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Erpressung beim Neustadter Unternehmen Telenec


Autor: Jann Weckel

Neustadt bei Coburg, Mittwoch, 22. August 2018

Der Telekommunikationsanbieter "Telenec" wird von Unbekannten erpresst. Sie drohen Kundendaten zu veröffentlichen, die bei einem Angriff auf das Kundenportal gestohlen wurden.
Unruhige Tage bei Telenec: Unbekannte drohen damit, entwendete Kundendaten zu veröffentlichen. Foto: Svenja Sollmann


Die Neustadter Stadtwerke sind Opfer eines Hackerangriffs geworden. Wie die Stadtwerke-Tochter Telenec am frühen Mittwochnachmittag per Pressemitteilung bekannt gab, sind möglicherweise Kundendaten des Telekommunikationsanbieters in fremde Hände gelangt. Nun fordern Unbekannte in einem Erpresserschreiben Geld und drohen mit der Veröffentlichung der Daten.

"Eine externe Firma prüft aktuell, welche Kunden davon betroffen sind und was genau nach draußen gelangt ist", sagt Kristin Baumgarten, kaufmännische Leiterin bei den Neustadter Stadtwerken. Möglich gemacht habe den Angriff eine Sicherheitslücke im System, die von den Erpressern genutzt wurde. "Wir haben die Sicherheitslücke inzwischen identifiziert und alles dafür unternommen, damit sie geschlossen ist", sagt Baumgarten.

Kripo ermittelt

Nachdem das Erpresserschreiben am Montag per Mail eingegangen war, reagierte Telenec umgehend und verständigte die Polizei. Mittlerweile hat die Kriminalpolizei Coburg, genauer genommen das Fachkommissariat K 11 für Cybercrime, die Ermittlungen aufgenommen. Es sei bereits der zweite Fall von Cyberkriminalität im Raum Coburg in diesem Jahr, erklärt Martin Prechtl, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken in Bayreuth. Was Telenec passiert ist, sei typisch in diesem Feld der Kriminalität: "Der Hintergrund ist oft, dass die Täter Sicherheitslücken ausnutzen, die zum Beispiel nicht rechtzeitig durch Softwareupdates geschlossen wurden. So kommen sie an die Daten." Diese würden dann als Beweismittel an die erpresste Firma geschickt.

Im Fall von Telenec fordern die Erpresser die Überweisung von Bitcoins, einer digitalen Währung. Über die Höhe der Forderungen wurden keine Angaben gemacht.Der Kurs des Bitcoins war im Laufe des vergangenen Jahres explodiert: Rund 17 000 Euro war ein Bitcoin zwischenzeitlich wert, bevor der Einbruch folgte. Aktuell steht der Kurs bei 5700 Euro.

Telenec wartet nun die Ergebnisse der Untersuchungen ab. "Das soll natürlich so schnell wie möglich gehen", sagt Kristin Baumgarten. "Sobald wir was wissen, werden wir die Kunden auch informieren." Man gehe davon aus, dass nicht alle, sondern nur vereinzelte Kunden betroffen sind.

Kundenportal eingeschränkt

Bis das geklärt ist, seien Maßnahmen ergriffen worden, um das System vor weiteren Angriffen zu schützen. Auf das Kundenportal von Telenec könne aktuell nur aus dem Neustadter Netz zugegriffen werden. Von außerhalb - oder per mobilem Endgerät - bestehe derzeit keine Chance. Wer sich einloggen kann, der wird gebeten, als Vorsichtsmaßnahme sein Passwort zu ändern. Grund zur Sorge bestehe für die Kunden aber nicht, betont Baumgarten.

Die Polizei habe nun verschiedene Möglichkeiten, um den Tätern auf die Spur zu kommen, erklärt Pressesprecher Prechtl: "Eine einfache Methode wäre, die IP-Adresse der Erpressermail zurückzuverfolgen. Meist landet man dann allerdings bei anonymen Servern im Ausland."