Erzbischof Schick in Coburg: Aufs Evangelium besinnen
Autor: Martin Koch
Coburg, Freitag, 03. Februar 2017
Erzbischof Ludwig Schick feierte mit Ordensleuten einen Lichtmess-Gottesdienst in St. Augustin. Er machte ihnen Mut.
Ordensmänner und Ordensfrauen sind seit einigen Jahren aus dem Coburger Stadtbild verschwunden. Schon vor dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1911, etablierte sich in der Pfarrgemeinde St. Augustin eine Niederlassung der "Kongregation der Töchter des Allerheiligsten Erlösers". Die Nonnen kümmerten sich in Coburg um die Hauskrankenpflege, die Armenfürsorge; sie halfen auch in der Seelsorge aus.
Wie es früher war
Viele Coburger kennen sicher noch Schwester Anthia, die letzte Oberin und langjährige Kindertagesstättenleiterin. Sie war in Coburg so populär, dass ein bloßer Spaziergang durch die Spitalgasse Stunden dauern konnte. So viele Freunde und Bekannte suchten das Gespräch mit der Ordensschwester. In St. Marien im Coburger Norden waren die Kapuziner zu Hause. Einer ihrer beliebten Geistlichen war Pater Johannes Goth.
Auf evangelischer Seite war das ähnlich. In Coburg wirkten die blau gekleideten und mit weißen Hauben versehenen Neuendettelsauer Diakonissen im heutigen Laurentiushaus in Lützelbuch sowie im Kindergarten Augustenstift und in der gleichnamigen Kindertagesstätte. Ein Wirbelwind der Nächstenliebe aus dem Mutterhaus Neuendettelsau war etwa Schwester Waltraud Keller. Sie organisierte von Coburg aus die Offene Behindertenarbeit Oberfranken. Alles aus und vorbei?
Immer weniger junge Leute wollen in einen Orden eintreten
Am Donnerstag feierten die Christen das Fest Maria Lichtmess, den Abschluss der Weihnachszeit, 40 Tage nach dem offiziell definierten Geburtstag von Jesus. Bei den Katholiken ist dieses Fest auch der "Tag des geweihten Lebens". Da stehen eben die Ordensleute, ihr Wirken und ihre Berufung im Vordergrund. Erzbischof Ludwig Schick feierte aus diesem Anlass in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Augustin einen Festgottesdienst.Der Verlust des eingangs geschilderten Ordenslebens in Coburg ist ja eigentlich typisch für die Situation in Deutschland und Mitteleuropa. Klöster werden geschlossen, und es gibt immer weniger junge Leute, die sich für ein Leben im Orden, verbunden mit den Gelübden Armut, sexueller Keuschheit und Gehorsam, begeistern können. Aber es gibt sie noch. Knapp 700 Männer und Frauen im Erzbistum Bamberg hätten sich für ein Ordensleben entschieden, erzählte eine Ordensschwester beim Gottesdienst mit Erzbischof Ludwig Schick. In der Nähe von Coburg sind dies beispielsweise die Franziskaner in Vierzehnheiligen oder die Benediktinerinnen in Kirchschletten bei Zapfendorf.
Erzbischof Ludwig Schick machte den Ordensmännern und Ordensfrauen in seiner Predigt durchaus Mut. Lamentieren, fehlgeleitete Ursachenforschung oder Reformstress seien keine Erfolgsrezepte, mit denen der Krise der Ordensgemeinschaften Paroli geboten werden könnte. Stattdessen rief der Erzbischof dazu auf, sich auf die Quelle der Freude, das Evangelium, zu besinnen. Es gelte, zur Ursache jeder Ordensberufung, eben zu Jesus Christus und seinem Ruf, zurückzukehren und sich vom Heiligen Geist erneuern zu lassen. "Ich weiß nicht, wie Ihre Zukunft aussehen wird, aber eines weiß ich, dass Sie heute nötig sind und für die Kirche und ihren Dienst in der Welt auch in Zukunft sehr gebraucht werden", sagte Schick.