Ehrenamt Gemeinderat: Warum eine junge Agraringenieurin die Dorfpolitik liebt
Autor: Natalie Schalk
Birkenmoor, Donnerstag, 27. Oktober 2016
Im letzten Teil der Serie zu bürgerschaftlichem Engagement geht es um Ehrenamt und Politik: Greta Albrecht erklärt, warum sie sich im Gemeinderat engagiert.
Greta Albrecht steigt in Stiefeletten mit Zehn-Zentimeter-Absatz hinauf zum Sitz des Traktors. "Ich fahr' den schnell raus", sagt sie. Eine zierliche 26-Jährige mit Chanel-Kettchen, die zwischen Feld und Schweinestall, zwischen Traktor, WhatsApp-Gruppe und Gemeinderatssitzung zu Hause ist. Greta Albrecht ist Bäuerin in Birkenmoor, einem Ortsteil der Gemeinde Meeder im Landkreis Coburg. Nicht einmal 30 Leute leben hier. Aber die junge Agraringenieurin will nicht weg. "Ich bleibe für immer hier!", sagt sie. Und das ist auch der Grund, warum sie 2014 bei der Kommunalwahl angetreten ist und sich seitdem ehrenamtlich als Gemeinderatsmitglied engagiert.
"Das Schöne an der Politik ist, dass man aktiv mitgestalten kann."
"Ich bin berufsbedingt an meine Heimat gebunden. Aber ich lebe auch gern hier, wir haben's schön." Die 26-Jährige spricht über Tradition, über das Dorf, Feste und die Gemeinschaft. Ihr Blick schweift über das Rot-Gelb-Grün-Grau der verregneten Herbstlandschaft: "Es klingt vielleicht ein wenig kitschig", sagt sie, "aber es ist so: Wenn ich die Abendsonne über den ,Langen Bergen' sehe, kann ich mir keinen schöneren Ort vorstellen. Und wenn man hier ist und hier bleiben will, möchte man das Leben doch auch mitgestalten!" Dafür gibt es die Kommunalpolitik. Das Leben in ihrer Region zu gestalten, ist Aufgabe der 32 000 Gemeinde- und Stadträte in Bayern. "Diese Ehrenämter formen die Gemeinden. Das ist das Schöne an der Politik", findet die 26-Jährige.
Opa und die Politik am Mittagstisch
Schon als Kind faszinierten sie die Geschichten, die ihr Großvater Rolf Albrecht beim Mittag- und Abendessen aus der Politik erzählte. Er saß lange für die CSU im Gemeinde- und im Kreisrat. Daher - aber auch, weil sie Landwirtin ist und ihr die Grundsätze der CSU am meisten entsprächen, kam für Greta Albrecht keine andere Partei infrage. "Ich finde aber, ein Fraktionskopf hat in der Kommunalpolitik nichts zu suchen. Es geht darum, etwas zum Wohl der Gemeinde zu erreichen", sagt Albrecht. Bei den großen Themen seien sie sich im Gremium einig, beispielsweise will keiner einen Flugplatz auf dem Gemeindegebiet. Im Grunde spiele Parteipolitik derzeit kaum eine Rolle in Meeder. Klar werde mal lauter diskutiert. "Aber sachlich, nie auf der persönlichen Ebene. Es ist ein nettes Miteinander." Früher war das anders, das Gremium war berüchtigt für seine Auseinandersetzungen. Auch deshalb machten die Alten bei der letzten Wahl die vorderen Listenplätze frei für eine neue Generation. Der Gemeinderat ist verjüngt, Greta Albrecht ist nicht die einzige Mittzwanzigerin: Der Kontakt zur Landjugend, Facebook und Internet gehören hier zur Dorfpolitik. Besprechungen werden über eine WhatsApp-Gruppe organisiert. "Es macht Spaß. Junge Leute sollen sich nicht zieren: Es gibt viele Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren. Und man hat auch eine Verantwortung, sich einzubringen!"