Eine Allee zum grünen Hügel Coburgs
Autor: Winter
Coburg, Mittwoch, 14. Oktober 2020
Nach und nach entsteht ein "Park der Arten" auf der Lauterer Höhe. 70 Bäume bilden einen vierreihige Allee: Coburg als "Modellkommune für klimagerechten Städtebau".
Auf der Lauterer Höhe hinter dem Landratsamt wird ein "Park der Arten" mit einer Allee und einer fünf Meter hohen Pyramide entstehen. Der Senat für Stadt und Verkehrsplanung sowie Bauwesen verabschiedete am Mittwoch die Vorentwurfsplanung des Grünflächenamtes. In Verlängerung der Niorter Straße bis zu der anschließenden Kleingartenkolonie in Dörfles-Esbach bilden nach der Planung 70 Bäume eine vierreihige, etwa 100 Meter lange Allee. Diese Allee werde den Blick zur Veste lenken, sagte Bernhard Ledermann, Leiter des Grünflächenamtes der Stadt. Am Ende der Allee ist ein fünf Meter hoher runder Hügel vorgesehen, zu dessen Spitze spiralförmig ein Weg ansteigt.
"Die Spiralpyramide dient der Aufnahme von Erdaushub von anderen Bauvorhaben und spart Deponieraum und -kosten", sagte Ledermann. Nähere man sich der Pyramide durch die neue Allee, scheine die Veste als Krone auf dieser Rasenskulptur zu stehen. Von der Spitze des Hügels sei der Blick dann frei auf die Allee, auf den Rottenbach mit den Bäumen und Büschen an den Ufern.
Je nach Größe und Gestalt könne die Spiralpyramide zwischen 1800 und 2500 Kubikmeter Erdreich aufnehmen, erklärte Ledermann. Die Wege zur Spitze der Pyramide hinauf sowie durch den "Park der Arten" entlang des Rottenbaches könnten wassergebunden oder als Rasenwege geschaffen werden. Zwischen den 70 Bäumen der Allee sollen Rasen, artenreiche Wiese und blütenreiche Hochstauden von innen nach außen aufeinander folgen. Die Allee selbst wird aus Walnuss- und Schwarznussbäumen sowie Esskastanien und Baumhaseln angepflanzt. Eventuell wird die Wohnbau der Stadt die Bäume oder einen Teil davon spenden, denn das Unternehmen begeht in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen.
Am Rottenbach war schon immer viel Natur vorgesehen
Im "Park der Arten" beschreibt der Entwurf Obstbäume, blütenreichen Magerrasen und Gehölze, die sich bis zur Lauterer Straße fortsetzen. Weiter soll das Gelände der ehemaligen Baumschule an der Lauterer Straße in Dörfles-Esbach in den Park mit einbezogen werden. Dort sieht Ledermann den Schwerpunkt in der Renaturierung des Rottenbaches. Der Leiter des Grünflächenamtes erinnerte daran, dass bereits im Flächennutzungsplan entlang des Rottenbaches eine Fläche "zum Schutz und zur Entwicklung von Landschaft und Natur" vorgesehen sei. Die Anpflanzungen seien ökologisch und klimatisch wirksam.
Allee, Spiralpyramide, Wege und Bepflanzung schlagen nach einer ersten Kostenschätzung mit rund 390 000 Euro netto zu Buche. Größter Posten davon ist mit etwa einem Drittel die Anlage der Wege, gefolgt von der Allee und den Baumreihen für rund 36000 Euro. Angesichts dieser Beträge könne der Park der Arten nur in Abschnitten nach und nach verwirklicht werden. Jetzt gehe es nur um die grundsätzliche Zustimmung, damit die Planung weitergeführt werden könne, hieß es bei der Sitzung des Senats für Stadt und Verkehrsplanung sowie Bauwesen. Dessen Mitglieder befürworteten einstimmig das Projekt. Allerdings beklagten Petra Schneider (SPD) und Birgit Weber (CSU), dass die Informationen für die Stadtratsfraktionen vorab zu dürftig gewesen seien. Bernhard Ledermann begründete dieses Defizit mit Zeitnot.
Zum Slogan "Werte und Wandel" der Stadt Coburg tritt der Projekttitel "Klima und Wandel" hinzu. Dafür hat sich Coburg beim Aufruf "klimagerechter Städtebau" des bayerischen Verkehrs- und Bauministeriums als Modellkommune beworben. Der Senat für Stadt- und Verkehrsplanung sowie Bauwesen hat am Mittwoch die Bewerbung gebilligt. Wie Sylvia Bialk bei der Sitzung des Senats erklärte, gelte es, Stadtplanung in eine noch stärkere Verbindung mit den Herausforderungen des Klimawandels zu setzen. "Der Klimawandel ist in der Region angekommen", so Bialk. Dem könne auch mit einfachen Maßnahmen entgegengesteuert werden. Mehr Bäume in der Stadt, Wasser und Grünzonen könnten das Klein- und Mikroklima verbessern. Die Bewertung der Klimafolgen müsste sich auch in den Bebauungsplänen niederschlagen.
Ein neues Gremium für den Klimaschutz
Der Klimaschutz sowie die Anpassung an die menschengemachten Klimaveränderungen mit Hitze, Dürreperioden und Starkregen werden ernst genommen - mit einem neuen Gremium: Der Fachsenat für Klimaschutz, Mobilität und Energie wird direkt an den Oberbürgermeister angebunden. Weiter verfügt Coburg über einen Klimaschutzbeauftragten aus den Reihen des Stadtrates wie auch über eine Stabsstelle Klimaschutz in der Verwaltung. Seit 1993 ist die Stadt Mitglied im Klimabündnis europäischer Städte. Ziel des Bündnisses ist es unter anderem, die Treibhausgasemissionen kontinuierlich zu vermindern und den Kohlendioxidausstoß alle fünf Jahre um zehn Prozent zu reduzieren.
Die Datensammlung und -analyse, um als Modellkommune beim klimagerechten Städtebau zu gelten, wird geschätzt 143000 Euro kosten, wovon 60 Prozent vom Staat übernommen werden. OB Dominik Sauerteig betonte: "Es führt kein Weg daran vorbei, wir müssen uns den Aufgaben stellen." Der Senat billigte die Bewerbung einhellig.