Duo Zaruk in Coburg: Liebe, Leid und Auberginen
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 25. Februar 2019
Wie das Duo Zaruk aus Spanien im Coburger Haus Contakt mit Musik der sephardischen Juden die Geschichte einer Vertreibung erzählt.
Diese Musik erzählt von Trauer auch dort, wo sie scheinbar fröhlich ist. Sie erzählt von Verfolgung und Vertreibung, von Leid und von der Sehnsucht nach Liebe. "Neue Klänge aus einer alten Welt" hat das Duo Zaruk sein Programm überschrieben, mit dem es im Coburger Haus Contakt gastierte.
Mündlich überliefert
Unter diesem Motto erlebten die bemerkenswert zahlreichen Besucher Musik der sephardischen Juden, die einst Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts aus Spanien vertrieben worden waren. Doch ihre Musik ist bis heute lebendig geblieben, obwohl sie lange Zeit nur mündlich überliefert worden war. Für die Interpreten ist diese Überlieferungstradition Fluch und Segen zugleich. Denn niemand kann sich wirklich sicher sein, wie die Musik der bis zum Ende des 15. Jahrhunderts im katholischen Spanien lebenden Juden tatsächlich geklungen haben mag. Gleichzeitig aber bietet diese Art der Überlieferung den Interpreten alle Freiheiten beim Erkunden der vielen Möglichkeiten, wie diese Musik geklungen haben könnte.
Intensives Musizieren
Das in der Musikszene Madrids angesiedelte Duo Zaruk mit der spanischen Cellistin Iris Azquinezer und dem seit vielen Jahren in Spanien lebende deutschen Gitarristen Rainer Seiferth nutzt diese Freiheit, um viele stilistische Anklänge zu kombinieren. Europäische und nordafrikanische Einflüsse mischten sich ganz undogmatisch im faszinierend intensiven Spiel dieses Duos, notierte und improvisierte Musik ergänzten sich an diesem Abend, der gemeinsam von der Reihe Cultur im Contakt und der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg veranstaltet wurde.
Schattierungsreicher Klang
Oft übernahm das Cello die melodische Führung, doch auch die von Rainer Seiferth einfühlsam und schattierungsreich im Klang gespielte Gitarre beschränkte sick keineswegs nur auf die Begleitfunktion.
Konzert 2017 in Elsa
Schon bei einem Konzert in der Reihe Elsa 47 in der Johanniskirche von Elsa hatte das Duo Zaruk seine Zuhörer beeindruckt - so beeindruckt, dass Musikfreunde-Musikvorstand Joachim Rückert das Duo nun nach Coburg einladen hatte. Im Contakt zogen Iris Azquinezer und Rainer Seiferth ihre Zuhörer mit ihrem intensiven musikalischen Dialog regelrecht in Bann. Mit ihrem Musizieren ließen sie für einen Abend die Tradition der Sephardim, der ab 1492 aus Spanien vertriebenen Juden, auf sehr eindringliche, sehr intensive Weise lebendig werden.
Gesungenes Kochrezept
Liebeslieder und Tänze, melancholisch balladeske Stücke hatten darin ebenso ihren Platz wie eine klanglich sehr zart gefärbte "Romanze der drei Schwestern" und ein gesungenes Kochrezept ("Sieben Arten, Auberginen zuzubereiten"). Verblüffend, welchen Reichtum an Klangfarben Iris Azquinezer und Rainer Seiferth ihren Instrumenten entlockten. Und erstaunlich, wie vielseitig und abwechslungsreich Cello und Gitarre sich auch als Perkussionsinstrumente einsetzen lassen.
Zwei Zugaben
Begeistert ausdauernder Beifall und zwei Zugaben.