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Ein krankes Flüsschen ist genesen


Autor: Rainer Lutz

Mönchröden, Dienstag, 22. August 2017

Der Rödengrund zwischen Neustadt und Mönchröden ist ein einladendes Naherholungsgebiet und bietet eine inzwischen wieder gute Wasserqualität.
Der Rödengrund lädt ein zu Spaziergängen und Radeltouren. Foto: Rainer Lutz


Auf einer historischen Landkarte aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind hinter Mönchröden in Richtung Neustadt keine großen Teichanlagen mehr verzeichnet. Aber es gab sie einmal. Zu Zeiten als Mönche im Kloster Mönchröden lebten war die Fischzucht für sie ein einträgliches Geschäft. Daher bauten sie Dämme in den Rödengrund und legten große Fischteiche an. Spuren der Dämme sind heute noch im Gelände erkennbar. In weiten Teilen hat aber üppige Vegetation den Lebensraum erobert. So entstand ein Biotop für das der Biologe Frank Reißenweber gern das Wort "wunderbar" verwendet.

An die Ortsbebauung von Mönchröden anschließend ist die Landschaft noch als kleiner Park angelegt. Der gut frequentierte Rad- und Fußweg von Neustadt über Rödental bis Coburg führt hier durch. Ein Spaziergang oder eine beschauliche Radeltour lohnt sich für Naturfreunde. "Teilweise haben wir über den Landschaftspflegeverband hier durch Anpflanzungen die Entwicklung unterstützt", sagt Reißenweber, der am Landratsamt für den Arten- und Biotorschutz zuständig ist, aber als einer der Geschäftsführer im LPV auch für diesen sprechen kann.
Er ist begeistert von der Entwicklung, die das Flüsschen seit der Wende genommen hat. "Die Wasserqualität der Röden lag einmal bei Stufe vier, das heißt übermäßig belastet", erklärt er. Dann wurde mit einem umfangreichen Renaturierungsprogramm begonnen. Das lohnte sich erst, als in Thüringen, wo die Röden her kommt, eine Kläranlage errichtet wurde. Abgesetzter Faulschlamm wurde entfernt, Ufer wieder natürlich gestaltet und mit einem breiten Randstreifen versehen, der sich selbst überlassen bleibt. Heute hat die Röden Stufe zwei erreicht. "Das ist das, was als Ziel für alle deutschen Fließgewässer ausgegeben wurde", erklärt Reißenweber. Stufe eins wäre Trinkwasserqualität. "Das erreichen natürliche Gewässer kaum, bestenfalls Gebirgsbäche auf dem ersten Stück nach der Quelle", sagt der Biologe.

Durch die Verbesserung können wieder Fische unterschiedlicher Arten in der Röden leben. Es haben sich viele andere Tiere und Pflanzen angesiedelt.
Von einer Brücke aus entdeckt Reißenweber gleich mehrere schön gefärbte Libellen. "Das sind Männchen der Blauflügel Prachtlibelle", erklärt er. Dann taucht auch noch ein Weibchen auf. Es ist leicht zu erkennen, weil viel unscheinbarer gefärbt. Bei den Libellen ist das so.


Neue Vielfalt

Heute hat die Röden schnell fließende Abschnitte und langsam fließende, es gibt sandige Bereiche und eher kiesigen Untergrund. "Das macht das Gewässer besonders wertvoll", sagt Reißenweber. Dazu kommt, dass große Teile des Bachbettes nicht oder nur sehr schwer zugänglich sind, weil dichte Vegetation im Weg ist. Teilweise wurden mit Hilfe des LPV neue Auwaldstrukturen angelegt, die sich jetzt entwickeln. Diese Entwicklung darf sich in vielen Gebieten entlang des Grundes auch noch fortsetzen. Flächen, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, werden auch nicht gepflegt. Sie dürfen verbuschen und so Lebensraum für eine immer größere Zahl von Arten bilden.

Dabei zeigt sich, das Neophyten, die nicht den besten Ruf haben, nicht immer als Sieger aus dem Wettkampf der Arten hervorgehen müssen. "Das Springkraut geht schon deutlich zurück, nachdem es zuerst die Flächen erobert hat", nennt Reißenweber ein Beispiel. Dafür bildete sich ein Brennesselsaum und der Storchschnabel kommt wieder stärker durch.
Eisvogel, Wasseramsel und Gebirgsstelze haben sich eingefunden. Nachtigall, Pirol und Gelbspötter sind gesichtet worden. Ein Zeichen, dass der Lebensraum attraktiv geworden ist.


Gut für die Wasserwirtschaft

Die verbesserte Wasserqualität der Röden dürfte auch die Wasserwirtschaft freuen. Im Bachgrund finden sich mehrere Tiefbrunnen, die der Trinkwasserversorgung dienen.
Der Biber hat hier schon lange einen Platz gefunden. Lange blieb er fast unbemerkt. Erst als er vor einigen Jahren nahe an Mönchröden einige recht dicke Stämme annagte und deswegen sogar der Rad- und Fußweg in einem Teilstück eine weile gesperrt werden musste, weil zu befürchten war, dass die Bäume umstürzen, rückte er ins Bewusstsein.
Doch inzwischen sind die Bäume kontrolliert gefällt worden. Der Biber hält sich weiter flussaufwärts auf und hilft bei der Renaturierung des Gebiets tatkräftig mit.