Eine Schule in Coburg unter Schock
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Donnerstag, 04. Oktober 2012
Während vor der Wohnung der verunglückten Familie Kerzen aufgestellt und Briefe niederlegt wurden, kümmerten sich mehrere Psychologen um die Mitschüler der getöteten Siebenjährigen. Auch einen Gedenkgottesdienst wird es noch geben.
"Es war ein liebes, unauffälliges Mädchen", sagt Hans Haberzettl mit leiser Stimme. Und auch der Kontakt zur Mutter sei bislang "nur positiv" gewesen. Umso schwerer ist auch für den Leiter der Jean-Paul-Schule zu begreifen, was da Schreckliches am Dienstag auf der Autobahn bei Bamberg passiert ist: Eine Mutter (31) wird zur Geisterfahrerin, prallt gegen ein entgegenkommendes Fahrzeug und ist tot - auch ihre siebenjährige Tochter, die die erste Klasse an der Jean-Paul-Schule besucht, ist sofort tot. Zwei Tage später erliegt auch die vierjährige Tochter ihren schweren Verletzungen.
Aber wenn schon Erwachsene ratlos sind, wie mag es dann erst Kindern gehen? Und ganz speziell den Mitschülern der Siebenjährigen? Hans Haberzettl ist dankbar, wie eng und gut in den vergangenen Tagen mit der Coburger Polizei, dem staatlichen Schulamt Coburg und einem Kriseninterventionsteam zusammengearbeitet wurde. Schulpsychologen aus ganz Nordbayern waren am Donnerstag an die Jean-Paul-Schule gekommen, um mit den geschockten und trauernden Kindern zu reden. Schulpsychologen aus der Stadt und dem Landkreis Coburg werden darüber hinaus auch in den nächsten Tagen und Wochen immer zur Verfügung stehen, wenn Rat und Hilfe benötigt wird.
Information für alle Eltern
Alle Eltern, die Kinder an der Jean-Paul-Schule haben, werden deshalb auch noch in dieser Woche einen Brief bekommen mit Tipps, wie sie sich bei bestimmten Auffälligkeiten ihrer Kinder am besten verhalten sollen und wie sie mit bestimmten Fragen umgehen können.
Nach Auskunft von Hans Haberzettl wird es auch einen Gedenkgottesdienst geben. Zeit und Ort sollen aber nicht öffentlich gemacht werden, damit die trauernden Kinder nicht durch Schaulustige oder Boulevardmedien gestört werden.
In der Pausenhalle ist zudem geplant, einen Trauertisch aufzustellen. Mitschüler können dort Briefe und Zettel niederlegen. An der Wohnung der Familie, die sich etwa in einem Kilometer Entfernung von der Jean-Paul-Schule befindet, haben genau dies bereits am Mittwoch und Donnerstag viele Freunde und Bekannte getan. "Jetzt seid Ihr meine Engel", steht auf einem Brief, "Du wirst immer in meinem Herzen bleiben", auf einem anderen. Dazwischen stehen mehrere Kerzen und Teelichter, auch ein Foto der Kinder hat jemand vor den Eingang des Mehrfamilienhauses gestellt. Im Laufe des Donnerstags kommen etliche Rosen, Sonnenblumen und einige schöne Kastanien dazu, sowie ein Engel aus weißem Porzellan.