Ehrenamtsbörse Coburg: Vom Glück, anderen zu helfen
Autor: Helke Renner
Coburg, Donnerstag, 11. Sept. 2014
72 Aktive hat die Ehrenamtsbörse der evangelischen Kirchengemeinde St. Moriz, die es seit zehn Jahren gibt. Wer sich dort einbringt oder nach Hilfe sucht, muss nicht Gemeindemitglied sein.
Harry Jahnke findet es nicht gut, dass in den Sommerferien das Café im Haus Contakt nicht geöffnet ist. Und da ist er nicht der Einzige. "Die Ferien sind viel zu lang, wir vermissen das Café", sagt auch Wilhelm Braunschmidt und schmunzelt. "Wir kommen gern hierher", ergänzt Helga Jahn. Sie ist 2004, nach längerer Abwesenheit, wieder zurück nach Coburg gekommen und wollte sich neue Kontakte aufbauen. Die fand sie bei der Ehrenamtsbörse von St. Augustin - und über das Café. "Anfangs habe ich nur Thekendienst gemacht. Inzwischen helfe ich bei Festen mit und beim Kirchenkaffee", erzählt sie.
Auch Heide und Wilhelm Braunschmidt sind von Anfang an dabei. Sie sind glücklich, wenn sie für andere etwas tun können und helfen überall mal aus.
Klaus Michanowski ist ebenfalls ein Mann der ersten Stunde. Er kommt, wenn Hildegard Mogalle, die Koordinatorin der Ehrenamtsbörse, ihn ruft. Sigrid Fahlbusch hat es geschafft, ihren Mann Jürgen zu überzeugen, sich bei der Börse zu engagieren. Er führt zum Beispiel immer dienstags unangemeldete Besucher durch die Morizkirche. Harry Jahnke hat im Grunde genommen keinen Mangel an B eschäftigung. Der Rentner bringt sich auch anderweitig ehrenamtlich ein, unter anderem beim Tag der Organspende. "Es ist der Überredungskunst von Frau Mogalle zu verdanken, dass ich auch hier mitmache", erzählt er lachend.
Angefangen hat alles 2004 auf Anregung von Markus Merz, der damals noch Pfarrer bei der Kirchengemeinde St. Moriz war. "Seine Idee war es, Menschen, die freie Kapazitäten im Alltag haben, mit solchen in Kontakt zu bringen, die Hilfe brauchen", erläutert Hildegard Mogalle. Nach einem Aufruf im Tageblatt meldeten sich die ersten Helfer. Am Anfang waren sie noch zu dritt. Inzwischen ist ihre Zahl auf 72 angestiegen. Dementsprechend konnte das Angebot der Ehrenamtsbörse immer mehr erweitert werden.
Hilfe bei finanziellen Problemen
Heute gehören dazu: der Café-Dienst im Foyer des Contakt, Deutschunterricht für Migranten und Flüchtlinge, der Kirchenkaffee nach den Gottesdiensten, die Betreuung der Werkstatt unterhalb der Kirche, das Ausrichten von Weihnachtsfeiern und des Erntedank-Essens, die Wegzeichen-Gottesdienste, die die Ehrenamtlichen an jedem Mittwoch mit ungeradem Datum ab 19.30 Uhr gestalten.
Es gebe darüber hinaus eine gute Zusammenarbeit mit der Diakonie, erläutert Hildegard Mogalle und verweist auf ein Projekt, das seit etwa drei Jahren laufe und ihr sehr am Herzen liege. "Wir nennen es ,Neustarter‘. Es geht darum, Menschen zu helfen, die nicht oder nur schwer mit Geld klarkommen." Darüber hinaus sollen Finanzexperten an die Grundschulen gehen und den Kindern ein Gefühl für Geld vermitteln. Im Oktober ist der Start an solchen Grundschulen geplant, in denen die Ejott die Mittagsbetreuung übernommen hat.
Projekt für Grundschulen
"Ich habe mich mit der Hochschule Coburg in Verbindung gesetzt und um eine Zusammenarbeit gebeten", sagt Hildegard Mogalle. Nun sei daraus ein Projekt des Studiengangs Soziale Arbeit geworden. "Sie haben schon etwas ausgearbeitet. Damit gehen wir dann ab Oktober in die Schulen." Wichtig sei es ihr aber, ergänzt die Koordinatorin der Ehrenamtsbörse, dass daraus etwas Nachhaltiges wird. "Sie könnten ja etwas entwerfen, das dann an den Schulen bleibt."
Obwohl die Bilanz nach zehn Jahren Ehrenamtsbörse positiv ausfällt, sucht Hildegard Mogalle noch weitere Mitstreiter. "Wer Interesse hat, kann auch einfach hier im Café vorbeikommen." Das ist von Montag bis Freitag von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Auch Gemeindemitglied müsse man nicht, sein, um bei der Ehrenamtsbörse mitzuarbeiten oder Hilfe zu finden.