Druckartikel: Ein Gullydeckel aus Coburg reist um die Welt

Ein Gullydeckel aus Coburg reist um die Welt


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Freitag, 16. Juni 2017

Wie gelangt ein Coburger Mohr auf den Grund der Nordsee? Und warum wird ein Gullydeckel um die halbe Welt bis nach Namibia gekarrt?
Mauritius alias "der Coburger Mohr" ist Schutzpatron der Stadt und ziert die Coburger Gullydeckel. Foto: Oliver Schmidt


Im Mittelpunkt dieser verrückten Gullydeckel-Geschichte stehen zwei ganz besondere Freundschaften. Erstens: die von Detlef Höhn und Reiner Büchner. Der eine war lange Zeit Chef des Coburger Kongresshauses und engagiert sich heute noch ehrenamtlich beim HSC 2000; der andere stammt aus Beiersdorf, dürfte vielen noch als Sohn des längjährigen "Schwarzer Bär"-Wirts Erich bekannt sein, ist aber vor vielen Jahren nach Namibia ausgewandert. Die zweite besondere "Freundschaft" ist die von eben jenem Reiner Büchner zu seiner Heimatstadt Coburg. Denn so sehr er sich auch in Namibia wohlfühlt und so erfolgreich er beruflich mit seiner eigenen Malerfirma ist: Sein Herz gehört der Vestestadt. Im Garten seines Anwesens in Regenstein, unweit der Hauptstadt Windhuk, weht deshalb auch eine gelb-schwarze Coburg-Fahne. Aber das reichte ihm als schöne Erinnerung irgendwann nicht mehr aus.

"Es war, als Reiner vor einigen Jahren mal wieder in Coburg zu Besuch war", erinnert sich Detlef Höhn. Sein Freund, der Wahl-Afrikaner, war auf der Suche nach einem weiteren Andenken. "Und dann hatten wir die Idee, dass doch ein Coburger Gullydeckel mit dem Konterfei des Coburger Mohren eine schöne Sache wäre!"

So weit, so gut. Aber an einen solchen Coburger Gullydeckel ist zunächst einmal gar nicht so leicht ranzukommen, wie Detlef Höhn schon bald feststellen musste. Denn es handelt sich hierbei um Sonderanfertigungen. Um die Kosten dennoch niedrig zu halten, werden diese Gullydeckel zwar immer gleich in größeren Mengen, dafür aber auch nur alle paar Jahre vom Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb (CEB) bestellt. Als Detlef Höhn vor mittlerweile über fünf Jahren das erste Mal nachfragte, wurde er vertröstet: Zurzeit könne leider kein Gullydeckel an privat verkauft werden.

Also musste Detlef Höhn warten. Und warten. Doch die Idee konnte er nicht vergessen. Um nicht zu sagen: Sie trieb ihn um. Immer mal wieder fragte er nach - bis es dann eines Tages klappte: Er konnte einen Gullydeckel für knapp 500 Euro kaufen. Aber wie schafft man so ein gut 50 Kilo schweres und noch dazu unhandliches Teil um die halbe Welt bis ins knapp 12 000 Kilometer entfernte Windhuk? Als Päckchen verschicken funktioniert nicht. Also tüftelte Detlef Höhn an anderen Transportwegen. "Mit einer Spedition wurde der Gullydeckel nach Hamburg gebracht und dort auf ein Schiff verladen", erzählt er. Die Fahrt begann - nahm aber sehr schnell kein gutes Ende: Noch in der Nordsee geriet das Schiff in schwere See, und mehrere Container fielen über Bord - und auch der Container, in dem sich der Coburger Gullydeckel befand, war dabei. Wie ärgerlich! Inzwischen sieht es Detlef Höhn aber mit Humor: "Ja", sagt er und muss schmunzeln, "irgendwo in der Nordsee liegt jetzt ein Gullydeckel mit dem Coburger Mohr auf dem Meeresgrund!"

Und in Afrika? Da wartete Reiner Büchner nach der Panne noch immer. Aber bei Detlef Höhn war ja zum Glück längst der Ehrgeiz geweckt, es irgendwie doch noch zu schaffen, einen solchen Gullydeckel nach Namibia zu bringen. Also unternahm er einen zweiten Anlauf: noch einen Gullydeckel gekauft, mit der Spedition nach Hamburg gebracht, dort aufs Schiff - Leinen los! Und: Diesmal klappt es. Nach mehreren Tagen Fahrt kam der Container mit dem besonderen Frachtgut sicher in Namibia an. Kurz später konnte Reiner Büchner den markanten Coburger Gullydeckel in Empfang nehmen.

Dass der Gullydeckel mittlerweile einen würdigen Platz in Namibia bekommen hat, und zwar in Reiner Büchners Hofeinfahrt, davon konnte sich vor kurzem kein Geringerer als Coburgs Alt-OB Norbert Kastner überzeugen. "Er hatte mir erzählt, dass er nach Namibia fährt", berichtet Detlef Höhn, "und da habe ich ihm gesagt, dass er doch gleich mal nach dem Coburger Gullydeckel schauen könne!" Gesagt, getan. Norbert Kastner besuchte Reiner Büchner, und gemeinsam wurden Erinnerungs- beziehungsweise Beweisfotos von dem so weit gereisten Gullydeckel geschossen.


Schriftverkehr füllt Aktenordner

Detlef Höhn bekommt von allen Seiten sehr viel Lob, weil er so hartnäckig an der Sache drangeblieben ist und sich auch von der Container-Panne nicht entmutigen ließ. Der Schriftverkehr zur "Expedition Gullydeckel" füllt längst einen Aktenordner. Er selbst bleibt aber bescheiden und versucht, seinen Einsatz herunterzuspielen: "Ich habe mir gedacht: Wenn die einen es schaffen, einen Weihnachtsbaum nach England zu bringen, dann bekomme ich doch auch einen Gullydeckel nach Afrika!"