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Es gibt bald wieder Bier aus Coburg!


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Mittwoch, 05. August 2015

Das "Brauhaus zu Coburg" in der Nägleinsgasse wird seinem Namen künftig gerecht: Am Mittwoch wurde in der neuen kleinen Brauerei der erste Sud angesetzt.
Brauhaus-Mitarbeiterin Anna-Lena Ruhnke wirft einen neugierigen Blick in den Braukessel. Am Mittwoch wurde darin der erste Sud für das neue "Coburg-Bier" angesetzt. Foto: Oliver Schmidt


Die Vorfreude ist nicht nur spürbar, nein, sie lässt sich auch an beeindruckenden Zahlen festmachen: Seit Markus Timm am Dienstag auf der Facebook-Seite seines "Brauhauses zu Coburg" mitteilte, dass die Brauanlage fertig und vom Hauptzollamt abgenommen ist, klickten mehr als 20 000 Menschen diesen Beitrag an. Knapp 300 drückten zudem noch "Gefällt mir!". Für Markus Timm ist das schon mal eine schöne Bestätigung, dass er mit seinem Projekt wohl den Nerv vieler Coburger getroffen hat. Endlich soll wieder in Coburg - genauer gesagt: im Herzen der Stadt - Bier gebraut werden.

Zur Erinnerung: In Markus Timms "Brauhaus zu Coburg" kommen die Biermarken der Kulmbacher Brauerei zum Ausschank. Dazu gehören auch die beiden Coburger Traditionsmarken "Sturm's" und Scheidmantel, die aber seit 2011 in Kulmbach gebraut werden.

Markus Timm, der das "Brauhaus zu Coburg" Ende 2010 eröffnet hatte, war immer wieder darauf angesprochen worden, ob er nicht - passend zum Namen seines Lokals - auch ein eigenes Bier brauen könnte. Anfang 2014 beschloss dann der Gastronom: Ich mach's! Geeignete Räumlichkeiten waren gefunden: Markus Timm kaufte das rote Fachwerkhaus, gleich gegenüber vom Brauhaus. Im dortigen Erdgeschoss wurde in den vergangenen Wochen die Brauanlage eingebaut. Bis Dienstag. Und nach dem "Okay" des Hauptzollamts wurde dann am Mittwoch auch gleich losgelegt: Der erste Sud wurde angesetzt! Verantwortlich fürs Einmaischen zeichnete Tim Standke, der auch einer der Köche im Brauhaus ist.

Im September wird's getrunken

"Geplant sind ein Hausbier sowie saisonale Spezialbiere", erklärt Markus Timm. Zum Ausschank werden die Biere ausschließlich in der Gaststätte kommen. Und wie wird das Bier heißen? Markus Timm lächelt geheimnisvoll: "Wir haben ja auf Facebook einen Namenswettbewerb ausgerufen - und es sind auch schon einige interessante Vorschläge gekommen!" Die meisten hätten einen historischen Bezug zu Coburg.

Spätestens bis September, wenn das erste Bier fertig ist und verkostet werden kann, soll der Name feststehen.


Von Sturm's und Scheidmantel

Firmengründer Anton Sturm heiratete 1833 Johanna Obenauf. Deren Vater besaß das Haus Ketschengasse 15 (heute Modegeschäft Frind), für das es damals eine Brau- und Schankgenehmigung gab. Anton Sturm, der von Beruf eigentlich Weber war, nutzte diese Genehmigung und baute eine Brauerei auf, die im Jahr 1873 entscheidend expandierte: An der Callenberger Straße wurde eine Brauerei-Anlage errichtet.

Tragischer Tod

Die nächste Zäsur erfolgte erst 1975: Friedrich Puff wurde Vorstand und verhalf der Brauerei zu einem enormen Aufschwung - bis 2001, als Puff auf tragische Weise in einem Gärbottich der Brauerei ums Leben kam. Noch im selben Jahr wurde Sturms an die Kulmbacher Brauerei verkauft. Bis Mitte 2011 wurde "Sturm's Pilsener" noch in der Callenberger Straße gebraut; abgefüllt wurde das Bier damals allerdings bereits in Kulmbach. Seit 2012 wird die Traditionsmarke in Kulmbach gebraut. Die ehemaligen Brauereigebäude gibt es heute nicht mehr.

Metzgermeister aus Dietersdorf

Die Anfänge der Brauerei Scheidmantel liegen im Jahr 1834. Ihren späteren Namen verdankt die Brauerei Heinrich Scheidmantel, einem Metzgermeister aus Dietersdorf. Er kaufte 1849 die Brauerei in Cortendorf. Der große Aufschwung erfolgte ab 1881, als sein Sohn Stephan das Unternehmen übernahm - aus dieser Zeit stammt auch der Schriftzug "St. Scheidmantel", der oft als "Sankt Scheidmantel" missverstanden wurde. Die Brauerei blieb stets im Familienbesitz. 1998 begann eine Kooperation mit der Kulmbacher Brauerei; die Immobilien wurden verkauft.

2002 gründete die Kulmbacher Brauerei die "Coburger Brauerei", in der die zumindest zwei Pils-Marken Scheidmantel und Sturm's bis heute weiterleben.