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Ein Plan und eine Strafanzeige


Autor: Simone Bastian

Coburg, Dienstag, 02. April 2019

Heute soll sich der Bau- und Umweltsenat mit dem Entwurf für ein Anger-Hotel befassen. Oberbürgermeister Norbert Tessmer hat indes Strafanzeige erstattet.
Stadthalle zur Bamberger Straße hin, zur Ketschendorfer Straße ein siebenstöckiges Hotel: So wurde der Entwurf für den Bebauungsplan dem Stadtrat erstmals 2010 präsentiert. Grafik: CT-Archiv


Sieben Stockwerke, 170 Zimmer: Ein solches Hotel könnte am Anger errichtet werden, wenn die Stadt den Baugrund zur Verfügung stellt und die entsprechenden Pläne genehmigt werden.

Der Entwurf soll am heutigen Mittwoch dem Bau- und Umweltsenat in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt werden. Am gestrigen Dienstag befasste sich der Finanzsenat nichtöffentlich mit der Frage, ob die Stadt das Grundstück an der Ketschendorfer Straße zur Verfügung stellt. Die Signale nach der Sitzung scheinen positiv für die Investoren gewesen zu sein. Konkreter in Erfahrung zu bringen war das nicht, denn nachdem in der vorigen Woche Ansichten eines möglichen Hotels den Medien zugespielt wurden, herrscht in der Stadtverwaltung eine gewisse Alarmstimmung.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) hat Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet, wie er am Dienstagabend bestätigte. Dass die Bilder an die Medien gelangten, sei ein Vertrauensbruch gewesen. Wenn es um Investoren und um Grundstücksgeschäfte gehe, sei das "vertraulich laut Geschäftsordnung, und daran muss man sich halten". Aus nichtöffentlichen Sitzungen darf demnach nur dann informiert werden, wenn das ausdrücklich beschlossen wurde.

Dass am Anger ein Hotel errichtet werden soll, hatten in den vergangenen Wochen jedoch etliche Stadtratsmitglieder mehr als nur angedeutet. Und spätestens seit der Veröffentlichung der Ansichten vorige Woche wird das Projekt auch in der Bevölkerung eifrig diskutiert. Zweite Bürgermeisterin und Baureferentin Birgit Weber (CSU) sah sich gestern gar veranlasst, auf den Bebauungsplan für das Anger-Areal hinzuweisen: Dort beziehungsweise in der Begründung dazu seien alle Grundlagen zu finden. "Die Visualisierungen in den damaligen Präsentationen stellen somit das Diskussionsfundament dar." Und wenn ein Bauantrag komme, werde dieser entsprechend bearbeitet.

Die Grundlage für den heutigen Bebauungsplan wurde ab 2010 diskutiert. 2007 hatte die Stadt einen städtebaulichen Wettbewerb ausgelobt, den das Weimarer Büro Schettler und Wittenberg gewonnen hatte. Dieses Büro lieferte den ersten Planentwurf. Die Stadt wollte seinerzeit "Coburgs neuen Süden" schnell entwickeln und suchte Investoren für alles - Hotel, Stadthalle (2000 Plätze), Schulturnhalle. Es fand sich keiner. Erst 2013 wurde das Verfahren wieder aufgenommen, weil eine Plangrundlage für die neue Dreifachsporthalle an der Bamberger Straße geschaffen werden musste. Seit Sommer 2014 ist dieser Bebauungsplan rechtskräftig - mit einem Baufeld für ein siebenstöckiges Hotel.

Wolf-Rüdiger Benzel (ehemals Grüne) stimmte damals schon dagegen. Er hat nun mit Martina Benzel-Weyh beantragt, den Bebauungsplan zu ändern, um das siebenstöckige Hotel zu verhindern. Damit muss sich der Stadtrat nächste Woche befassen. Chancen auf eine Mehrheit werden dem Antrag nicht eingeräumt.