Wie Friedrich Christian Delius bei der Autoren-Gala von "Coburg liest" seine Zuhörer mit seiner Erzählung "Die Zukunft der Schönheit" fasziniert.
Friedrich Christian Delius ist ein Dichter, der mit Worten zu musizieren weiß. Der mit der Sprache Melodien findet - Motive, die mit wenigen Worten, mit wenigen Tönen Atmosphäre schaffen. In diesem Fall: die Atmosphäre eines Jazzclubs in New York, der für einen jungen Mann aus Deutschland zu einem ganz besonderen Ort der Begegnung wird.
Geheime Regeln
Eigentlich weiß der junge Mann aus der hessischen Provinz zunächst nichts anzufangen mit dieser seltsam freien Musik, mit diesem Spiel der Improvisation, diesem scheinbaren Durcheinander der instrumentalen Stimmen. Die Musiker um den Saxofonisten Albert Ayler, sprechen eine Ton-Sprache, die er zunächst ganz und gar nicht versteht, deren geheime Regeln er nicht kennt.
"Die Zukunft der Schönheit"
Gut 90 Seiten schlank ist die Erzählung "Die Zukunft der Schönheit", die F.C. Delius bei der Autoren-Gala von "Coburg liest" im Saal des Pfarrzentrums St. Augustin vorstellte. "Das sind zwar nur knapp 100 Seiten, aber dafür habe ich zwölf Jahre gebraucht - natürlich mit Unterbrechungen", erklärt der Autor.
Diese Geschichte im New York des Jahres 1966 - sie ist autobiografisch geprägt in vielen Details. Sie erzählt davon, wie der junge Mann aus der Provinz nach und nach eintaucht in diese fremde Klangwelt des Free Jazz. Er hört sich ein in diese scheinbar wirr durcheinander fliegenden Töne, die Stück für Stück ihre Geheimnisse enthüllen. Allmählich beginnt er, die Musik für sich zu entschlüsseln. Sie spricht zu ihm von Amerikas Krieg in Vietnam, vom Attentat auf Kennedy, von Studentenprotesten und vom Kampf der Schwarzen um gleiche Rechte im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten.
Konflikt mit dem Vater
Und im Zuhören erinnert er sich an die Konflikte mit seinem verstorbenen Vater, an die nicht geführten Gespräche. Und schließlich erinnert er sich an die Anfänge seines Schreibens - daran, wie ihm die Sprache ihre Geheimnisse Schritt für Schritt enthüllt hat.
Lyrische Expeditionen
"Das Schlagzeug mit den Typenhebeln" nennt der Ich-Erzähler die in Besitz genommene väterliche Schreibmaschine, von "lyrischen Expeditionen" spricht er rückblickend über die ersten Versuche als Autor.
Wichtige literarische Stimme
Friedrich Christian Delius braucht keine spektakuläre Handlung, um seine Leser, seine Zuhörer in Bann zu ziehen. Seine Stimme ist keine laute Stimme in der Welt der Literatur, keine Stimme, die irgendwelchen Moden gehorcht. Und doch ist die literarische Stimme dieses Autors nicht zu überhören.