Ein Afghane nutzt seine Chance im Autohaus
Autor: Christiane Lehmann
Dörfles-Esbach, Mittwoch, 22. Juni 2016
Mohammad Qasemi aus Afghanistan hat eine Festanstellung im Autohaus "Am Eichberg" bekommen. Jetzt klappt's auch mit der Aufenthaltsgenehmigung.
Mohammad Qasemi strahlt übers ganze Gesicht während er mit dem Schwamm den Defender einschäumt. Er ist glücklich. Heute ist ein großer Tag für den jungen Afghanen. Er hat Termin beim Landratsamt, und aus seiner Duldung soll nach sechs Jahren des Wartens eine "echte Aufenthaltsgenehmigung" werden.
Voraussetzung dafür war auch, dass er eine feste Anstellung hat. Beim Autohaus Am Eichberg in Dörfles-Esbach hat man ihm die gegeben. Ralph Speyerer hat die Entscheidung noch keinen Augenblick bereut.
Lange nach Mitarbeiter gesucht
Der Chef des Autohauses war seit Jahren auf der Suche nach einem zuverlässigen Aufbereiter. "Wir haben auch den Arbeitgeberservice beim Arbeitsamt in Anspruch genommen, doch es war schwierig, einen geeigneten, motivierten Mann dafür zu finden", sagt der Unternehmer.
"Anfang des Jahres haben sie uns dann Mohammad geschickt." Der junge Mann sei voller Tatendrang zum Bewerbungsgespräch gekommen.
"Er wollte wirklich arbeiten", erinnert sich Ralph Speyerer. Seine Motivation und sein Wille habe das ganze Team beeindruckt. Nach einer Probezeit war klar: Mohammad kann bleiben. Nach einigen Wochen unterschrieb er einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Sechs Monate bekommt das Autohaus einen Lohnkostenzuschuss.
Ralph Speyerer hat von Anfang an eine große Chance in dem "Zuwachs" gesehen. Die Flüchtlingsproblematik hatte ihn sehr beschäftigt, und er wollte auch konkret helfen. "Laue Worte allein nützen nichts, es müssen auch Taten folgen", ist seine Überzeugung.
Seinem Team, zu dem thüringische und bayerische Mitarbeiter zählen, machte er deutlich, wie wichtig ihm die Anstellung ist und warb für sein Anliegen der gelebten Integration. Natürlich sei es anfangs befremdlich gewesen, dass Mohammad drei Mal am Tag seinen Gebetsteppich in der Werkstatt ausrollt, doch mittlerweile hätten sich alle daran gewöhnt. Auch, dass der Afghane beim Grillen auf die Bratwurst verzichtet und lieber zum Putenspieß greift, sei kein Problem. "Im Grunde haben alle gemerkt, dass auch Mohammed nicht anders ist. Er hat die gleichen Probleme und Freuden wie wir, wenn es um die Familie geht."
Im Moment scheint bei dem Afghanen jedoch alles wie am Schnürchen zu laufen: Sein großer Sohn geht in die Schule, spricht perfekt deutsch, sein jüngster ist im Kindergarten. Seine Frau macht eine Ausbildung als Krankenpflegerin. Und auch der Führerschein rückt für Mohammad immer näher. Wenn er die Prüfung geschafft hat, und seinen Job als Aufbereiter weiterhin so motiviert macht, möchte Ralph Speyerer ihn weiter unterstützen. Eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker hat er ihm schon in Aussicht gestellt.