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Ein Coburger Traum vom Aschenbrödel


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Sonntag, 25. November 2018

Das Landestheater Coburg beschert uns den witzig auf die Bühne gezauberten Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Ein großes Vergnügen für Jung und Alt.
Sie haben sich gefunden: Das Aschenbrödel (Maren Kraus) und sein Prinz (Thomas Kaschel). Sebastian Buff


"Herr Prinz, der Schuh!" - Über den ist er glatt hinweggeflogen. Wie gut, dass dieses Coburger Aschenbrödel, Maren Kraus, zwar genauso zart und schön und berührend ist wie im Film, aber gleichzeitig viel resoluter. Und diese mit ihr verbündete, weißfedrige Ruckedigu-Zaubertaube, Madame Clodette, eine frransösiische Brieftaube (hinreißend Luisa Maria Schmidt), ist sehr praktisch veranlagt. Zusammen kriegen sie den eine winzige Spur vertrottelten Prinzen (Thomas Kaschel) dahin, wohin er in der herrlich vergnüglichen Bühnenfassung des tschechisch-deutschen Märchenfilmes "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" kommen soll.

Das Premierenpublikum im ausverkauften Landestheater war am Samstag vollkommen verzückt. Es gab in Coburg schon viele schöne Weihnachtsmärchen. Doch die Produktion dieses Jahres in der witzigen Regie von Schauspielchef Matthias Straub und dem geradezu entrückten und entrückenden Bühnenbild von Michael Heinrich wird in Zukunft zu den legendären gezählt werden.

Voller Ironie

Was für ein zauberhafter Spaß, und zwar tatsächlich für Jung und Alt. Selbst die vielen Kleinen im Publikum blieben in den gut eineinhalb Stunden gebannt und konzentriert. Und für die Erwachsenen, vor allem diejenigen, die mit Grimms Märchen und dem jährlichen Ritual "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" zu Weihnachten im Fernsehen groß und vielleicht sogar alt geworden sind, gibt es immer weitere ironische Seitenhiebe und Anspielungen.

Schon die geschickt eingesetzte Filmmusik von Karel Svoboda entführt unwiderstehlich: Auf den von der Stiefmutter tyrannisierten Gutshof mit prächtiger Ansicht des Schlosses im Hinter- und mächtigen Bäumen im Vordergrund. Wir ziehen in die märchenhaft gemalte, groß und bezwingend wirkende Kulissenwelt, die Michael Heinrich aus der Theatergeschichte heraufbeschworen hat.

Im Tüll versinkend

Carola Volles wiederum lässt die ironisierte Märchengesellschaft aus guten und bösen Menschen und sprechenden Tieren in rauschendem, farbenprächtigen Tüll aufmarschieren. Oder herbeiflattern. Oder die Figuren schweben und springen in den originellen Minichoreografien von Mark McClain. Was braucht es da echte Pferde; dieser Prinz reitet doch auch ohne wie die Leidenschaft in Person - von links nach rechts und zurück durch die Kulissen. Gefolgt von seinem höchst skurrilen Lehrer (Alexander Tröger).

Dem allen kommt die gar nicht so unsympathische Stiefschwester Dorchen (Friederike Pasch), patschend im Tüll ihrer übermäßigen Verwöhnung, nicht hinterher, wie laut ihre rabiate Mama, Kerstin Hänel als böse Stiefmutter, auch rumkreischen mag.

Wären da noch Boris Stark als ängstlicher Täuberich und gewitzter Knecht Vincek und Stephan Mertl als König mit kurzen Beinen auf überhohem Thron. Alle und alles zusammen bescheren ein Coburger Weihnachtsmärchen, wie es im Buche steht. Der König hat das letzte Wort: "Das sollte man verfilmen".

Landestheater Coburg

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Bühnenfassung von Uli Jäckle nach dem gleichnamigen tschechisch-deutschen Märchenfilm von Václav Vorlícek und František Pavlícek. Musik von Karel Svoboda

Die Produktion Inszenierung Matthias Straub, Bühne Michael Heinrich, Kostüme Carola Volles, Choreografie Mark McClain, Dramaturgie Carola von Gradulewski

Darsteller Maren Kraus, Stephan Mertl, Thomas Kaschel, Kerstin Hänel, Friederike Pasch, Luisa Maria Schmidt, Alexander Tröger, Boris Stark, Statisterie

Weitere Termine 29. November, 5., 9., 10. Dezember, 11 und 14 Uhr, 2. Dezember, 14 und 18 Uhr, und zahlreiche weitere Termine.