Expertenaugen schauen genau hin
Autor: Daniela Pondelicek
Neustadt bei Coburg, Freitag, 17. Sept. 2021
Verblüffend: Puppe ist nicht gleich Puppe. Wer nach Neustadt bei Coburg kommt, blickt hinter niedliche Gesichter und erkennt oft etwas Besonderes.
Für das ungeschulte Auge sieht die Puppe mit den langen, blonden Haaren, dem Strohhut und dem weißen Kleidchen am Stand von Heidemarie Penner einfach nur süß aus. Ein Sammler erkennt hinter der niedlichen Fassade aber weitaus mehr. "Es ist eine der früheren Puppen der Firma Kestner und damit eine richtige Antiquität", erzählt Heidemarie Penner. Sie schätze, die Puppe könnte um das Jahr 1890 hergestellt worden sein. "Und sie ist noch nahezu unberührt - genau so sind die Puppen damals verkauft worden", erklärt sie.
Sehr viele antike Puppen wie die von Heidemarie Penner wechseln am Freitag in der Frankenhalle ihre Besitzer. Sammler aus aller Welt feilschen im Rahmen des Puppenfestivals der Partnerstädte Neustadt und Sonneberg bei der weltweit größten Antik-Puppen-Sammlerbörse um Preziosen aus vergangenen Zeiten.
Lange darauf gewartet
"Die Besucher und die Aussteller haben seit eineinhalb Jahren darauf gewartet, dass sie wieder hier sein dürfen", erzählt Walter Neumann, einer der Organisatoren der Sammlerbörse. Die Corona-Pandemie hätte nicht nur der Neustadter Sammlerbörse im vergangenen Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
"Das ist europaweit die erste Veranstaltung, die wieder stattfinden darf", erklärt er. Deshalb habe er in viele glückliche Gesichter gesehen. "Jeder Sammler ist, wenn es um eine neue Rarität für die eigene Sammlung geht, auch ein bisschen ein Jäger - die Besucher heute sind also ganz heiß darauf, endlich wieder nach neuen Stücken suchen zu können."
Guter Zulauf trotz der ganzen Corona-Vorschriften
Darum könne er trotz der Corona-Regeln mit dem Zulauf zufrieden sein - immerhin gelte beim Zutritt die 3G-Regel, zudem müssten die Kontaktdaten erfasst werden. "Klar ist das für die Gäste nervig - aber abgehalten hat das am Ende niemanden so wirklich. Es ist sogar eine Aussteller-Gruppe aus Spanien angereist", erzählt Walter Neumann.
Sie würde nicht an jeden verkaufen
Eine von ihnen ist Maria Dowres Arias Tapia. Seit Mittwoch ist sie in Neustadt und genießt das Puppenfestival. Verkauft habe sie am Freitag noch nicht allzu viel, aber der Besuch habe sich trotzdem für sie gelohnt: "Schon als kleines Kind habe ich Puppen geliebt, deshalb gefällt es mir hier richtig gut."
Auch Heidemarie Penner geht es bei der Sammlerbörse nicht nur ums Verkaufen - gerade auch, wenn sie an die wertvolle Kestner-Puppe denkt. Die bietet sie bei der Sammlerbörse zwar für 4300 Euro an, aber sie würde sie trotzdem nicht an jeden verkaufen. "Die Sympathie muss einfach da sein. Ich würde mir wünschen, sie geht an jemanden, der sie wertschätzt und liebt statt an einen Sammler mit großem Geldbeutel."