Wie soll das Tagungs- und Veranstaltungswesen in Coburg aufgestellt sein, um all diese Pakethalle, Globe, Kongresshaus zu bespielen?
Das Fazit von SPD-Fraktionsvorsitzender Petra Schneider (SPD) klang vernichtend: "Ihre Arbeit ist absolut an der Oberfläche geblieben. Ich kann darin nichts Neues und nichts Fundiertes erkennen." Gemeint war das Gutachten von Thomas May (Symbios), der sich mit dem Kongress- und Veranstaltungswesen der Stadt befasst hatte.
Auslöser waren ein Arbeitsauftrag von Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) an die Stadtverwaltung zu Jahresbeginn 2018 gewesen sowie ein gemeinsamer Antrag von CSU/JC, WPC und SBC vom April 2018. Wie Stephan Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (Wifög) erläuterte, gestaltete sich die Suche nach einem Gutachter schwierig: Erst vor einem Jahr konnte der Auftrag an May vergeben werden.
Der listete nun auf, was den Stadträten aufgrund der Diskussionen und Beschlüsse der vergangenen zwei Jahre wohl bekannt war: Neben dem Kongresshaus gibt es mit der Pakethalle und (in einigen Jahren) dem Globe zwei weitere Veranstaltungsorte. Allerdings verfügt Coburg derzeit nicht über ein ausgewiesenes Tagungshotel mit 150 Zimmern und entsprechenden Tagungsräumlichkeiten. Die vorhandenen Hotels sind kleiner. Ein Tagungsveranstalter muss also seine Gäste auf mehrere Hotels verteilen. Ein Tagungshotel in unmittelbarer Nähe zum oder direkt am Kongresshaus wäre wünschenswert.
Das Kongresshaus als solches sei gut ausgelastet mit Tagungen und Veranstaltungen, sagte May. "Das heißt, dass diese Immobilie funktioniert." Ein Zuschuss von rund 700000 Euro im Jahr sei für ein derartiges Haus auch nicht ungewöhnlich; der Durchschnitt liege bei 670000 Euro Defizit. Aber das Kongresshaus sei an dem Punkt, wo ins Gebäude investiert werden müsse, um es attraktiv zu erhalten. Dass May kurzerhand auch das Palmenhaus und die HUK-Coburg-Arena als mögliche Veranstaltungsorte bezeichnete, trug ihm weitere Minuspunkte bei Petra Schneider ein.
May empfahl, die Vermarktung und den Betrieb aller städtischen Veranstaltungshäuser in einer Hand zu lassen. Eine konkrete Aussage, wo denn die Coburger Chancen auf dem Kongress- und Veranstaltungsmarkt liegen, machte er nicht. Auch was den Standort eines Kongresshotels angeht, nannte er nur die bislang bekannten Varianten: Am Anger (Ecke Berliner Platz), im Rosengarten an der Ostseite oder im Rosengarten an der Ketschendorfer Straße.
"Welche Kapazitäten brauchen wir, bei Tagungsräumen und beim Hotel?", fragte Jürgen Heeb (WPC). Hans Michelbach (CSU) forderte, die Grundsatzentscheidung zu treffen, ob man Kongress-Stadt werden wolle, und dann einen Partner zu suchen, der Vermarktung und Betrieb übernimmt. Schweinfurt habe es schließlich auch geschafft, sich als Tagungsstandort zu etablieren.
Max Beyersdorf und Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (beide CSU) zogen ganz andere Schlussfolgerungen aus Mays Ausführungen: Das Kongresshaus müsse noch mindestens zehn Jahre funktionsfähig bleiben, weil das Globe nach der Fertigstellung durchs Landestheater belegt sei, sagte Beyersdorf. Der Bau des Globe, die Sanierung des Landestheaters, die Beteiligung an einem möglichen Klinikneubau hätten derzeit Priorität, sagte Weber. Das alles müsse erst abgearbeitet werden, bevor man sich dem Thema Kongresse und Tagungen widme. Abgesehen davon werde ja nun erst einmal der Bebauungsplan für das Areal Kongresshaus/Anger überarbeitet.