Es geht weiter mit dem "Land des Lächelns"
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Bad Rodach, Sonntag, 18. August 2019
Die musikalischen "Alten Hüte" von Bernhard Maxara und Familie lockten viele Besucher zum Vormittagsprogramm auf die Waldbühne.
Da zerrt man einen alten Hut aus dem Schrank und stellt erstaunt fest, wie gut er noch passt, wie modisch der doch plötzlich wieder ist, wie aktuell. Nostalgie, mon ami? Na und. - So verhielt es sich mit dem munteren musikalischen Programm, das Bernhard Maxara für die Matinee der Sommeroperette Heldritt aus einem früheren Programm zusammengestellt hatte und durch das er witzig und versiert führte.
Am Klavier begleitete, alles wohlwollend tragend, der musikalische Direktor der Sommeroperette, Reinhard Schmidt. Große Begeisterung im schon überraschend zahlreich gekommenen Publikum nach den gut anderthalb Stunden an frechen frühen Liedern und ganz viel Wiener Schmäh, dessen ordentliche Portion Bösartigkeit ja die entscheidende Würze bringt.
Was für ein Zungenbrecher
Oder was soll man sagen, wenn die gute Frau den Nowotny nicht leiden kann - auch wenn sie mittlerweile drei Kinder von ihm hat. Und Georg Kreislers Blick nach Böhmen mit verrücktem Zungenbrecher aus tschechischen Namen des Anfangsbuchstabens V - Wahnsinn, wie der Maxara das durchhielt.
Die Matinee bleibt auch bei der unter neuen Bedingungen reaktivierten Sommeroperette auf der Waldbühne Heldritt fester Bestandteil des Programmes.
Bernhard Maxara, bereits Mitbegründer der Coburger Sommeroperette vor über 25 Jahren und schon lange in Coburg lebend, war familiär wienerisch angerückt, nicht nur mit seiner Lebensgefährtin Elfriede Mohrenberger, deren süffisante, spaßige und altersreife Diseusenkunst in eben die letzten Wiener Winkel zieht, sondern auch mit deren an den großen Häusern engagierten Tochter Alexandra Reinprecht und wiederum deren Lebensgefährten Horst Hubmann. Was nicht nur gesanglich-technisch, sondern auch atmosphärisch die besten Voraussetzungen bot, um sozusagen "intim" zu werden, mit frechen Alltagsgeschichten der kabarettistischen Komponisten vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Mensch, die scheuten wenig.
Sarkastisches
Dass die vielseitige Sopranistin Alexandra Reinprecht und Horst Hubmann mit seinem warmen, fülligen Bariton glaubhaft Liebesduette lieferten - aber selbstverständlich. Doch erst jenseits des wohligen Gesäusels, im Sarkasmus etwa bei Otto Reuthers tagelangem Blusenkauf der Frau Suse, da war dann dieses Prickeln zu spüren, das gute alte Songs bestimmt ewig weitertragen.
Ob das wienerische Geheimnis langjähriger Partnerschaft empfehlenswerte Brachialphilosophie ist oder nicht, darf jeder selbst entscheiden: "Mei Olde säuft so viel wie i, daher die große Symphathie."