Erlesene Kammermusik zum Saisonauftakt beim Coburger "Verein"
Autor: Gerhard Deutschmann
Coburg, Dienstag, 20. Oktober 2015
Eine hochkarätige Saisoneröffnung gab es beim Coburger "Verein" im HUK-Foyer, wo ein Streichsextett aus Mitgliedern der Bamberger Symphoniker Werke von Richard Strauss, Brahms und Tschaikowsky in mitreißender Weise zu Gehör brachte und dafür lebhaft gefeiert wurde.
Kompositionen für Streichsextett sind nicht so reichlich vorhanden, weshalb es auch keine festen Ensembles für diese Besetzung gibt.
Umso erfreulicher ist es, dass sich sechs tüchtige Mitglieder der Bamberger Symphoniker zusammen getan haben, um diese Musik zu pflegen, bei der es, wie man beim Saisonauftakt des Coburger "Verein" im HUK-Foyer auf der Bertelsdorfer Höhe hören konnte, wahre Perlen zu entdecken gibt.
Schwelgerische Tonsprache
Angeführt von der 2. Konzertmeisterin Mayra Budagjan musizierten Quinten de Roos (Violine), Yumi Nishimura und Christof Kuen (Viola) sowie Lucie de Roos und Indrek Leivategija (Violoncello) mit homogenem Klang und fein ziselierter Dynamik von zarter Durchsichtigkeit bis zu orchestraler Klangfülle.Zu Beginn erklang das Sextett aus der geistvollen Konversationsoper "Capriccio" von Richard Strauss mit der für ihn typischen
schwelgerischen Tonsprache, die im zweiten Teil dramatisch anschwillt, bevor sie sich wieder lyrisch beruhigt. Die "Bamberger" spielten das zehnminütige Werk intonationsrein in schöner Geschlossenheit und mit der nötigen Klangsinnlichkeit.
Gleich zwei Streichsextette komponierte Johannes Brahms, von denen man das erste in B-Dur op. 18 zu hören bekam. Gesanglich zart beginnt das schöne Werk, bevor es üppig aufblüht. Ausdrucksvoll erklangen die erfindungsreichen Variationen des zweiten Satzes, tastend, dann ausgelassen das Scherzo, graziös das verspielte Rondo mit wechselnder Stimmführung der Instrumente. Wechsel gab es bei diesem Werk auch zwischen erster und zweiter Violine, ebenso bei den Celli, ein Zeichen für die Gleichrangigkeit aller Künstler, die wiederum für eine nachdrückliche, reife Interpretation sorgten.
Den absoluten Höhepunkt des Abends bildete nach der Pause die temperamentvolle, hochvirtuose Wiedergabe des Sextetts für Streicher "Souvenir de Florence" von Peter Tschaikowsky.
Beseelte Wiedergabe
Es ist eine durchwegs fesselnde, einfallsreiche Musik, genial im abwechslungsreichen Einsatz der Instrumente. Gleich in die "Vollen" geht zu Beginn, dann wieder lyrisch, tänzerisch schwebend oder sich zu orchestraler Dichte steigernd. Krönung des viersätzigen Werks ist das spielfreudige Finale mit seinem volkstümlichen Thema, das gegen Ende polyphon verarbeitet wird und in einer atemberaubenden Coda endet. Das Bamberger Sextett kniete sich geradezu leidenschaftlich in diese wirkungsvolle Musik und brachte sie zu beseelter, mitreißender Wiedergabe.
Mochte das Publikum auch noch so ausdauernd klatschen - es gab keine Zugabe.
Verständlich nach so einem Kraftakt und tiefen musikalischen Erlebnis.