Erste Azubi-Akademie zur Förderung der Coburger Lehrlinge
Autor: Berthold Köhler
Ahorn, Mittwoch, 08. Oktober 2014
Zwölf Unternehmen aus dem Coburger Land schicken ihre Auszubildenden zum ersten Mal in eine fachübergreifende Weiterbildung. Zum Auftakt ging es auf Schloss Hohenstein (Gemeinde Ahorn, Landkreis Coburg) darum, dass Kommunikation nicht nur im Internet stattfindet.
Im Vergleich zu den großen Unternehmen hat es der Mittelstand nicht leicht, beim Rennen um engagierte Auszubildende die Nase vorn zu haben. Weiterbildende Seminare, betriebsinterner Unterricht - das alles können die "Großen" der Branche natürlich leichter anbieten. Um dieses Manko auszugleichen, haben sich der Landkreis, mehrere regionale Unternehmen sowie der "Bund der Selbstständigen" zusammengetan und die "Azubi-Akademie" gegründet. Dort werden Auszubildende aus mittelständischen Unternehmen der Region heuer erstmals regelmäßig überbetrieblich mit Workshops und Seminaren geschult.
"Zwölf Betriebe, elf Berufe" sind es in diesem Jahr, die an der "Azubi-Akademie" teilnehmen, sagte Linda Halb als Coburger "Zukunftscoach" nach dem ersten Workshop, der die Auszubildenden auf Schloss Hohenstein führte. Dort zeigte ihnen der Hohenstein-Chef, Tobias Dittrich, wie Kommunikation funktioniert.
Das ist klassisch "win-win"
Aber gelernt hat sie trotzdem eine ganze Menge - sagte Aylin Bicer von der Coburger Firma Eichner Organisation. Die Auszubildende im zweiten Lehrjahr berichtete davon, dass Kommunikation von Mensch zu Mensch in seinen Spielregeln eben doch etwas anderes sei, als per Facebook und Email. Das nehme sie vom ersten Workshop der "Azubi-Akademie" mit nach Hause. Aber auch die Erfahrung, "dass es Spaß gemacht hat". Von Linda Halb bekamen die Jugendlichen noch einen Auftrag für künftige Workshops mit auf den Weg: "Löchert die Fachleute, so viel Ihr könnt." Nach dem erfolgreichen Start der Akademie, der auf Schloss Hohenstein mit einem gemeinsamen Essen gefeiert wurde, zeigten sich die Vertreter des heimischen Mittelstandes zufrieden.
Nadine Zettl, die sich bei der Firma Hermann Koch (Coburg) als Assistentin der Geschäftsleitung auch um die Weiterbildung der Auszubildenden kümmert, hat für die "Azubi-Akademie" einen klassischen Begriff aus der Wirtschaft parat: "Sie bietet eine Win-Win-Situation." Die Jugendlichen profitieren von diesem Angebot, weil sie mit den Workshops regelmäßig über den betriebsinternen Tellerrand hinaus blicken können. Die Unternehmen freuen sich, weil ihre Auszubildenden über die Akademie breitere Ausbildungsinhalte vermittelt bekommen. "Betriebe aus dem Mittelstand haben oft zu wenige Auszubildende, um einen betriebsinternen Unterricht auf die Beine zu stellen", sagte Zettl.
Zusätzliche Förderung
Wentje Trautnitz (Personalleiterin bei Wöhner in Rödental) kam bei ihrer Einschätzung zur "Azubi-Akademie" ebenfalls auf die berühmte Win-Win-Situation: "Die Auszubildenden haben den größtmöglichen Gewinn, während jedes Unternehmen nur ein Azubi-Projekt zur Akademie beitragen muss. Das ist dann auch für kleinere Betriebe zu stemmen."
In Zeiten, in denen die Zahl der Auszubildenden immer niedriger wird, freut sich der Coburger Landrat, Michael Busch (SPD) über die "Azubi-Akademie". Deshalb habe er auch die Schirmherrschaft übernommen. Das Ziel, dass die Jugendlichen zusätzlich gefördert zu werden, stehe für ihn an erster Stelle, sagte Busch. Aber er freue sich ebenso, dass es durch die Kooperation eben auch für kleinere Unternehmen möglich sei, einen Mehrwert in der Ausbildung zu bieten.