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Ein Paradies für Bierliebhaber


Autor: Dominic Buckreus

Rödental, Dienstag, 26. April 2016

Der Gasthof Grosch führte die Hobby-Sommeliers durch die Geschichte und Vielfalt des Reinheitsgebots.
Der "Fuhrmannstrunk" und das belgische "Leffe" waren die zwei dunklen Biervarianten beim Kulinarium. Fotos: Dominic Buckreus


Im Brauereikeller des Gasthofs Grosch beginnt die Reise durch die Geschichte des Bieres. Umrahmt von Metallrohren an der Decke, leeren Flaschen und Bierfässern an der Wand, stehen die etwa 20 Teilnehmer beim vierten Bierkulinarium um die kleinen Tische im Kellergewölbe, das nur durch ein paar Lichterketten erleuchtet wird. "Wir wollen zeigen, was man mit dem Reinheitsgebot alles machen kann", erklärt Christof Pilarzyk und gibt gleich den Auftrag für den Abend: Herauszufinden, welches der acht Biere nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde.

Der Abend beginnt mit der Gründung der Brauerei 1492 und dem gleichnamigen Gerstensaft, dazu Weißwurst- und Rettichsalat. "Wir möchten auch zeigen, was Bier und Essen zusammen macht," sagt die Geschäftsführerin Kerstin Pilarzyk. Und tatsächlich schmeckt der Trunk nun milder und weniger rauchig, finden die Tester.


Die Franken mögen es milder

Drinnen in der Herzogstube nehmen die Gäste für den Rest des Abends an den Tischen Platz. Vier Gläser stehen für jeden bereit. Keine normalen Gläser, sondern spezielle zum Bier verkosten, natürlich. Für jeden Gang gibt es zwei verschiedene Biere: Neben dem hauseigenem Gebräu immer auch eine Flasche aus Hof, Berlin, dem Saarland und Belgien. "Am Schluss habe ich noch eine Überraschung", kündigt Christof Pilarzyk an.

Während die Bier-Touristen das Vier-Gänge-Menü genießen, geben die beiden Experten immer ein Stück von ihrem Wissen über den Gerstensaft an ihr Publikum weiter. Zum Beispiel, dass die Franken ihr Bier lieber etwas milder trinken und nur im Norden der herbe Geschmack bevorzugt werde. Dieser komme vom Bitterhopfen, der das Bier auch haltbarer mache. Die Seefahrer machten sich das zunutze und so ist das Bier aus dem Norden bis heute herber geblieben.

Der zweite Gang beginnt mit dem "Luthertrunk" und der dazugehörigen Geschichte. Demnach habe Martin Luther an Ostern 1530 im Gasthof Halt gemacht und seiner Frau geschrieben, wie gut das Bier in der Gegend vor Coburg schmecke, erzählt Christof Pilarzyk. "Wie haben es gebraut, wie wir es uns vorstellen, dass es damals gebraut wurde - unfiltriert und mit vier Braumalzen", sagt er.

Zum Dessert steigt der Alkoholgehalt in den Gläsern, denn das Stout aus Berlin hat elf Prozent und das merken auch die Tester: "Das hat Bumms!", staunt einer. Chrsitof Pilarzyk erklärt nun den Begriff "Craft-Beer". Eigentlich seien damit nur handwerklich gebraute Biere gemeint. "Das sind kleine Brauereien, die interessantes Bier machen", meint er.

Zum Schluss präsentiert er den staunenden Gästen seine Überraschung. Ein "Eisbock" mit sattem 30 Prozent Alkoholgehalt. Das Bier ist tatsächlich gefroren und taut nur langsam auf. Die enthaltene Kohlensäure drücke die Essenz des Gebräus nach unten, sagt Christof Pilarzyk . Dort tropft die Flüssigkeit in ein spezielles Schankgefäß. Kerstin serviert es dann im Schnapsglas. Und was war nun das "unreine" Bier? Die Gäste sind sich einig: Das belgische war es - und sie haben Recht.