Ein Vorbild in Beruf und Gesellschaft
Autor: Florian Hecky
Coburg, Montag, 11. Februar 2013
Arbeitgeber schätzen den sozialen Einsatz neben dem Job und ehren besonders engagierte Auszubildende. Bewerbungen für den Kapp-Preis 2013 sind noch möglich.
Christoph Armann ist 19 Jahre alt, wohnt in Weidach und erlernt gerade den Beruf des Elektronikers bei der Firma Kaeser Kompressoren. Nebenbei ist er ehrenamtlich für das Technische Hilfswerk (THW) tätig. Zweimal im Monat nimmt er dafür an Kursen und Fortbildungen teil - aufs Jahr gerechnet seien das schon 144 Stunden, überlegt er. Dazu kommen noch weitere Termine und natürlich die Einsätze. Außerdem hilft der 19-Jährige in der Ju-Jutsu-Abteilung des TV Coburg-Neuses bei der Kinder- und Jugendarbeit tatkräftig mit. "Das ist schon ganz schön viel. Aber da es einfach Spaß macht, merkt man die zeitliche Belastung gar nicht", sagt Christoph Armann.
2012 wurden er und 57 weitere Auszubildende und Umschüler aus Oberfranken für überdurchschnittliches ehrenamtliches Engagement mit dem Kapp-Vorbildpreis belohnt, den der Bayerische Unternehmensverband Metall und Elektro (bayme) jährlich ausschreibt.
Insgesamt sei die Situation in Deutschland nicht schlecht. Allein in Bayern übten fast 40 Prozent der Bevölkerung ehrenamtliche Tätigkeiten aus - in Franken sogar jeder Zweite. Erfreulich sei auch, dass sich wieder mehr junge Menschen engagierten, sagt bayme-Geschäftsführer Franz Brosch. Bedenklich sei allerdings, dass der Großteil des Engagements in den Bereichen Sport, Freizeit und Vereinen gezeigt werde. In Politik und Interessengruppen, Umwelt- und Tierschutz seien weniger als fünf Prozent der Bürger ehrenamtlich aktiv. "Das Engagement für ältere Mitmenschen sollte einen wesentlich höheren Stellenwert einnehmen", sagt Brosch.
Die Förderung des ehrenamtlichen Engagements, auch von Seiten der Arbeitgeber, sei da der richtige Weg. Es stimme schlicht nicht, dass Arbeitgeber ehrenamtliche Tätigkeiten skeptisch beäugten, weil sie etwa vermehrt Ausfälle befürchten müssten. Vielmehr spielten ehrenamtliche Tätigkeiten schon bei der Bewerberauswahl eine nicht unwesentliche Rolle.
"Gesellschaftliches Engagement ist auch ein Kriterium für eine Anstellung" und werde von den Arbeitgebern ganz klar positiv bewertet, erklärt Rüdiger Hopf, der Ausbildungsleiter bei Kaeser. Der beruflichen Entwicklung seines preisgekrönten Azubis schadet das umfangreiche Engagement keineswegs. "Er ist außerordentlich gut im Betrieb und kann sein Wissen und die Erfahrungen aus dem Ehrenamt einbringen."
Eine gute Ergänzung
Christoph Armann sieht das selbst ähnlich: "Job und Ehrenamt ergänzen sich sehr schön und zwar in beide Richtungen." Das Fachwissen aus der Elektronik ist bei Einsätzen hilfreich, etwa wenn es darum geht, eine Notstromversorgung zu errichten. Umgekehrt erwirbt er beim THW Schlüsselqualifikationen, die im Beruf sehr wichtig sind.
Christoph Armann gibt die Auszeichnung ein gutes Gefühl: "Es zeigt, dass die Gesellschaft das irgendwie schätzt. Man bekommt etwas zurück, das ist schon immer schön." Jürgen Rückert, Vorsitzender des Kreisjugendrings Coburg, findet es erfreulich, dass gerade Arbeitgeber engagierte Nachwuchskräfte würdigen und dies nach außen tragen. "Anerkennung ist wichtiger als das, was im Kuvert steckt."