theresa Kunick und Chris Höhn - tanzt nach altüberlieferten Liedern und Musik. Fotos: Gabi Arnold


Die jungen Leute haben sich fein rausgeputzt: Die Jungen tragen eine helle Lederkniebundhose, ein weißes Hemd und eine rote Weste, die Mädchen haben die traditionelle Coburger Tracht mit Tuch, Schürze und weißen Kniestrümpfen an, und dazu freilich die schicken schwarzen Tanzschuhe.

Beim Volkstanz muss die Kleidung stilecht sein. Frauen und Männer von 15 bis 29 Jahren treffen sich jeden Dienstagabend vor dem Gemeindehaus in Fechheim, um zu tanzen, wie in es früheren Zeiten auf den Dorffesten eben so üblich war. Der Volkstanz sei hier nach wie vor lebendig und aktueller denn je, sagen die Akteure.
Auf den Stufen vor dem Gemeindehaus sitzen kurz vor 20 Uhr Tina Eckardt und Chris Höhn, die beiden sind 21 und 20 Jahre alt. Fesch sehen sie aus in ihrer Tracht. Schnell wechselt Chris seine modischen knallgrünen Chucks gegen die edlen schwarzen Lederschuhe.

Nach und nach treffen mehrere Mädchen und Jungen vor dem Haus ein und bereiten sich vor. Insgesamt kommen acht Pärchen zusammen, um alte Tänze einzuüben, denn das 65. Jubiläum der Landjugend Fechheim steht vor der Tür und da wird auch die Volkstanzgruppe ihren Auftritt haben, und zwar so wie in den alten Zeiten.

Neue werden angelernt

Axel Backert leitet die Volkstanzabteilung seit vielen Jahren. Gelernt hat der 29-Jährige die Tanzschritte von den Eltern. So gibt er sein Wissen um das Brauchtum weiter an Freunde und an neue Mitglieder. "Die Tänze sind überliefert, alle Neuankömmlinge werden angelernt", erklärt er.

Die Landjugend Fechheim hat sich im Jahr 1949 gegründet und seitdem sind junge Leute aktiv dabei. "Bisher haben wir immer Nachwuchs bekommen", weiß Backert. Dies gelte auch für die Volkstanzgruppe, die ein Jahr nach der Gründung der Landjugend aus der Taufe gehoben wurde. Meist hätten die Eltern schon getanzt, die Tracht dazu genäht und an die Kinder weitergegeben, erzählt Tina. "Wir haben es halt passend umgeändert."
Die Gruppe hat sich inzwischen im Kreis aufgestellt, Axel Backert stellt die Musik an und los geht es im Takt der Volksmusik. Die jungen Frauen und Männer fassen sich an den Händen, laufen vor und zurück, drehen, wenden und kreuzen sich- wie früher auf dem Tanzboden, wenn die Burschen um die Mädchen geworben haben. Apropos Brautwerbung: Der Landjugend gehöre man nur solange an, wie man ledig sei, sagt eine der jungen Tänzerinnen in die Runde.

Die 15-Jährige findet das keineswegs altmodisch

Backert freut sich, dass sich immer wieder neue junge Leute auf das Traditionelle besinnen, zum Beispiel Johanna Henke, die mit 15 Jahren das Nesthäkchen ist und volkstümliche Tänze keineswegs altmodisch findet. Durch die Freundin ist sie zur Landjugend und so zur Volkstanzgruppe gekommen, am Dienstag ist sie zum ersten Mal auch die Coburger Tracht geschlüpft. "Zugegeben", sagt sie, "ein bisschen ungewohnt ist dieses Outfit anfangs schon gewesen."

Für den Zuschauer mögen die Schritte, die Drehungen und Figuren zwar einfach aussehen, aber: "So leicht ist das nicht, man muss aufpassen, sich konzentrieren und den richtigen Partner haben", erklärt Theresa. Da spiele freilich die Begabung eine Rolle, ergänzt Axel Backert. "Manche lernen es eben schnell, bei anderen dauert es halt länger." Die Melodien sind bekannt, die jungen Leute bewegen sich nach der Sternpolka, Kreuzpolka, dem Rheinländer oder tanzen ein fränkisches Potpourri in schnellem Wechsel.


Für das Jubiläum hat sich Axel Backert übrigens etwas Spezielles einfallen lassen.


"Wir haben für den Auftritt neue Tänze einstudiert, die wir aber noch nicht verraten." Neu hin oder her: Die Haupttänze beherrschen die Akteure fast aus dem Effeff. Hin und wieder hat Axel Backert noch Einwände, immer dann, wenn der ein oder andere Schritt noch nicht so perfekt sitzt. "Aber bis zum Jubiläum bekommen wir das hin", ist er sicher. Wer mittanzen möchte, könne vorbei schauen, jeden Dienstag um 20 Uhr werde geprobt. Willkommen sei jeder.