Eine Arie unter dem Zeltdach

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Alexandra Gerbey gab eine Arie zum Besten, während sie an sogenannten Strapatentüchern unter der Zirkuskuppel anspruchsvolle Akrobatik vorführte. Fotos: Florian Hecky
Alexandra Gerbey gab eine Arie zum Besten, während sie an sogenannten Strapatentüchern unter der Zirkuskuppel anspruchsvolle Akrobatik vorführte. Fotos: Florian Hecky
 
Carlo, der vermeintlich stärkste Mann der Welt, braucht keine Zange, wenn er Nägel aus dicken Holzbrettern ziehen will. Auch Eisenblech und schwere Ketten haben seiner Muskelkraft nichts entgegenzusetzen.
Carlo, der vermeintlich stärkste Mann der Welt, braucht keine Zange, wenn er Nägel aus dicken Holzbrettern ziehen will. Auch Eisenblech und schwere Ketten haben seiner Muskelkraft nichts entgegenzusetzen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Tolle Akrobatik, teils mit Gesang, lustige Clowns und exotische Tiere begeistern die Zuschauer des Großunternehmens Carl Busch auf dem Coburger Ketschenanger.

"Vorhang auf für die Stars der Manege" heißt es seit Donnerstag in Coburg. Der Großzirkus Carl Busch ist zu Gast und verzaubert sein Publikum mit einem stimmigen Programm ohne Längen. Auf Ansagen verzichtet der Zirkus fast ganz, stattdessen überbrückt die spanische Clown-Truppe "Tony Tonito" mit abwechslungsreichen Einlagen sämtliche Umbaupausen.
Die musikalische Untermalung ist Teil der Show und wird großenteils von den Akteuren selbst übernommen: Der ausgebildete Opernsänger Yuri Kovalchuk und Alexandra Gerbey eröffnen die Premiere im Duett. Gerbey schwingt sich außerdem später grazil an sogenannten Strapatentüchern hoch in die Zeltkuppel und gibt dabei kopfüber eine Arie zum Besten.
Der Jongleur Erik Munoz lässt die Kegel wie wild rotieren. Zunächst sind es drei, zum Ende unglaubliche sieben.
José Munoz zeigt anschließend halsbrecherische Artistik auf dem Drahtseil, die von einem Rückwärtssalto gekrönt wird. Nicht einmal ein sichtlich schmerzhafter Sturz hindert ihn an der Fortsetzung seines Auftritts. Carlo, der vermeintlich "stärkste Mann der Welt" im Gladiatoren-Dress verbiegt Eisen mit bloßen Händen, sprengt Ketten mit purer Muskelkraft und zieht sogar einen Nagel mit den Zähnen aus einem Brett. Ein Illusionist zaubert Damen auf die Bühne, um sie kurz darauf wieder verschwinden zu lassen. Das "Duo Tribertis" zeigt schwindelerregende Akrobatik auf einem kleinen Podest mit Rollschuhen.
Zwischendurch sorgen die "Tony Tonito Clowns" für beste Unterhaltung, insbesondere eine Nummer auf dem Trampolin kitzelt ordentlich die Lachmuskulatur. Auch das Publikum wird an der ein oder anderen Stelle in die Show einbezogen.
Neben den menschlichen Darbietungen spielen zirkustypisch auch Tiere eine wichtige Rolle. Juniorchefin Natascha Wille-Busch etwa präsentiert ihre Dressurpferde. Außerdem drehen vier Kamele und winzige Ponys ihre Runden durch die Manege. Manuel-Wille Busch führt schließlich die "Lieblinge des Circus Carl Busch" vor, die beiden Elefanten.
Zur Pause nach etwas mehr als einer Stunde geht Manuel Wille-Busch bei der Premiere am Donnerstag ausdrücklich auf die Tierhaltung und die Kontrollen durch die Veterinärämter ein. Er freue sich, dass bei seinem Zirkus alles in Ordnung und "sauber" sei. In den letzten Monaten hatte es immer wieder Proteste und Anschuldigungen gegen den Zirkus gegeben, vor allem wegen der Elefanten. Die Tierschutz-Organisation "Peta" etwa wirft dem Unternehmen eine nicht artgerechte Haltung und sogar Quälerei vor.
Auch in Coburg gab es im Vorfeld Ärger: Unbekannte hatten Werbeplakate mit Zetteln überklebt auf denen zu lesen war: "Abgesagt wegen Tierquälerei". Die Kontrollen der Veterinärmediziner ergaben jedoch, dass die Tiere zu keinem Zeitpunkt außerhalb der rechtlichen Bestimmungen gehalten werden.
Das Premieren-Publikum jedenfalls war zufrieden mit der Show. Ein 85-jähriger Zirkus-Liebhaber schwärmte schon zur Pause von dem Zirkus, dessen Vorgänger er als Kind noch vor dem Zweiten Weltkrieg gesehen hatte: "Ich habe lange überlegt, ob ich hier hingehe. Jetzt bin ich begeistert."
Auch die anderen Zuschauer erfreuten sich an der Show. Besonders gut besucht war die Premiere allerdings nicht. Im 1500 Personen fassenden Zelt blieb ein Großteil der Plätze unbesetzt. Für Pressesprecher Reto Hütter keine besondere Überraschung. Am Wochenende rechne man mit deutlich mehr Zuschauern, denn Coburg sei "eine echte Zirkusstadt". Außerdem sei für viele Familien mit Kindern die Premiere um 20 Uhr einfach zu spät. Diese besuchten lieber die Nachmittags-Vorstellungen am Wochenende.