Druckartikel: Erst ins Coburger Rathaus, dann zu Söder

Erst ins Coburger Rathaus, dann zu Söder


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Donnerstag, 13. Februar 2014

Christian Müller weiß schon, wohin er als neuer Oberbürgermeister als erstes fahren würde. Doch nicht nur das Landestheater will er zügig sanieren, sondern auch den städtischen Haushalt - selbst wenn das manchen schmerzt.
Christian Müller (CSB) ist einer von sieben Kandidaten, die sich um die Nachfolge von Oberbürgermeister Norbert Kastner bewerben. Gewählt wird am Sonntag, 16. März. Foto: Oliver Schmidt


Das Thema Finanzen möge "schwierig und trocken" sein, räumte Oberbürgermeisterkandidat Christian Müller beim Pressegespräch am Donnerstag ein. "Trotzdem kann man sehr heiß darüber diskutieren!" Und um im Bild zu bleiben, könnte man sagen, dass die Christlich-Sozialen Bürger (CSB) gestern ordentlich am Temperaturregler gedreht haben. In Form von Vorschlägen, die nicht jedem gefallen dürften. Doch mit Blick auf die Sparkommission, die nach Müllers Einschätzung "nicht weit gekommen" sei, vertrete er die Meinung: "So kann es nicht weitergehen!" Heißt: Innerhalb der nächsten drei Jahre soll es wieder einen ausgeglichenen Ergebnishaushalt geben. Und wie soll das gelingen?

CSB-Finanzexperte Gerhard Amend erklärte, dass unter anderem über effektivere Strukturen in der Verwaltung nachgedacht werden müsse.

Allen voran sollten diejenigen Stellen, die auf freiwilligen Leistungen basieren, auf den Prüfstand kommen. Konkret nannte er das Bildungsbüro, die Ehrenamtsbörse oder auch das Büro "Bündnis für Familie". Amend stellte klar, dass die jeweiligen Aufgaben weiter erfüllt werden könnten. "Aber anders organisiert." Ein Beispiel: Die offene Jugendarbeit, mit der die Stadt zurzeit einen freien Träger beauftragt, könnte von der kommunalen Jugendarbeit und somit direkt von der Stadt übernommen werden. "Freie Kapazitäten sind da", betonte Christian Müller.

Dritter Bürgermeister und CSB-Vorsitzender Hans-Heinrich Ulmann verwies darauf, dass er in Sachen schlankere Verwaltung seit Jahren mit gutem Beispiel vorangehe: Als er 2002 das Bauamt übernahm, hätte es dort mehr als 60 Mitarbeiter im "Kernbestand" gegeben - und heute seien es 37.

Christian Müller erklärte, dass er den einzelnen Ämtern in der Verwaltung gerne feste Budgets zuteilen würden. "Das stärkt die Fachverantwortung", sagte er - und helfe natürlich ebenso beim Sparen.

Um den Haushalt wieder auf Vordermann zu bringen, sind Christian Müller und seine Mitstreiter auch für eine "moderate Erhöhung" der Gewerbesteuer. Eine Erhöhung der Kindergartengebühren, was jüngst die OB-Kandidatin der CSU ins Gespräch gebracht hatte, wird ganz klar abgelehnt.

Apropos CSU: Nachdem Müllers ehemalige Parteifreunde beim Neujahrsempfang zwar Bayerns Finanzminister Markus Söder zu Gast hatten, den aber nicht auf die Sanierung des Landestheaters ansprachen, wurde Müller ja selbst aktiv. "Auf meinen Brief an Markus Söder habe ich allerdings noch immer keine Antwort erhalten." Und deshalb kündigte Müller gestern weitere Schritte an: "Eine meiner ersten Dienstreisen als OB würde nach München gehen! Bei der Sanierung des Landestheaters müssen wir den Freistaat in die Pflicht nehmen."

Ausgehend vom Thema Theater, präsentierte Müller gestern noch eine Idee: In Coburg fehle ein Veranstaltungsraum - für Kammerkonzerte, Vorträge, Ausstellungen oder ähnliches - mit einer Kapazität für etwa 200 Zuschauer. Ein solcher Raum könnte zum Beispiel im jetzigen Kongresshaus entstehen, wenn dieses in seiner Hauptfunktion nicht mehr benötigt werde. Schließlich glaubt Christian Müller daran, einen Investor für ein Kongress- und Tagungszentrum am Anger zu finden - jetzt, da eine Sporthalle aus diesem Konzept herausgenommen wurde.

Für die kleinen Schulen und für eine "kleine Lösung" im Schatten des Post-Areals


Stadtteile Elfi Strobel ist sozusagen die CSB-Stadtteilbeauftragte. Sie nannte als wichtigste Ziele den Erhalt der kleinen Schulstandorte (Scheuerfeld, Neuses, Creidlitz, Ketschendorf), die Ausweisung weiterer Baugebiete für Familien in Creidlitz und Scheuerfeld sowie - zur Entlastung von Neuses und Beiersdorf - den Weiterbau der Staatsstraße 2205 in Richtung Bad Rodach.

Innenstadt Hans Weberpals, der Wirtschaftsbeauftragte im CSB-Wahlkampfteam, möchte, dass der Blick nicht immer nur auf die "drei, vier großen Firmen in Coburg" gerichtet wird, sondern verstärkt auch auf "unseren sehr starken Mittelstand". Nur mit diesem könne sich speziell auch in der Innenstadt etwas verbessern, wobei Weberpals vor allem einen Nachholbedarf in der Gastronomie sieht.

Steinweg/Lohgraben Über den jüngsten Vorstoß der CSU für ein Fachmarktzentrum auf dem Post-Areal mit Anbindung zum Kaufhof und zum Steinweg kann man bei den CSB eigentlich nur schmunzeln: "Das stand vor sechs Jahren auch schon im CSU-Wahlprogramm", so Müller. Er will lieber eine zunächst kleine und dafür auch realistisch machbare Lösung: eine Passage vom Kaufhof in Richtung Lohgraben und Steinweg. Das Post-Areal, an deren Eigentümern bislang vieles scheiterte, würde dann gar nicht benötigt.

Freizeit "Coburg hat wahnsinnig viele Möglichkeiten - aber es wird noch zu wenig daraus gemacht", findet CSB-Stadtratskandidatin Lena Andersson und regt einen Ausbau der Freizeitangebote an. So könnten zum Beispiel am Goldbergsee Grillplätze errichtet und ein Beachvolleyballfeld angelegt werden. Ähnliche Worte wie Lena Andersson fand CSB-Stadtratskandidat Professor Gert Melville: "Man kann in Coburg so viel ändern - ohne viel Geld!" Er unterstützt vor allem Christian Müllers Idee für einen mittelgroßen Veranstaltungsraum (siehe Text oben).