Ein Coburger verzaubert die Menschen
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Freitag, 17. Februar 2017
Marcus Geuss ist als Zauberer, Bauchredner und Moderator in Coburg und Duisburg genauso gefragt wie auf hoher See.
Er bringt Menschen zum Lachen und zum Staunen, er wird gerne als Moderator gebucht und er ist künstlerischer Leiter des Coburger Schlossplatzfests - aber er kann keinen Schritt ohne seinen frechen Hund Oskar machen: Multitalent Marcus Geuss, der sich auf der Bühne Marcelini nennt. Im Gespräch mit dem 42-jährigen Coburger geht es um den Fasching, ehrliche Emotionen und einen seltsamen Fisch.
Herr Geuss, ist der Fasching auch für Sie eine ganz besondere Zeit?
Ja, es ist - neben Weihnachten - die wichtigste Zeit im Jahr. Neulich hatte ich sieben Auftritte innerhalb von 30 Stunden. Die meisten waren im Großraum Nürnberg, aber zwischendurch musste ich auch mal schnell nach Duisburg, weil dort ein Bauchredner ausgefallen war und ich kurzfristig eingesprungen bin.
Worin unterscheiden sich Ihre Auftritte im Fasching von denen in der Vorweihnachtszeit?
November und Dezember ist vor allem die Zeit der Varietés. 2015 habe ich zum Beispiel das "Da Capo" in Darmstadt moderiert, das ist vergleichbar mit dem "Palazzo" - nur etwas größer. Da hatten wir 50 Shows in fünf Wochen - und alle waren ausverkauft; insgesamt 20 000 Zuschauer.
Weihnachten und Fasching liegen eng beieinander - und am Aschermittwoch ist dann erstmal für lange Zeit alles vorbei?
Nein. Man muss immer sehr viel planen und vorbereiten. Ich sowieso, denn ich habe kein Management, organisiere alles selbst. Dieses Jahr kommt noch das Einüben meines neuen Programms hinzu, das am 25./26. März Premiere in Coburg hat.
Wie entsteht so ein neues Programm? Und: Wie kann man lernen, lustig zu sein?
Es gibt Workshops, in denen man beigebracht bekommt, wie Humor funktioniert und wie Humor entsteht. Aber es ist schon nicht einfach, Geschichten zu erfinden und daraus komische Situationen zu entwickeln. Bei mir kommt noch hinzu, dass ich immer wieder an neuen Zaubereffekten arbeite.
Seit wann sind Sie Zauberer?
Angefangen habe ich mit 14 Jahren. Damals habe ich mir vom Geld, das ich zu meiner Konfirmation geschenkt bekam, einen Zauberkurs an der Zauberschule in Ulm geleistet.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe Schriftsetzer gelernt. Später habe ich ein Wochenend-Studium an der Magischen Akademie in Ulm absolviert. Da habe ich sehr viel gelernt - von der Schauspielerei über die Rhetorik bis zum Bau von Requisiten. Von meinem Dozenten Dondo Burghardo habe ich aber vor allem auch die Philosophie gelernt, die hinter der Zauberkunst und dem Varieté steckt.
Wie ist diese Philosophie?
Dass es dem Zuschauer egal ist, ob er einen besonders aufwendigen Trick sieht oder einen lustigen Spruch von meinem Hund Oskar hört - wichtig ist, dass er darüber staunen oder lachen kann. Staunen und Lachen sind die ehrlichsten Emotionen, die ein Mensch haben kann. Unser Ziel muss es ja ohnehin sein, den Zuschauer für ein paar Stunden seine Alltagssorgen vergessen zu lassen. Und im Idealfall nimmt er die positive Energie von einem Varieté-Besuch noch mit in seinen Alltag hinein.
Seit wann sind Sie hauptberuflich Künstler?
Die Zauberwelt als Kleinkunstbühne in Grub am Forst habe ich 1998 gegründet. Ich war dann stellvertretender Fahrdienstleiter beim ASB. Und auch wenn das in Teilzeit war: 2006 musste ich mich entscheiden, ob sich das und meine vielen Auftritte noch miteinander vereinbaren lässt. Ich habe entschieden: Nein - und seitdem bin ich freischaffender Künstler.
Die Zauberwelt sollte von Grub am Forst nach Rödental umziehen. Warum hat das nicht geklappt?
Der Vermieter des Gebäudes in Rödental und ich sind uns leider nicht einig geworden. Anschließend habe ich eine Zeit lang die Veranstaltungshalle in Meeder genutzt. Mittlerweile fühle ich mich aber in Coburg sehr wohl: Mit größeren Produktionen, wie Weihnachtsvarieté oder meinem neuen Programm, gehe ich in den Saal von St. Augustin. Für kleinere Shows, etwa dem Donnerwetter-Varieté, Figurentheater oder Auftritte von Travestiekünstlern, bin ich im "Münchner Hofbräu" gut aufgehoben.
Fühlt sich Oskar dort auch wohl?
Ach, der fühlt sich überall wohl, wo Leute lachen und wo er reden kann, wie ihm die Schnauze gewachsen ist.
Beziehungsweise: wo er reden kann, wie sie es ihm in den Mund legen! Wie schwer ist es eigentlich, mit dem Bauch zu reden?
Es ist schwer, aber jeder kann es lernen. Nachdem man einen entsprechenden Kurs absolviert hat, benötigt man noch gut ein Jahr Training - das ist Pflicht. Ich habe selbst viele Jahre lang Kurse gegeben an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel.
Allerdings hat mich dann vor 15 Jahren eine Kieferoperation etwas gestoppt. Meine Unterlippe hat seit dem Eingriff nur noch 80 Prozent Gefühl, was die Technik des Bauchredens etwas erschwerte. Doch ich habe mich durch Training der alten Form wieder genähert.
Erschrecken Sie mit Ihrer Bauchrede-Kunst gelegentlich auch mal Menschen im Alltag, zum Beispiel in der U-Bahn?
Nein, ich gebe meine Stimme immer nur in die Puppe hinein. Obwohl... (Marcus Geuss lacht), im Aufzug könnte ich es mal ausprobieren (Marcus Geuss verstellt seine Stimme): Achtung, Achtung, bitte verlassen Sie den Aufzug!
Apropos Puppe: Oskar ist ja nicht mehr der Jüngste - ist das immer noch die Puppe vom Anfang?
Nein, aktuell ist Puppe Nummer drei im Einsatz. Der Original-Oskar, der immerhin schon 16 Jahre alt ist, wird aber auch immer noch verwendet, vor allem, wenn ich Kindergärten besuche. Das Problem an der Puppe ist, dass man sie nicht waschen kann. Deshalb muss ich schmunzeln, wenn Leute unbedingt mal in Oskar hineinfassen möchten. (Marcus Geuss verzieht das Gesicht) Ich will aber gar nicht wissen, wer und was alles in Oskar wohnt... Ich bin mit ihm ja auch in heißen Sommermonaten auf Tour (Marcus Geuss lacht).
Wie sehen Ihre Pläne für 2017 aus?
Mein neues Programm "Friede, Freude, Hundekuchen" spiele ich im März und April. Anschließend geht es zwei Mal aufs Schiff - dafür bin ich sehr dankbar: Ich kann Geld verdienen und dabei gleichzeitig noch die Welt sehen. Ich war schon mit Schiffen in Südafrika, den USA oder auch Brasilien. In der Regel mache ich pro Schifffahrt zwei Shows plus einige Kurzauftritte.
Ein Highlight ist dann im Juli das Coburger Schlossplatzfest. Als künstlerischer Leiter kümmere ich mich ums Programm. Im November und Dezember moderiere ich "Gymmotion", eine große Artistik-Show, die durch verschiedene Städte tourt.
Verraten Sie uns noch Ihren Lieblingswitz aus dem neuen Programm?
Das ist schwierig, weil die alle aus dem Zusammenhang gerissen wären. Aber Oskar hat zurzeit einen Lieblingswitz!
Wir hören!
Was schwimmt durchs Meeder und ist stark geschminkt?
Wir wissen es nicht...
Ein Tuntenfisch.