Edelmetall versüßt den Abschied
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Donnerstag, 21. April 2016
Siegfried Wölki, Vorstandssprecher der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, tritt am 1. Mai seinen Ruhestand an. Am Donnerstag wurde er verabschiedet.
48 Jahre lang arbeitete Siegfried Wölki bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels beziehungsweise - vor 2005 - bei den Vereinigten Coburger Sparkassen. Zum 1. Mai geht der 65-jährige Vorstandsvorsitzende nun in den Ruhestand. Ulrich Netzer, der Präsident des bayerischen Sparkassenverbandes nahm dieses Ereignis zum Anlass, Wölki am Donnerstag in der Goldenen Traube mit der höchsten Auszeichnung zu ehren, die sein Verband zu vergeben hat: die Sparkassenmedaille in Gold.
Viele Veränderungen miterlebt
Netzer, gebürtiger Allgäuer, verband sein Präsent mit einer Weisheit aus seiner Heimat: "Wir nehmen jedes Geschenk, und wenn's noch ein bissl was wert ist, umso besser." Selbstverständlich hat die Medaille auch einen materiellen Wert. "Gold steht nicht nur drüber", sagte Netzer schmunzelnd.
"Allerdings ist etwas weniger drin als früher."
Apropos Wert: Die Sparkassen-Idee habe bei Siegfried Wölki ein halbes Jahrhundert einen hohen Stellenwert gehabt, erinnerte Netzer. In dieser langen Zeit hat der Coburger Sparkassen-Chef viele Veränderungen mitgemacht, wie auch viele weitere Weggefährten aus dem Sparkassen-Umfeld in ihren Reden betonten. "Als Sie in die Sparkassenwelt eingetreten sind, waren die Rahmenbedingungen allerdings noch etwas anders", so Netzer. Die Kunden hätten sich verändert. Ein Großteil der Bankgeschäfte würden heute per Smartphone erledigt. "Das sorgt immer mehr für verwaiste Geschäftsstellen."
Doch allzu nostalgisch wollte Netzer gar nicht werden. Er sieht Wölki im Geiste schon mit der kleinen Enkelin auf dem Schoß und der Kaffeetasse in der Hand, lächelnd die Entwicklungen in der Finanzwirtschaft betrachten. Bevor es soweit ist, ist aber für den Ruheständler in spe noch einiges zu tun: An seinem letzten Arbeitstag zum Beispiel wird Wölki an der Verwaltungsratssitzung in München teilnehmen. Netzer schmunzelnd: "Das tut ihm ganz gut, wenn er an seinem letzten Tag noch Termine hat." So müsse er wenigstens nicht so viele Abschieds-Gläschen trinken.
Heitere Atmosphäre
So leicht und heiter wie Netzers Abschiedsrede gestaltete sich die gesamte Veranstaltung in der Goldenen Traube. Familie, Freunde, Kollegen und politische Mandatsträger waren gekommen, um Wölki in den Ruhestand zu geleiten. Welch hohes Ansehen der 65-Jährige bei seinen Weggefährten genießt, ließ sich schon an der langen Menschenschlange ablesen, die sich im Gang vor dem Saal gebildet hatte.
Alle wollten Wölki die Hand schütteln und ein paar persönliche Worte loswerden - die meisten noch vor der Veranstaltung, einige ganz offiziell am Rednerpult.Oberbürgermeister Norbert Tessmer etwa, der Kraft seines Amtes auch im Verwaltungsrat der Sparkasse sitzt, charakterisierte Wölki als "fürsorgliche und fördernde Führungskraft". Ein Geschenk hatte Tessmer noch nicht dabei. Er habe aber gehört, dass Wölki mit einer neuen Modelleisenbahn-Anlage beschäftigt sei. "Wenn's soweit ist, marschieren wir zum Spielwaren Schleyer und kaufen etwas dafür", versprach Tessmer.
IHK-Präsident Friedrich Herdan lobte Wölki als "überregional prägende Persönlichkeit". Er sei auch in Krisenzeiten immer ein "verlässlicher und leistungsstarker Partner" der Coburger Wirtschaft und auch der IHK gewesen.
Martin Faber, bisher Vorstandsmitglied, ab 1. Mai Wölkis Nachfolger, gab seinem Kollegen den Rat, sich nun gut zu überlegen, welche "strategischen Ziele" er für seinen Ruhestand formulieren wolle.
Das hat der scheidende Sparkassen-Chef offenbar schon getan, denn ihm sei wohl bewusst, dass die Worte eines künftigen Ruheständlers "Liebling, ab morgen bin ich zuhause" von der Ehefrau durchaus als Drohung verstanden werden könnten. Doch er gab seiner Gattin Yvonne gleich Entwarnung: Für ein Gespräch mit ihm müsse sie selbstverständlich vorab keinen Termin vereinbaren und er werde auch nicht damit anfangen, "Inventarlisten über den Inhalt des Kühlschranks" anzulegen.
Vor dem "Unruhestand" hat Wölki, anders als er es bei manchen Kollegen beobachtet habe, keine Angst. Seinen Platz zu räumen falle ihm auch nicht schwer. Der Beruf sei für ihn immer Teil des Lebens gewesen, nie davon losgelöst. Auch der Wandel sei für ihn kein Problem. Er besitze ein Smartphone, könne es auch bedienen und sein Fernseher sei internetfähig. Nur Facebook meidet Wölki: "Die digitale Vereinsamung rückt also unaufhaltsam näher."