Fair Play mitten in der Crunchtime
Autor: Christoph Böger
Coburg, Mittwoch, 27. Februar 2019
Warum HSC-Rechtsaußen Florian Billek plötzlich seinen Gegenspieler Eric Meinhardt vom EHV Aue am Samstag herzlich umarmte.
Bei aller Rivalität, Spannung und Hektik - eine Szene bleibt in Erinnerung: Florian Billek umarmt plötzlich ganz herzlich seinen Kontrahenten Eric Meinhardt. Fair Play auf der Platte. Nicht wie üblich vor dem ersten Torwurf, sondern während der ganz heißen Phase der Zweitligapartie zwischen dem HSC 2000 Coburg und dem EHV Aue (26:25).
Exakt 53:44 Minuten waren am Samstagabend im Hexenkessel HUK-Arena in diesem Handball-Krimi vorüber, da feierte der Kapitän der Sachsen einen ganz persönlichen Triumph: Vor 2217 Zuschauern erzielte der Referendar für Sport und Biologie im Coburger Sporttempel sein drittes Tor. Genau das hat ihm noch gefehlt. Jetzt war die magische 2000er-Grenze geknackt.
Ein toller Rekord. Denn diese Leistung macht dem drahtigen EHV-Kapitän, der seit 2002 für die Erzgebirgler auf Torejagd geht, keiner so schnell nach. Zum Vergleich: Der erfolgreichste Torjäger in der Vereinsgeschichte des HSC 2000 Coburg ist Ronny Göhl. Der Vorgänger von Billek auf der Rechtsaußenposition und jetzige HSC-Reservecoach brachte es in 324 Spielen auf stolze 1331 "Kisten".
Der emotionalste Augenblick
;Es war der emotionalste Moment des Spiels, nicht nur für den Auer Spielmacher. Untypisch für ihn streckte er auf dem Weg zurück in die eigene Hälfte beide Hände nach oben gen Hallendecke und ließ sich vom jubelnden Auer Anhang feiern. Die EHV-Fans hatten sich lange gedulden müssen, bis sie ihr überdimensional großes Transparent mit den Glückwünschen aufrollen durften.
Standing Ovations aber auch von vielen Coburgern, die in diesem Moment ein feines Gespür für die Situation hatten und das "Spitz-auf-Knopf-Spiel" für einen Augenblick aus ihren Gedanken strichen. Und da war natürlich noch Coburgs Rechtsaußen und Ex-Kapitän Billek. Er ließ es sich nicht nehmen, als erster zu gratulieren. Er pfiff in diesem Moment auf den Spielstand und umarmte Meinhardt. Herzlich, männlich, ehrlich.
Umarmung auf der Platte
;Die Umarmung mitten im HSC-Angriffswirbel war eine tolle Geste. Und sie kam von Herzen, wie "Flo" vergewissert: "Also ich kenne Eric Meinhardt jetzt bestimmt schon zehn Jahre, und wir haben sehr oft gegeneinander gespielt. "Wenn jemand in seiner Karriere immer für einen Verein spielt, für diesen 2000 Tore erzielt, nachdem er seine Laufbahn aufgrund einer Augenverletzung fast beenden musste, dann ist das einfach nur eine unfassbare Leistung. Er ist für viele ein Vorbild."
Und Billek erklärt auch warum er sofort auf Meinhardt zuging: "Wir haben vor dem Spiel schon gesprochen, ob er es heute schafft. Als es dann tatsächlich so weit war, wollte ich ihm einfach nur gratulieren und meinen Respekt zollen. Das habe ich spontan auf dem Feld getan. Dafür musste dann während dem Spiel einfach kurz Zeit sein." Ob der Ex-Nationalspieler der "Gelben" ebenfalls eine solche Marke eines Tages feiert, darauf dürfen seine vielen Fans gespannt sein.