Fast in Vergessenheit geraten: Albert Puchner, Lehrer aus Neustadt
Autor: Redaktion
Neustadt bei Coburg, Freitag, 11. März 2016
Die Büste, die einer seiner Schüler von ihm angefertigt hat, erinnert an den beliebten Neustadter Lehrer Albert Puchner.
Wer war Albert Puchner? Er hat vor langer Zeit in Neustadt gelebt und gewirkt. Hätte nicht seine Urenkelin, Sigrun Gleissner (76), die heute in Kelheim lebt, vor einigen Jahren auf ihren Urgroßvater aufmerksam gemacht und verschiedene Unterlagen, Bilder und persönliche Gegenstände von ihm der Stadt Neustadt überlassen, wäre Albert Puchner wohl in Vergessenheit geraten. All diese Dokumente und Exponate werden in den Archiven der Stadt aufbewahrt.
So wissen wir, dass Albert Puchner am 16. Februar 1842 in Coburg geboren wurde. Verheiratet war er mit Helene Reiser, die am 19. Januar 1846 in Frankfurt am Main das Licht der Welt erblickte. Albert Puchner war langjähriger Lehrer an der Volksschule Heubischer Straße und allseits sehr beliebt. Damals gab es ja noch eine Knaben- und Mädchenschule mit getrennten Eingängen. Unter "Lokales" war im Neustadter Tageblatt vom Dienstag, 15.
In der Neustadter Stadtchronik von Helmut Scheuerich (1. Band) wird Albert Puchner im Zusammenhang mit der Geschichte über die "Anfänge des Badebetriebs" erwähnt. Darin heißt es, dass es im Jahre 1879 in Neustadt - und das schon seit einigen Jahren - eine "Badegesellschaft" gab, die durch den Lehrer Albert Puchner vertreten wurde. Die Badegesellschaft hatte sich ein "Badehaus" zusammengezimmert, das sie jährlich zur Badezeit am Mühlgraben, in der Nähe der Einmündung des Floßgrabens, aufstellte. 1881 ließ Albert Puchner, der auch Schwimmunterricht erteilte, auf eigene Kosten ein zweites Badehaus ungefähr 50 bis 60 Schritte oberhalb des Orlabrunnens errichten, das jedermann benutzen konnte. Erwachsene mussten für eine Dauerkarte eine Mark, Kinder 50 Pfennig bezahlen. Arme Kinder durften unentgeltlich baden. Daraus ist zu schließen, dass sich Albert Puchner auch um die Reinlichkeit und Gesunderhaltung der Neustadter Schulkinder sorgte. Puchner selbst war ein begeisterter Schwimmer, der sich, nach Angaben seiner Urenkelin, immer wieder auch in den Fluten des Rheins des Schwimmens übte.
In der Grüntal-Gesellschaft engagiert
Albert Puchner ist ein engagiertes Mitglied der im Jahre 1819 gegründeten Grüntal-Gesellschaft gewesen und hat sich hier in vielfältiger Weise eingebracht. Daher wurde ihm auch die Ehrenmitgliedschaft verliehen. In den Jahren 1876 bis 1878 gehörte er neben Oberförster Sembach und Kaufmann Ferdinand Köhler dem Vorstand an. In der "Festschrift zur Hundertjahr-Feier der Grünthal-Gesellschaft am 19. Dezember 1919" wird über Albert Puchner Folgendes berichtet: "...Trotzdem sollen die Bemühungen des Lehrers Albert Puchner, ein bisschen Bewegung in die Gesellschaft zu bringen, nicht vergessen werden.
Er sowie seine Familie nahmen hervorragenden Anteil an der Veranstaltung und Ausführung von musikalischen Abendunterhaltungen und Theatervorstellungen. Besonders gern sammelte Puchner die Jugend um sich, die ihn mit seinem immerjungen Herzen als lieben Kameraden verehrte. Heute noch (1919 !) erinnern sich seine Freunde gern an diesem Mann mit seinem ungetrübten Frohsinn und seinen goldenen Humor."
Eine Urkunde für Tochter Ella
Auch die zweitälteste Tochter von Albert Puchner, Ella Puchner (geb. 31.07.1876, gest. 24.12.1971), engagierte sich in der "Grüntal-Gesellschaft". Hiervon zeugt eine Urkunde der "Grünethal-Gesellschaft" vom 26. Juli 1898. Diese Urkunde wurde seinerzeit "Frl. Ella Puchner in Dankbarkeit und Anerkennung für das zur Ausschmückung unseres Gesellschaftshauses kunstvoll angefertigte Oel-Gemälde" gewidmet.
Unterzeichnet ist die Urkunde von den 1898 im Amt befindlichen Vorständen Fabrikant Max Oscar Arnold, Amtsrichter Huschke, Amtseinnehmer Hanft und Superintendent Wilhelm Johnsen. Die Unterschrift des weiteren Vorstandsmitgliedes Dr. med. Liebmann fehlt auf der Urkunde.Der Neustadter Heimatforscher und Mundartdichter Emil Herold bezeichnet den Lehrer Albert Puchner in dem vom Verschönerungs- und Fremdenverkehrsverein Neustadt im Jahre 1929 herausgegebenen "Führer durch die Bayerische Puppenstadt" auch als großen Muppberg- und Naturschwärmer. Darin heißt es unter anderem: "Dort, wo dann der Weg scharf nach Westen abbiegt, bei den Birken am hinteren Steinbruch (etwa dort, wo sich heute der Drei-Bäume-Platz befindet, circa 50 Meter oberhalb des Aussichtspunktes "Sonneberger Blick"), machen wir einen kleinen Abstecher in die Waldschneiße - wir nennen sie zum Andenken an unsern alten Lehrer Puchner, den großen Muppberg- und Naturschwärmer, den Puchnersweg - ostwärts hinunter zum wundervollen Waldidyll der "Linder Ruh", das der stille, aber tiefveranlagte und stets opferbereite Freund des Muppbergs, Fabrikbesitzer Dorst aus Oberlind, angelegt hat."
Wäre die Ausschilderung dieses Pfades als "Puchnersweg" nicht eine nachträgliche Anerkennung und Ehrung für diesen verdienten Neustadter Pädagogen? Vielleicht könnten sich der Verschönerungsverein und die Bergfreunde 70 dieser Anregung annehmen.
Dass Albert Puchner seinerzeit eine herausragende Persönlichkeit in Neustadt war, lässt sich auch daraus schließen, dass der berühmte Neustadter Bildhauer, Professor Edmund Moeller, von ihm eine Büste schuf. Wahrscheinlich war Edmund Moeller, der am 8. August 1885 geboren wurde, ein Schüler von Albert Puchner. Und vermutlich hat Edmund Moeller die Büste in dankbarer Erinnerung an seinen ehemaligen Lehrer geschaffen. Jahrzehntelang hat die Büste im Flur des obersten Stockwerkes der Volksschule Heubischer Straße auf einem Wandsockel gestanden und Generationen von Schülern und Lehrern an Albert Puchner erinnert. Vermutlich ist diese Büste im Zuge von Sanierungsmaßnahmen entfernt worden. Sie wird heute in einem städtischen Archivraum der Thüringisch-Fränkischen Begegnungsstätte aufbewahrt. Vielleicht lässt sich in der Volksschule Heubischer Straße, möglichst in einer Vitrine, wieder ein würdiger Platz finden; denn die alte Wirkungsstätte wäre wohl der richtige Ort für Albert Puchners Büste.
Gestorben in Mainz
Kurz nach seinem Tod - Albert Puchner starb am 16.
Dezember 1933 in Mainz - war im Neustadter Tageblatt unter der Überschrift "Ein alter Freund unserer Heimat gestorben" Folgendes zu lesen: "In ein besseres Jenseits abberufen wurde am Sonnabend der ehemalige Neustadter Lehrer Albert Puchner, ein treuer glaubensstarker Jugenderzieher, dem seine Zöglinge Liebe und Verehrung bewahren werden. - Albert Puchner war der Sohn des Herzoglichen Ministerialrates Puchner und wurde am 16. Februar 1842 zu Coburg geboren. Er besuchte die hiesige Realschule und später das Ernst-Albert-Seminar. Von seiner 49jährigen Tätigkeit als Lehrer verbrachte er allein 40 Jahre in Neustadt. Seit 1907 im Ruhestand, verlebte er seinen Lebensabend in Mainz bei seiner Tochter, zu der er nach dem Tode seiner Frau (31. Juli 1912) gezogen war. Wenige Tage vor seinem 92.
Geburtstage schied der Hochbetagte, der in den letzten sechs Jahren durch einen Schlaganfall an den Fahrstuhl (= Rollstuhl) gebunden war, von einem arbeitsfrohen Leben."Im Mainzer Journal war unmittelbar nach seinem Tod vermerkt: "In dieser Woche entschlief einer der ältesten Einwohner der Stadt und Senior der Lehrerschaft, Herr Albert Puchner aus Neustadt b. Coburg, woselbst er 46 Jahre wirkte, im fast vollendeten 92. Lebensjahr, hochverehrt von ehemaligen Schülern und bekannt als echter deutscher Mann und Naturfreund. Bis in die letzten Tage war er noch Leser des Mainzer Journals."
Albert Puchner ruht in einem Familiengrab auf dem Mainzer Hauptfriedhof.