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Faszinierende Sternbilder in Coburg


Autor: Simone Bastian

Coburg, Donnerstag, 15. August 2013

In der Ketschengasse 46 können die Besucher der "Nacht der Kontraste" am Samstag, 7. September, selbst zu Gestaltern werden. Dort sind die "Constelaciones" der südamerikanischen Künstlerin Mariana Carranza zu erleben.
Bewegung, Schatten, Sternbilder: Bei der interaktiven Installation von Mariana Carranza werden die Besucher selbst zu Bild-Gestaltern. Foto: Stephan Wolf


Madrid, Barcelona, Clermont-Ferrand ... Mariana Carranza hat ihre "Constelacines" schon bei etlichen Festivals zur Video- und Lichtkunst gezeigt. Bei der Museumsnacht sind die aus Bewegungen und Musik erzeugten Sternbilder auch in Coburg zu sehen.

Als Projektionsfläche dient ein Schaufenster in der Ketschengasse 46. Das Haus steht leer und ist dringend sanierungsbedürftig. Doch erst muss die Quartierstiefgarage dahinter fertig werden. Vorher hat die Wohnbau, der das Gebäude gehört, auch gar kein Geld für die Sanierung übrig.

In der Zwischenzeit diente das Haus bereits mehreren anderen Zwecken: als Ausstellungs- und Konzertraum bei den Coburger Designtagen, als "Atelier auf Zeit" im Sommer. Bei der Nacht der Kontraste wird das Haus Schauplatz der "Constelaciones", was mit "Sternbilder" übersetzt werden kann.

Diese Sternbilder werden per Computerprogramm aus den Bewegungen der Besucher vor der Kamera erzeugt, und zwar in unendlich vielen Variationen. Möglich macht das eine spezielle Software, die Mariana Carranza selbst entwickelt hat, wie sie erzählt. Umgerechnet werden strenggenommen auch nicht die Bewegungen der Tanzenden, sondern ihr Schattenbild an der Wand. Die aus dem Schattenriss erzeugten Sternbilder werden dann in Echtzeit darüber projiziert. "Die Leute fangen aus spielerischer Lust an, sich zu bewegen", hat die Künstlerin beobachtet.


Preisgekrönte Installationen

Seit 2011 hat Mariana Carranza diese Installation bei mehreren Festivals gezeigt und Preise dafür erhalten: beim "Medialab" des Prado in Madrid ("Digital Facade"), bei der Video-Tanz-Plattform "Choregraphic Captures" in Deutschland (zweiter Platz) und beim VideoArt and DigitalArt Festival in Girona, Spanien. 2012 folgten Clermont-Ferrand und erneut Madrid, 2103 Coruña und Bagnols-sur-Ceze/Pont St. Esprit.

Neben diesen Projekten gibt sie weltweit Workshops und Talks über interaktive-Kunst, Creative-coding oder das Thema Tanz und Technologie, wie sie erzählt. So war sie schon in Universitäten und Studios in London, Montevideo, Salvador de Bahía und München. Nun also Coburg. Mariana Carranza und ihr Mann Stephan Wolf sollen nämlich ein Haus in der Ketschengasse sanieren. Mariana Carranza hat selbst Architektur studiert und folgte ihrem Mann, den sie in Madrid kennengelernt hatte, nach München. Wolf hatte dort einen Lehrauftrag.

Beider Lebenswege führten übrigens vom Ausland her nach Deutschland: Mariana Carranza stammt aus Montevideo und studierte in Madrid; die Vorfahren von Stephan Wolf waren aus dem Raum Haßberge in die USA ausgewandert. Seine Mutter kehrte nach dem Krieg nach Deutschland zurück.


Von Coburg begeistert

Nun will sich das Ehepaar außerdem zumindest eine Zeitlang in den Haßbergen niederlassen. "Die Gegend ist so wunderschön. Ich bin auch von der Stadt Coburg begeistert", schwärmt die Künstlerin. "Es ist gut organisiert, es gibt so viele Möglichkeiten für die Leute." Sie hat in diesem Jahr auch das Schlossplatzfest besucht. "Ich fand das so fein und zivilisiert! Nicht zu vergleichen mit den wilden Festen am Gärtnerplatz."

Ergänzt werden die "Constelaciones" in der Museumsnacht durch die "Watersongs" des in Leipzig lebenden Multi-Bläsers Steven Tailor. Weil das alles direkt neben dem Säumarktbrunnen in der Ketschengasse stattfindet, der Trinkwasser spendet, informieren die SÜC zum Thema Wasser. Die Pfadfinder von nebenan bewirten die Gäste mit Stockbrot, Flammkuchen, Chai und Kaffee.

Mariana Carranza denkt derweil schon über das nächste Projekt nach: Zum internationalen Tag des Wassers am 22. März möchte sie "Mares y malabares" präsentieren, Meer und Jongleure. "Jeder Ball erzeugt eine Welle" - die Bälle fliegen real, der Computer erzeugt daraus einander überlagernde Wellen, also ein Meer. Für die Nacht der Kontraste hat Organisator Martin Rohm auch Jongleure engagiert. Gut möglich, dass Coburg am 7. September getreu dem Motto der Museumsnacht "Könner, Künstler, Kulturen" einander näherbringt - mit weiteren Folgen.