Extremsportler Markus Süße aus Lautertal: Durchquälen für die gute Sache
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Dienstag, 11. Dezember 2018
Auch wenn der Arzt abrät, der Marathon auf der Kapverden-Insel Boa Vista gehört für den Lautertaler Markus Süße am Jahresende dazu.
Die Bilder, die Markus Süße mitgebracht hat, lösen beim Betrachter augenblicklich heftiges Fernweh aus - Himmel und Meer im tiefsten Türkisblau, dazu kilometerweit heller Sandstrand... Doch es ist nicht das Naturschauspiel auf den Kapverden oder die Aussicht auf ein paar Tage Faulenzen am Strand, die den Lautertaler seit 2004 immer wieder auf die Insel Boa Vista ziehen. Er kommt in erster Linie hierher, um sich sportlich zu quälen. Zwölfmal hat er bereits am Ultra-Marathon teilgenommen und ist fast immer ins Ziel gekommen. Doch neben dem sportlichen Erfolg steht für ihn auch noch etwas anderes im Vordergrund: ein guter Zweck!
Markus Süße will die Aufmerksamkeit für den Marathonlauf nutzen, um auf das Schicksal von Kindern hinzuweisen, die an Fanconi-Anämie erkrankt sind. Er hofft, die unheilbare Knochenmarkserkrankung auf diese Weise bei Sponsoren und Spendern bekannter zu machen, damit den Betroffenen besser geholfen werden kann.
Vor 16 Jahren hatte Markus Süße mit seinem Start beim "Desert Cup" in Jordanien zum ersten Mal auf sein Projekt aufmerksam gemacht. Ein Jahr später, 2003, war er dann federführend an der Organisation des Coburg-Zugspitz-Marathons beteiligt. Neben einem großen Medien-Echo, das die Aufmerksamkeit auf die seltene Krankheit lenkte, kam auch eine stolze Summe von insgesamt 100 000 Euro für die Fanconi-Anämie-Hilfe zusammen. Von diesem Geld wurde ein Diagnosegerät finanziert.
Der Arzt riet ab
;Vor knapp zwei Wochen hatte sich Markus Süße wieder auf den Weg in den Süden gemacht. Gut 5000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Coburg und der Inselgruppe vor der Küste Westafrikas. Sein Arzt hatte ihm eigentlich dringend von der Teilnahme am Marathon abgeraten - und nicht nur der. "Jeder hat zu mir im Vorfeld gesagt, ,du bist nicht ganz sauber, du hattest im Januar die achte Knieoperation, jetzt machst du dieses Ding‘!", erzählt Markus Süße. Aber das könne wohl keiner verstehen. "Es geht darum, einfach mal wieder eine Medaille um den Hals zu bekommen. Das ist mein Ziel."
Als er von den Kapverden nach Hause zurück kam, erwartete den 52-Jährigen dann auch noch eine Nachricht, die zum einen sehr traurig gewesen sei, ihn aber auch bestärkt habe, dass er genau das richtige tue. Anna Dahm, die Süße 2003 beim Zugspitz-Lauf kennengelernt hatte und die selbst an der Krankheit gelitten hatte, war im Juni im Alter von nur 28 Jahren gestorben. "Das ist für mich jetzt wieder ein Grund, warum ich mich da durchgequält habe", sagt Markus Süße. "Meine Schmerzen beim Lauf waren nicht annähernd so schlimm, wie das, was Anna erlebt hat. Deswegen würde es mich freuen, wenn sich Leute für den Kampf gegen diese Krankheit engagieren und spenden."
Im Walking-Tempo absolvierte Süße die 42-Kilometer-Strecke wieder gemeinsam mit dem Coburger Julian Popp und seinem Arbeitskollegen Michael Ansteg. Außerdem schlossen sich noch zwei Österreicher mit ihrem Vater und Geschwistern an, die Süße im vergangenen Jahr auf Boa Vista kennengelernt hatte. "Da ist der Papa mit 64 Jahren mitgelaufen und ich habe mir schwer getan, mitzuhalten", erzählt Süße lachend. Im Sand habe es sich diesmal besser laufen lassen, aber die Hitze sei fast unerträglich gewesen. "Ich bin immer ein bisschen hinterhergedackelt, aber am Ende sind wir alle gemeinsam über die Ziellinie gelaufen - und wir sind genau 20 Sekunden unter acht Stunden geblieben!" Und das, obwohl er, wie er zugibt, bei den letzten beiden Checkpoints "ganz schön rumgetrödelt" hat.
Zwölf Läufe fehlen noch
;Ist der Flug für nächsten Winter gebucht? "Ich frage mich schon manchmal, ob es nicht noch andere Inseln gibt", sagt Markus Süße. Andererseits sind da die Freunde auf Boa Vista, die in den letzten zwölf Jahren eine Art Familie geworden sind. Also wohl doch wieder Kapverden. Wie oft will er noch mitlaufen? "Ich hab jetzt 88 Marathons, 100 waren mal mein Ziel. Wenn ich jedes Jahr nach Boa Vista gehe, hab ich es mit 65 geschafft", rechnet der 52-Jährige. Und wenn es mit dem Laufen nicht klappt, macht er für die anderen Läufer eben den "Supporter" - "die werden immer gebraucht!"