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Eindrucksvolle Uraufführung in Coburg: doppeltes Happy End in Orange


Autor: Jochen Berger

Coburg, Donnerstag, 20. Februar 2020

Wie Roland Fisters Kinderoper "Die Prinzessin auf dem Kürbis" ihre erfolgreiche Uraufführung am Landestheater Coburg erlebte.
"Die Prinzessin auf dem Kürbis": Die Kinderoper von Roland Fister feierte ihre Uraufführung am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff


Der Prinz ist traurig und enttäuscht. Er sucht dringend eine Prinzessin als Frau an seiner Seite. Doch die Kandidatinnen, die sich in seinem Schloss vorstellen, gefallen ihm allesamt nicht. Sie sind wahlweise zickig oder allzu sehr von sich selber eingenommen.

Vor allem aber sind Frauen seltsame Wesen, die der Prinz eigentlich gar nicht versteht. Die Geschichte eines Prinzen auf Brautsuche - davon handelt Roland Fisters Kinderoper "Die Prinzessin auf dem Kürbis", die ihre umjubelte Uraufführung am Landestheater Coburg feierte.

Orange leuchtet das Schloss, das nach einem Entwurf von Emine Güner auf die Drehbühne des Landestheaters gebaut wurde. Mit seinen Zinnen und seinem großen Tor wird es zum Schauplatz einer Brautwahl unter besonderen Vorzeichen.

Reichlich naiv wirkt dieser Prinz (Peter Aisher), der mit seinem Diener Drachenschreck (Simon van Rensburg) eine Brautschau erlebt, die zunächst vor allem Enttäuschungen zu bieten hat. Das liegt einerseits an den Prinzessinnen, die so gar nicht den Wunschvorstellungen des Prinzen entsprechen.

Große Spielfreude

Das liegt andererseits aber auch am Prinzen, der zunächst allzu eingesponnen ist in seine eigene Welt. Diese Konstellation bietet reichlich Gelegenheit für Missverständnisse, die die junge Regisseurin Ilaria Lanzino ebenso einfallsreich wie einfühlsam und mit feinem Gespür für komische Akzente auf die Bühne bringt.

Vor allem aber gelingt es ihr, die in fantasievolle Kostüme gehüllte Solistenschar präzis und einfallsreich zu führen. Laura Incko spielt und singt die Prinzessin auf dem Kürbis mit schlankem Sopran und frischem Ausdruck.

Ausdrucksvoller Gesang

Als Prinz beeindruckt Peter Aisher mit sehr lebendigem Spiel und ausdrucksvoll lyrischem Gesang. Joanna Stark als reichlich kapriziöse Prinzessin auf der Erbse, Kora Pavelic als Miranda und Simon van Rensburg als verliebter Diener komplettieren das mit großer Spielfreude agierende Ensemble. Musikalisch gelingt Roland Fister als Komponist das Kunststück, eine Kinderoper zu schreiben, die das junge Publikum mit eingängigen Motiven schnell und treffsicher erreicht, gleichzeitig mit vielerlei raffiniert eingeflochtenen melodisch-thematischen Anspielungen aber auch interessant ist für versierte Opernfans.

Als Dirigent in eigener Sache leitet Fister das mit dreizehn Instrumenten besetzte Orchester jederzeit umsichtig. Die Musiker des Philharmonischen Orchesters musizieren auch in vielen solistischen Passagen stets lebendig und konzentriert und entfalten den Klangfarbenreichtum der Partitur sehr nuancenreich. Roland Fisters Musik tönt trotz schlanker instrumentaler Besetzung oft verblüffend füllig aus dem Orchestergraben.

Für Regie und Darsteller, Orchester und den dirigierenden Komponisten gibt es nach dem doppelten Happy End für Prinz und Prinzessin sowie Diener und Dienerin heftigen und beachtlich ausdauernden Applaus. "Die Prinzessin auf dem Kürbis" am Landestheater - eine rundum gelungene Uraufführung, die auch an anderen Bühnen Interesse finden dürfte.

Rund um die Kinderoper "Die Prinzessin auf dem Kürbis" am Landestheater Coburg

Termine 27. Februar, 11 Uhr, 8. März, 15 Uhr, 20. März, 11 Uhr, 22. März, 15 Uhr, 13. April, 12 Uhr - Landestheater Coburg

Produktionsteam Musikalische Leitung: Roland Fister; Inszenierung: Ilaria Lanzino, Bühne und Kostüme: Emine Güner; Dramaturgie: Dorothee Harpain

Besetzung Die Prinzessin auf dem Kürbis: Laura Incko

Miranda / 2. Frau: Kora Pavelic

Die Prinzessin auf der Erbse / 1. Frau: Joanna Stark

Der Prinz: Peter Aisher

Leupold Drachenschreck: Simon van Rensburg

Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg

Inhalt "Prinzessin gesucht! Erbsenprinzessin, nein danke!" steht auf einem Schild an der Burgmauer. Nachdem der Prinz bei der Hochzeit des Nachbarprinzen die berühmte Prinzessin auf der Erbse kennengelernt hat, steht für ihn fest: So eine zickige und zimperliche Prinzessin kommt ihm auf keinen Fall ins Schloss! Ermutigt durch das Schild versuchen zwei Prinzessinnen ihr Glück, aber der Prinz ist so unfreundlich, dass sie trotz der Bemühungen seines Dieners Drachenschreck schnell wieder das Weite suchen. Bis eines Nachts eine Prinzessin auftaucht, die sogar auf einem Kürbis schlafen kann ...

Roland Fister begann nach einem abgeschlossenen Schlagzeugstudium mit einem Dirigierstudium bei Peter Gülke, das er 2000 mit Diplom abschloss. Fister arbeitete als Assistent von Thomas Hengelbrock und Yakov Kreizberg. Im Jahr 2001 wurde Fister als Kapellmeister ans Landestheater engagiert. Als Komponist ist er in Coburg mit der Musical-Opera "Dorian Gray" (2013), der Ballettmusik "Alice im Wunderland (2017) und dem gleichnamigen sinfonischen Märchen (2018) hervorgetreten. Schon bei diesem sinfonischen Märchen arbeitete Fister mit Heinz Janisch zusammen. Heinz Janisch, geboren 1960 in Güssing. Studium der Germanistik und Publizistik in Wien. Seit 1982 Mitarbeiter beim Österreichischen Rundfunk (Hörfunk). Redakteur der Porträt-Reihe Menschenbilder. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter viele Kinder- und Jugendbücher. Janisch wurde bereits mit vielen Auszeichnungen bedacht: Österreichischer Staatspreis für Kinderlyrik, Österreichischer Kunstpreis (Kinder- und Jugendliteratur), Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis, Bologna Ragazzi Award, Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Ilaria Lanzino Die junge Regisseurin Ilaria Lanzino wurde in Pisa, Italien geboren. Sie schloss 2009 ihr Bachelor- und 2012 ihr Masterstudium in Operngesang an der Musikuniversität "Luigi Boccherini" in Lucca ab. Daraufhin studierte sie Germanistik in Venedig. Ihre ersten Theatererfahrungen sammelte sie zunächst als Chorsängerin am Theater an der Wien und dann im Bereich der Regie an der Deutschen Oper Berlin, dem Theater Dortmund und dem Aalto Theater in Essen. Am Theater Dortmund gab sie ihr Regiedebüt mit der Kinderoper "Wunderland" (Schreier), die auch am Landestheater Coburg zu erleben war.

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