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Ergreifende Klänge zum Karfreitag in St. Moriz in Coburg


Autor: Jochen Berger

Coburg, Dienstag, 16. April 2019

Warum Coburgs Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein von Antonin Dvoráks "Stabat Mater" fasziniert ist.
Peter Stenglein bei der Probenarbeit mit dem Coburg Bachchor. Unter seiner Leitung erklingt am Karfreitag das "Stabat Mater" von Antonin Dvorák.Foto: Jochen Berger


Nach vielen Jahren steht Antonin Dvoráks "Stabat Mater" wieder auf dem Programm des Coburger Bachchors. Das Werk erklingt am Karfreitag in St. Moriz. Den Instrumentalpart übernimmt das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg. Was ihn an dieser Vertonung besonders reizt, verrät Coburgs Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein als Leiter des Bachchors.

Antonin Dvoráks "Stabat Mater" ist unbestritten ein Meisterwerk sakraler Musik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Warum steht das Werk in Deutschland dennoch relativ selten auf den Konzertprogrammen - etwa im Vergleich zum "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms?

Peter Stenglein: Tatsächlich gibt es gewisse Parallelen zwischen Dvorák mit dem "Stabat Mater" einerseits und Brahms und dem "Deutschen Requiem" andererseits. Beide, Brahms und Dvorák, sind Repräsentanten der sehr ausdrucksstarken romantischen Epoche. Beide genannten Werke entstanden, oder sind zumindest vollendet worden im Eindruck des Todes: Dvorák verlor innerhalb von zwei Jahren alle drei Kinder - extreme Schicksalsschläge! Er vollendete daraufhin sein "Stabat Mater" im Jahr 1877. Brahms schrieb sein "Deutsches Requiem" im Eindruck des Todes seiner Mutter. Es wurde 1868 uraufgeführt. Bezeichnenderweise setzte sich der acht Jahre ältere Brahms beim Verleger Simrock für die Veröffentlichung von Dvoráks "Stabat Mater" ein. Beide Werke sind für das Konzert, nicht für den Gottesdienst geschrieben. Aber es gibt eben einen Unterschied: Brahms, der "kern-protestantische und tiefreligiöse Mann" (Heinrich von Herzogenberg) nimmt deutschsprachige Texte, die sofort "ins Herz" gehen. Dvorák, der tiefgläubige Katholik, greift einen lateinischen Text aus dem späten Mittelalter auf, in dessen Worte und deren Bedeutung der Hörer sich erst "hineinarbeiten" muss.

Wann hat der Coburger Bachchor Dvoráks "Stabat Mater" zuletzt aufgeführt?

Der Bachchor hat das Werk im Lauf seiner über 60-jährigen Geschichte mehrfach aufgeführt: Schon 1971 unter Heinz Walter, 1984 unter Hans-Martin Rauch und in den Jahren 1993 und 2004 unter meiner Leitung.

Wissen Sie noch, wann Ihnen dieses Werk erstmals begegnet ist?

Ja, das weiß ich noch sehr gut: In den 1980er Jahren war ich als Korrepetitor beim Bachchor Würzburg tätig. Dort wurde das Stück unter Christian Kabitz einstudiert - ich war von der ersten Begegnung an begeistert!

Was hat den Ausschlag gegeben für dieses Werk am Karfreitag?

Der Text greift ja die Situation am Karfreitag auf: Im Mittelpunkt steht die Mutter Jesu, die in ihrem Schmerz unter dem Kreuz steht. Ich finde, das ist eine wunderbare Verbindung zu diesem besonderen Tag. Natürlich singen wir immer wieder die einzigartigen Passionsvertonungen beispielsweise von Bach - aber eben nicht nur!

Wo liegt bei diesem Werk der besondere Reiz für den Chor?

Der Chor hat viel zu tun, er ist in sieben von zehn Sätzen beteiligt. Dvorák schreibt unglaublich gesanglich und komponiert eine extrem abwechslungsreiche Melodik und Harmonik.

Worauf müssen Sie bei der Probenarbeit besonders achten?

Das "Stabat Mater" besteht überwiegend aus langsamen Sätzen. Das ist der Thematik des Textes geschuldet. Es gilt, die Schönheit der Harmonien, die Inhalte des Textes und die große dynamische Bandbreite herauszuarbeiten und damit eine spannende Aufführung zu gestalten.

Das "Stabat Mater" ist in zehn Sätze gegliedert. Was ist Ihr Lieblingssatz?

In der Chorprobe sage ich manchmal: "... dieser Satz ist einer meiner zehn Lieblingssätze im gesamten Werk". Das heißt, es fällt mir so schwer, einen Satz besonders hervorzuheben. Der Reiz liegt in der Gesamtheit, im musikalischen Spannungsbogen der zehn Sätze, die jeder für sich ausgesprochene Perlen der oratorischen Musik darstellen. Wunderbar, wie Dvorák im letzten Satz auf die Ideen des ersten zurückgreift, um dann aber in ein geradezu jubelndes "Amen" zu münden! Rund um die Musik in der Coburger Morizkirche Karfreitag, 19. April Antonin Dvorák "Stabat Mater", 17 Uhr - Nathalie de Montmollin - Sopran; Marlene Lichtenberg - Alt; Milen Bozhkov - Tenor; Felix Rathgeber - Bass; Coburger Bachchor; Philharmonisches Orchester Coburg; Leitung: Peter Stenglein - Vorverkauf: Tageblatt-Geschäftsstelle, Restkarten an der Konzertkasse. Bachchor Der Coburger Bachchor gehört zu den großen Chören der Region. Zur Zeit erarbeiten etwa 120 Frauen und Männer Musik unterschiedlicher Epochen. Instrumentale Partner des Bachchors sind das "Philharmonische Orchester Landestheater Coburg", aber auch Ensembles aus dem Bereich der Alten Musik, zum Beispiel das Main-Barockorchester Frankfurt, Concerto Köln oder L'arpa festante. Auf dem Programm der Konzerte stehen die großen Komponisten, beginnend mit dem Namenspatron Johann Sebastian Bach. Das Repertoire reicht allerdings vom Barock über die Wiener Klassik und die Romantik hinaus bis weit ins 20. Jahrhundert mit einer Reihe von Erst- und Uraufführungen. Konzertreisen in verschiedene europäische Länder runden das Bild ab. So waren Frankreich, Italien, Ungarn und Albanien Reiseziele des Bachchores (online: www.moriz-klingt.de). Schuke-Orgel Die Orgel aus dem Jahr 1989 zählt bis heute zu den herausragenden in Oberfranken. Durch die Kirchenrenovierung haben sich allerdings die Akustik und der Klang des Instruments verändert: Die hohen Frequenzen werden stärker bevorzugt, der Bassbereich ist mittlerweile zu schwach. Deshalb soll die Orgel um die Pedalregister Untersatz und Posaune 32 Fuß erweitert werden. Der Klang soll dadurch runder und weicher werden und auf einem besseren Fundament stehen. Da die benötigten großen Orgelpfeifen nicht in das bestehende Gehäuse integriert werden können, wird im Jahr 2019 hinter der jetzigen Orgel ein weiterer Orgelteil aufgestellt.

Kosten Diese Maßnahme kostet etwa 120000 Euro. Dafür werden Spenden erbetenred