Es braucht noch mehr Wohnungen
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Dienstag, 21. Sept. 2021
Coburg hat enormen Nachholbedarf an Wohnungen. Die Warteliste bei der Wohnbau ist lang. Geschäftsführer Christian Meyer vor großen Herausforderungen.
Da 107, dort 48 und 32 neue Wohnungen. In Coburg wird gebaut und gebaut. Aber die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist ungebrochen hoch. Wie steht es um den sozialen Aspekt bei diesen Bauprojekten? Wie reagiert die Wohnbau auf die Not der Menschen, die nur wenig Geld zur Verfügung haben? Im Gespräch mit dem Geschäftsführer macht Christian Meyer deutlich: "Als kommunales Wohnungsbauunternehmen sorgen wir für diesen dringend benötigen Wohnraum." Demnächst wird in der Von Mayer Straße in Ketschendorf mit dem Bau von 27 Sozialwohnungenbegonnen. Der Abbruch der Häuser 35 und 37 ist für Oktober geplant.
Neben umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen hat die Wohnbau im Zusammenspiel mit der Stadt Coburg im Zeitraum von 2014 bis heute knapp 200 Wohnungen neu errichtet. Im Einzelnen sind das: 76 in Wüstenahorn, 34 auf der Bertelsdorfer Höhe, 27 in Cortendorf, 58 in der Innenstadt (Ketschengasse, Albertsplatz, Georg-Hansen-Weg). Meyer: "Die Bautätigkeit ist vergleichbar mit anderen Städten in Oberfranken."
In den vergangenen 20 Jahren hat die Wohnbau außerdem knapp 50 Prozent ihres Bestandes saniert, im Quartier Wüstenahorn sogar mehr.
Aber Fakt ist, dass die Warteliste für eine Wohnung der Wohnbau derzeit mit 1100 Wohnungssuchenden lang ist. "Wir bekommen jeden Tag Wohnungsanträge." Dabei handelt es sich um Mietinteressenten, die aus unterschiedlichen Gründen auf der Suche nach einer neuen Bleibe sind. Nicht immer geht es dabei um Sozialwohnungen, die benötigt werden.
Für alle Schichten da
Meyer macht deutlich: "Unsere Aufgabe ist es für alle Schichten Wohnraum vorzuhalten. Insbesondere in der Innenstadt sind wir bemüht, gemischte Quartiere zu schaffen - auch um Brennpunkte zu vermeiden." So werden beispielsweise in der Ketschenvorstadt auch Wohnungen für den freien Markt vorgehalten. Von 44 Wohneinheiten sind drei für Flüchtlinge, 14 für Zuwendungsempfänger, 19 im durchschnittlichen Mietpreissegment und nur acht im überdurchschnittlichen Mietpreissegment angesiedelt.
Natürlich liege der Fokus der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft auf dem sozialen Aspekt, betont der Geschäftsführer. Dennoch sei die Wohnbau eine GmbH und müsse auf dem freien Markt bestehen. "Wir arbeiten gewinnoptimierend, nicht gewinnmaximierend", sagt er und erläutert die Strategie: "Gewinnoptimierung bedeutet für uns die Waage aus Wirtschaftlichkeit und Sozialverträglichkeit zu halten, denn wir haben ja einen sozialen Auftrag - im Gegensatz zu einem privaten Investor, der auf Gewinnmaximierung, also den möglichst größten Profit, setzen muss. Unterm Strich muss es sich rechnen. Auch wir bekommen keine Kredite, wenn die Rendite nicht stimmt."
Umdenken: Neubau statt Rückbau
Die Situation auf dem Coburger Wohnungsmarkt habe natürlich verschiedene Gründe. Da die Prognosen bis in die Jahre 2013/14 alle bezüglich der demografischen Entwicklung rückläufig waren, hat man sich in dieser Zeit mit dem Bau von neuen Wohnungen zurück gehalten. Die positiven Entwicklungen in der gesamten nordbayerischen Region haben diese Abwärtsspirale bezüglich der Einwohnerzahl jedoch nicht so eintreffen lassen wie befürchtet. Coburg habe sich stetig weiterentwickelt, es sei über die Jahre noch lebenswerter geworden, durch die Hochschule sind viele junge Menschen in der Stadt.