Eine ganz besondere Puppe sucht ein Zuhause in Neustadt
Autor: Berthold Köhler
Neustadt bei Coburg, Mittwoch, 29. Januar 2020
Fast zeitgleich haben Peter Jacobi und Jürgen W. Heike eine fast vergessene Figur wiederentdeckt - und ein Detektivspiel ausgelöst.
Wenn man mit dem Auto dran vorbeifährt, muss man schon wirklich ganz genau hinschauen. Nur dann hat man die Chance, die gar nicht mal so kleine Stele direkt neben der Bundesstraße 4 zu entdecken. Aber das Schattendasein des Kunstwerks auf halber Höhe zwischen dem Siemenskreisel und der Abfahrt Haarbrücken dürfte bald zu Ende sein. Martin Stingl (SPD), der für kulturelle Angelegenheiten zuständige dritte Bürgermeister der Stadt Neustadt, versichert auf Tageblatt-Nachfrage jedenfalls: "Wir sind auf der Suche nach einem vernünftigen und adäquaten Platz für die Stele."
Fast zeitgleich aufgefallen ist das Kunstwerk, das eine Puppe auf einer abgebrochenen Brücke zeigt, zwei Urgesteinen der Politik im Coburger Land: Jürgen W. Heike (CSU) und Peter Jacobi (FDP). Beide haben sich binnen weniger Wochen, Heike sogar schriftlich, mit der Bitte an die Stadt gewandt, die Stele aus dem Schmuddeleck neben der Lkw-Haltebucht an der B4 zu holen.
Der ehemalige Staatssekretär Heike gibt offen zu: "Wir wissen, dass wir nichts wissen." Wann und wie das Kunstwerk aufgestellt wurde, kann nicht mal Neustadts Heimatpflegerin Isolde Kalter mit hundertprozentiger Sicherheit eruieren.
Von ihrem Vater, Helmut Scheuerich war ebenfalls Heimatpfleger, gibt es einen Eintrag im 1993 erschienenen Band von "Die Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert" - aber der beschäftigt sich mehr mit der Freigabe der Südumgehung im Dezember 1975 als mit dem Kunstwerk. Was die Skulptur ausdrücken soll, steht für Isolde Kalter außer Frage: "Natürlich steht die Puppe auch symbolisch für die Neustadter Puppen- und Spielwarenherstellung."
Mit Sekt und Bergmann
Bei der Freigabe der Umgehung Mitte der 70er Jahre dürfte die Stele aber noch nicht gestanden haben. Peter Jacobi (er saß von 1978 bis 1982 für die FDP im Landtag) kann sich nämlich noch daran erinnern, gemeinsam mit dem damaligen Neustadter Oberbürgermeister Ernst Bergmann (im Amt von 1958 bis 1984) und "einem Gläschen Sekt in der Hand" bei der Feier zur Errichtung der Stele dabei gewesen zu sein.
Schon damals, erinnert sich Jacobi, sei er "maßlos begeistert" von der künstlerischen Gestaltung der Puppe gewesen. Aber der heute noch als Kreistagsmitglied aktive Jacobi sagt auch: "Danach habe ich die Stele auch völlig aus den Augen verloren.
Im Rathaus geht man davon aus, dass die Figur in Anlehnung an den Begriff der "Bayerischen Puppenstadt" im Jahr 1981 aufgestellt wurde. Dieses Jahr nennt jedenfalls Martin Stingl, dem die Figur von seinem Wanderungen in der Neustadter Flur "durchaus bekannt" ist.