Ein bewegtes Fest in und um St. Georg in Neustadt
Autor: Daniela Pondelicek
Neustadt bei Coburg, Montag, 17. Sept. 2018
Die Neustadter feierten am Sonntag ihre Sankt-Georg-Kirche und stießen dabei auf ein historisches Geheimnis.
Die zehnjährige Angelina und die elfjährige Mailin erlebten am Sonntagnachmittag eine Menge Action: Auf dem Gemeindefest in Neustadt machten sie bei vielen spannenden Aktionen mit. "Ich habe mich schminken lassen, war auf der Hüpfburg und habe einen Kloß mit Soße gegessen", erzählte Mailin. Am meisten Spaß habe ihr aber etwas anderes gemacht: eine lange Rollbahn, auf der sie in einer Kiste hinunter rutschen kann. "Das ging total schnell abwärts, das fand ich richtig cool", erzählte sie. Auch Angelina habe die Rutschbahn ausprobiert. Dennoch gefalle ihr die Hüpfburg am besten, sagte Angelina. "Springen und Toben machen mir am meisten Spaß", erklärte sie.
Aber nicht nur die Kinder kamen beim Gemeindefest auf ihre Kosten. Für Groß und Klein gab es die Möglichkeit, die Sankt-Georg-Kirche bei einer Kirchenführung näher kennenzulernen. Klaus Engelhardt und Horst Gundel verrieten den Teilnehmern dabei viele Geheimnisse, die die Stadtkirche sonst vor ihren Besuchern verbirgt. Klaus Engelhardt weiß noch genau, wie die Kirche zu ihrem neuen Lutherfenster gekommen ist. "In den letzten Kriegstagen wurde die Kirche beschossen und das alte Lutherfenster aus dem Jahr 1894 ging zu Bruch", erklärte er. Im Jahr 1998 habe die Kirchengemeinde schließlich einen Wettbewerb gestartet, bei dem nach einem Entwurf für ein neues Lutherfenster gesucht wurde. Eine Augsburger Künstlerin machte dabei das Rennen. "Ich saß im Auswahlgremium und eigentlich hatte mich ihr Entwurf zuerst nicht wirklich überzeugt", gab Klaus Engelhardt am Sonntag zu. Seine Meinung habe sich schlussendlich aber geändert: "Als man mir die Symbolik erklärt hat, die sich in den verschiedenen Teilen des Fensters verbirgt, konnte ich mir das Fenster für unsere Kirche vorstellen."
Bis hinauf auf den Kirchturm
Mit Horst Gundel ging es hoch hinaus: Er lotste die Teilnehmer der Kirchenführung bis hinauf auf den Kirchturm. An den Kirchglocken und dem alten Uhrwerk vorbei ging es die steilen Holztreppen nach oben. Der abenteuerliche Aufstieg machte sich für die Teilnehmer bezahlt: Vom Kirchturm aus hatten sie eine einzigartige Aussicht über Neustadt. Horst Gundel sagte, es mache ihm Spaß, die Besucher durch die Sankt-Georg-Kirche zu führen. "Besonders mit Schulklassen mache ich die Führung gerne - denn durch die Aussicht von hier oben begreifen die Schüler erst, wie es zu dem großen Stadtbrand von 1839 kommen konnte", erklärte er. Denn von hier oben erkenne man erst, wie nah die Gebäude um den Marktplatz herum aneinander gebaut seien. "Und damals standen die Häuser sogar noch enger beisammen, da war es kein Wunder, dass nur ein kleiner Funke eine große Katastrophe anrichten konnte", sagte er. Auf dem Weg nach unten erfuhren die Besucher noch mehr Wissenswertes über die Kirche: Horst Gundel erklärte, wie der Kronleuchter der Kirche sauber gemacht wird und wie der große Weihnachtsstern Jahr für Jahr an die Kirche angebracht wird.
Klaus Engelhardt und Horst Gundel setzen sich ehrenamtlich dafür ein, dass die historischen Geheimnisse der Stadtkirche katalogisiert und den Besuchern zugänglich gemacht werden. Nur ein Geheimnis konnten die beiden bisher noch nicht lüften. "Im Pfarrgarten gibt es einen Keller - und keiner weiß bisher, wer ihn gebaut hat oder warum", erklärte Horst Gundel. Eines wisse man über den Keller aber definitiv. "Eine Zeit lang hielt sich die Legende hartnäckig, dass es von dort aus einen geheimen Gang zum Muppberg gäbe - das stimmt aber nicht", ergänzte Klaus Engelhardt.
"Wir haben in diesem Jahr Altbewährtes angeboten, hatten aber auch neue Aktionen in unserem Programm", erklärte Pfarrer Michael Meyer zu Hörste. Er freute sich sehr darüber, dass diese bunte Programmmischung so gut bei den Besuchern des Gemeindefests ankam. "Das Essen ist sehr schnell weg gewesen und wir mussten auch für Getränkenachschub sorgen", erzählte er. Obwohl das Wetter in diesem Jahr genau so gut wie im vergangenen war, war der Andrang noch größer. "Damit haben wir nicht gerechnet", sagte er.
Blick in die nahe Zukunft
Im kommenden Jahr stehen zwei Baumaßnahmen der Kirchengemeinde im Mittelpunkt: "Die Baumaßnahmen am Kindergarten Löwenzahn sind schon relativ weit, da kann im Frühjahr begonnen werden." Schwieriger gestalte sich allerdings die Rettung des Gemeindehauses "Arche" am Moos. "Da stehen wir im Moment in regem Kontakt zur Landeskirche, um finanzielle Möglichkeiten zu suchen, um das Gemeindehaus zu erhalten", erklärte er. Aufgrund der schadhaften Holzschutzmittel könne das Gemeindehaus nicht unverändert bleiben: "Aber eine Sanierung würde sich nicht lohnen, da in das Gebäude zu tief eingegriffen werden müsste."